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Thematic issue articles

LEARNERS AND THEIR NEW CONSULTATION OPTIONS FOR UNCERTAINTIES WITH EASILY CONFUSABLE TERMS

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  • LEARNERS AND THEIR NEW CONSULTATION OPTIONS FOR UNCERTAINTIES WITH EASILY CONFUSABLE TERMS

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    LEARNERS AND THEIR NEW CONSULTATION OPTIONS FOR UNCERTAINTIES WITH EASILY CONFUSABLE TERMS

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Abstract

Im E-Wörterbuch „Paronyme – Dynamisch im Kontrast“ werden erstmals leicht verwechselbare Ausdrücke, sogenannte Paronyme (z.B.  autoritär  /  autoritativ,  speziell  /  spezial ), in kontrastiven und dynamischen Einträgen beschrieben. Auf zwei Beschreibungsebenen verzahnt es lexikalische Angaben mit enzyklopädischen bzw. konzeptuell-orientierten Details. Korpusanalytische Auseinandersetzungen zeigen, wie stark der Gebrauch einiger Paronyme von den Beschreibungen in traditionellen Lehr- und Nachschlagewerken abweicht. Aber Korpusdaten deuten ebenso auf sprachliche Varianz und Wandel hin, die in speziellen Rubriken festgehalten werden. Neben der Vorstellung des Wörterbuches steht die Frage im Vordergrund, wie die Informationen systematisch aus den Daten gewonnen, analysiert und redaktionell ausgewertet werden, um als Bedeutungs-, Kollokations-, Konstruktions-, Referenz- und Domänenangaben jedes Stichwort so genau wie möglich beschreiben zu können. 

The first online dictionary of German paronyms (“Paronyms - Dynamic in Contrast”) describes easily confused words such as  autoritär  /  autoritativ  (authoritarian  /  authoritative ),  speziell  / spezial (special) in contrastive and dynamic entries. On two descriptive levels, it combines lexical information with encyclopedic or conceptually-oriented details. Corpus investigations reveal how the use of some paronyms differs from the descriptions in traditional reference works. But corpus data also indicate linguistic variation which are described in special sections. Besides a presentation of the dictionary, I will demonstrate how data necessary to provide details such as definitions, collocations, constructions, reference and domains is systematically extracted, analysed and interpreted by using different methods. This paper also explains how these details are used for a precise semantic description of paronyms.

Keywords: Paronyme, verwechselbare Wörter, Paronymwörterbuch, Korpusmethoden, kontrastive lexikalische Analyse, paronyms, easily confused words, paronym dictionary, corpus methods, contrastive lexical analysis

How to Cite:

Storjohann, P., (2021) “LEARNERS AND THEIR NEW CONSULTATION OPTIONS FOR UNCERTAINTIES WITH EASILY CONFUSABLE TERMS”, Korpora Deutsch als Fremdsprache 1(1), 25-50. doi: https://doi.org/10.48694/tujournals-38

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2021-08-08

Peer Reviewed

1. Was sind Paronyme und welche Rolle spielen sie für DaF-Lerner*innen?

Beim Erlernen der deutschen Sprache als Fremdsprache stoßen Lernende auf verschiedene Probleme. Ausdrücke, die verschiedene Ähnlichkeiten zueinander aufweisen und leicht verwechselbar sind, verursachen einige sprachliche Unsicherheiten. Man denke da an den sicheren Umgang mit Quasisynonymen (bekommen / erhalten / kriegen) oder mit Homonymen (der / das Gehalt), Homografen (Tenór / Ténor) sowie Homophonen (mahlen / malen). Darüber hinaus gibt es Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Flexionsvarianten (hing / hängte, gehangen / gehängt). Einen beachtlichen Teil sprachlicher Zweifelsfälle im DaF-Bereich stellen aber Paronyme dar. Darunter fallen Ausdrücke, die formal, lautlich und / oder semantisch ähnlich sind und u.U. gleiche etymologische Ursprünge haben, z.B. sportlich / sportiv, autoritär / autoritativ, bedächtig / bedächtlich, fremdsprachig / fremdsprachlich, speziell / spezial. Neben zahlreichen Adjektiven gibt es auch Nomen (Methode / Methodologie / Methodik) und Verben (authentifizieren / authentisieren), deren kontextuelle Unterscheidung nicht immer leichtfällt. Umfangreichere ältere Auseinandersetzungen mit dem Phänomen der Paronymie liegen im Rahmen strukturalistischer Ansätze und aus fremdsprachendidaktischer Sicht vor (Lăzărescu 1999). Erste gebrauchsorientierte Betrachtungen auf der Grundlage korpuslinguistischer Methoden stellen Mell / Schnörch / Storjohann (2019) zusammen. Generell wird die Paronymie recht unpräzise bezeichnet als „Eigenschaft zweier lexikalischer Einheiten aufgrund von Ähnlichkeiten in Schreibung und Lautung leicht verwechselbar zu sein“ (Wiegand et al. 2020: 501). Eine empirisch fundierte und theoretisch eingebettete Beschreibung des Phänomens steht bis heute aus (vgl. auch Klein 2003, 2018).

Seit Schnörch (2015) wissen wir, dass das Deutsche über knapp zweitausend paronyme Paare / Gruppen1 verfügt, die bisher weder systematisch korpusgestützt untersucht noch in ihrem aktuellen Gebrauch dokumentiert worden sind. Je nach Muttersprache variieren die Fälle, die in diese Kategorie fallen und Ursachen für sprachliche Interferenzen sind. Englischsprachige Muttersprachler*innen etwa vertauschen Ausdrücke, die falsche Freunde sind, beispielsweise sensibel / sensitiv2, oder solche, die nur leicht semantisch von englischsprachigen Entsprechungen divergieren, die Nuancen in Konnotation oder in Bezug auf thematische Referenzbereiche zeigen (z.B. asozial / unsozial / antisozial). Dass Fremdsprachenlernende ähnliche Ausdrücke als schwierig einstufen und welche konkreten Unsicherheiten auftreten, sieht man in Internetforen und Lernplattformen mit Kommentarfunktionen, in denen Unterschiede zwischen Paronymen erfragt und sich über den Gebrauch solcher Fälle ausgetauscht wird (siehe Abbildung 1, 2)3. DaF-Lernende erkundigen sich in solchen Foren in der Regel nach kontextuellen Präferenzen bzw. nach dem korrekten situativen Gebrauch. Es wird auch deutlich, dass sie dies oftmals nach einer erfolglosen Wörterbuchkonsultation tun und daraufhin den Rat der Community und, wenn möglich, den von Muttersprachler*innen aufsuchen4.

Abbildung 1
Abbildung 1

Beispiel für eine Paronym-Sprachanfrage im Forum German StackExchange

Abbildung 2
Abbildung 2

Beispiel für eine Paronym-Sprachanfrage im Forum HiNative

Paronyme bezeichnen oftmals ähnliche Konzepte, deren exakte kontextuelle Abgrenzung in bestimmten sprachlichen Situationen nicht immer erfolgreich mithilfe der dokumentierten Wörterbuchinformationen gelingt. Die darin enthaltenen Angaben sind zu knapp oder zu allgemein, sodass es infolgedessen aufgrund referentieller Überschneidungsbereiche zu kommunikativen Schwierigkeiten bis hin zu Fehlinterpretationen kommen kann. Zusätzlich fehlen wichtige Verknüpfungen von linguistischem mit außersprachlichem Wissen, das zur richtigen kontextuellen Verarbeitung und zur Abspeicherung im mentalen Lexikon nötig ist. Das betrifft sowohl gängige ein-, aber auch zweisprachige Bedeutungswörterbücher (z.B. Duden online, DWDS, Langenscheidt Online-Wörterbücher, PONS Online-Wörterbuch). Auch in speziellen mono- und bilingualen Nachschlagewerken für verwechselbare Wörter wie Müller (1973), Pollmann / Wolk (2001) oder Pavlova / Svetozarova (2012) fehlen entscheidende Informationen. Empfehlungen von Muttersprachler*innen (s. Abbildung 2) zeigen ebenfalls die Grenzen der Intuition (s. Kap. 3) und wie schwer es unter Umständen ist, komplexes Wissen und kontextuelle Gegebenheiten zielgenau introspektiv abzurufen.

Dieser Beitrag beleuchtet das Phänomen der Paronymie aus gebrauchsorientierter Perspektive. Er bietet neue Einblicke in Fragen des situativ-diskursiven Gebrauchs leicht verwechselbarer Ausdrücke und stellt ein neuartiges Online-Wörterbuch vor, das DaF-ler*innen als Wegweiser zu angemessenem Gebrauch dieser schwierigen Ausdrücke dienen kann. Wie unterschiedlich sich leicht verwechselbar Paare zueinander verhalten und wie komplex das Phänomen der Paronymie dabei ist, zeigt sich daran, wie stark Paronyme semantischem Wandel und kontextueller Varianz unterliegen. Dieser Beitrag erläutert auch, wie Paronyme im Alltagsgebrauch in Korpora und mithilfe verschiedener Verfahren systematisch erfasst werden, wie Einzelbedeutungen kontrastiv dargestellt und wie Aspekte sprachlicher Dynamik in einem Nachschlagewerk dokumentiert werden können.

2. Linguistische und lexikografische Herausforderungen bei der Beschreibung von Paronymen

Dass es sich bei der Paronymie keineswegs um ein Randphänomen handelt, zeigt Schnörch (2015). Den Umfang systematisch mithilfe korpusanalytischer Methoden und durch aufwendige redaktionelle Prüfung zu ermitteln, ist dem Projekt Paronymwörterbuch am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) gelungen. Deutlich schwieriger ist hingegen herauszufinden, welche Ursachen zu Verwechslungen führen, welche Konsequenzen diese haben und ab wann kommunikative Störungen auftreten. Oftmals geben aber semantische Vielfalt und sprachlicher Wandel die stärksten Impulse für paronymen Zweifel. Linguistische Fehlgriffe auf der Basis rein lautlicher Nähe kommen etwa bei ethisch / ethnisch vor. Neben lexikalisch-semantischen Voraussetzungen bedingt der angemessene Gebrauch von Paronymen auch kognitive und wissenskonstituierende Faktoren. Paronyme zeigen manchmal konzeptuelle Präferenzen oder spezifische Diskursgebundenheiten. Sie unterliegen zum Teil auch thematisch-sachorientierten Gebrauchseinschränkungen. Auch fremdsprachliche Einflüsse wirken sich auf den Gebrauch deutscher Paronyme aus. Häufige Übersetzungsfehler können zu semantischer Annäherung führen (z.B. englischsprachiger Einfluss bei sensitiv / sensibel (vgl. Storjohann 2015) und technisch / technologisch). Darüber hinaus spielen auch Einstellungen, enzyklopädisches Wissen und kulturelle Erfahrungen bei der Verwendung oder Interpretation von Paronymen eine Rolle. Werden die lexikalischen Realisierungen den falschen konzeptuellen Rahmen zugeordnet (bei konkav / konvex) oder fehlt es an erforderlichem Sachwissen (z.B. bei der Unterscheidung von Kriminologe und Kriminalist), kann es zu Irrtümern bzw. zu Missverständnissen kommen. Keller (2004) erläutert, wie sich dann u.U. neue Konventionen herausbilden, wenn sprachliche Fehler regelhaft innerhalb einer Sprachgemeinschaft auftreten, die die Neuaushandlung von Bedeutung begünstigen.

Wir nehmen den Beginn eines Wandelprozesses wahr, der notwendigerweise eine Regelverletzung darstellt, und unsere Wahrnehmung lässt in dem Maße nach, in dem die anfängliche Regelverletzung zum allgemeinen Usus wird. (Keller 2004: 4)

Manche Unsicherheiten mit semantisch ähnlichen Ausdrücke drücken sich in Korpusdaten dadurch aus, dass diese sehr häufig in unmittelbarer Nähe miteinander vorkommen, z.B. effektiv und effizient, mit dem Ziel, keine deutliche Abgrenzung vornehmen zu müssen. Die überdurchschnittlich häufige kontextuelle Nähe wiederum führt zu semantischen „Abfärbungen“. Ein weiterer Einflussfaktor kann auch das sprachpolitische Eingreifen sein, wie die bewusste Einführung des Adjektivs nichtehelich in der juristischen Verwaltungssprache, um den stigmatisierenden Ausdruck unehelich zu vermeiden. Auch in diesem Zusammenhang sind Verunsicherungen und Interferenzen zu sehen. Zweifel kommen auch dort vor, wo nach einer Unterscheidung zwischen sehr ähnlichen Ausdrücken innerhalb einer Wortfamilie (provokant / provokativ / provozierend oder patriarchisch / patriarchalisch / patriarchal) gesucht wird. Auch zu diesen Ausdrücken sind Sprachanfragen in Foren zu finden, die z.T. verblüffende Antworten über eine mögliche Differenzierung hervorbringen. Tatsächlich zeigen Korpusanalysen, dass diese Ausdrücke Beispiele für lexikalische Vielfalt sind, bei denen es neben unterschiedlicher Häufigkeit keinerlei signifikante semantische Unterschiede gibt. Es ist durchaus denkbar, dass andere Fälle eher dazu neigen, aufgrund des lexikalischen Wettbewerbs sich stärker auszudifferenzieren oder das Verschwinden von Ausdrücken begünstigen.

Inmitten semantischer Aushandlungsprozesse, also zwischen Vorstellungen über Norm und Gebrauch, kann es zu Irritationen bei Sprecher*innen kommen, besonders dann, wenn die Intuition oder eine gelernte Norm vom üblichen Alltagsgebrauch abweichen. Das geschieht nicht nur bei Ausdrücken, die gegenwärtigem Wandel unterliegen, sondern Abweichungen dieser Art kommen auch häufiger zwischen Verwendungen in der öffentlichen Alltagskommunikation und bildungssprachlichem bzw. fachsprachlichem Gebrauch vor. Bei der Beschreibung von Paronymen stößt man also immer wieder auf drei Schwierigkeiten. Es gibt erstens größere Diskrepanzen zwischen sprachlichen Erwartungen an eine Norm und Entdeckungen im Sprachgebrauch. Zweitens gibt es manchmal keine eindeutigen Bedeutungszuschreibungen. Stattdessen verhalten sich manche Paronyme in semantischer Hinsicht sehr vage und sind damit auch sehr flexibel, können nach Bedarf unterschiedlich kontextuell spezifiziert werden. Und zu guter Letzt sind vor allem lexikografische Bedeutungsbeschreibungen immer auch statische, voneinander abgegrenzte Darstellungen von Verwendungen. In der sprachlichen Wirklichkeit verhalten sie sich oftmals viel dynamischer, sie verändern sich oder passen sich variabel an kontextuelle Situationen an. Dynamische Wandelprozesse und Varietäten5 zu einem bestimmten Zeitpunkt festzuhalten, stellt eine Herausforderung für die Wörterbuchpraxis dar. Nachfolgend wird skizziert, unter welchen Umständen sprachliche Varianz, Dynamik und Vielfalt solche Schwierigkeiten verursachen und wie lexikografisch damit umgegangen werden kann.

2.1 Semantische Vielfalt

Widmen wir uns einigen Beispielen mit semantischen Abweichungen. Was etwa vermittelt man DaF-Lernenden bei der Frage, was Parodontose und Parodontitis bedeuten? Schaut man sich die gängige Alltagskommunikation an, werden beide Ausdrücke synonym verwendet. Eine Differenzierung wird nicht vorgenommen. In der Zahnmedizin wird hier jedoch zwischen einer Krankheit degenerativer Art, also einer chronischen Entzündung des Zahnfleisches mit Rückbildung des Halteapparates (Parodontose), oder der einfachen Entzündung des Zahnfleisches (Parodontitis) unterschieden. Zur Annäherung beider Ausdrücke im alltäglichen Gebrauch kam es vermutlich aufgrund einer Zahnpasta-Werbung (vgl. Storjohann 2020, siehe Beleg 16).

    1. (1)
    1. Bakterien und Zahnbeläge, mangelnde Mundhygiene, aber auch Veranlagung oder Erkrankungen wie Diabetes können zur so genannten Parodontitis, aus der Zahnpasta-Werbung als Parodontose bekannt, führen. (Saarbrücker Zeitung, 12.07.2001, Der Parodontose den Zahn ziehen)

Auch das Verbpaar authentifizieren / authentisieren unterliegt einer solchen semantischen Varianz. In der Alltagskommunikation wird nicht zwischen beiden unterschieden. Sie beziehen sich gleichermaßen auf die Autorisierung eines Accounts. Im IT-Bereich wird zwischen beiden Fachbegriffen strikt unterschieden. Sie beziehen sich hier auf EDV-Systeme und auf verschiedene Abläufe, in der Regel aufeinanderfolgende Autorisierungsvorgänge. Bei der Handlung, die mit authentisieren bezeichnet wird, erfolgt zunächst eine Identitätsprüfung, bei der eine Person einen Nachweis über ihre Identität vorlegt. Bei der mit authentifizieren bezeichneten Handlung handelt es sich dagegen um einen Vorgang, bei dem im Anschluss eine systemrelevante Computerüberprüfung und Abgleichung der Daten erfolgt, die von der Person vorgelegt wurden, um anschließend über eine Zugriffserlaubnis zu entscheiden.

Varianz von lexikalischer Bedeutung zwischen der Alltags- und Fachsprachenkommunikation lässt sich in zahlreichen weiteren Fachsprachen beobachten. Als letztes Beispiel sei das Beispiel lebenslang / lebenslänglich hier aufgeführt. Auch hier liegt zwischen den Ausdrücken ein uneinheitlicher Gebrauch in beiden Verwendungsdomänen vor. Entgegen der Korpusdaten wird lebenslang im PONS – Deutsch als Fremdsprache nicht im juristischen Kontext verortet7 und lebenslänglich wird dort wie folgt umschrieben:

Abbildung 3
Abbildung 3

Eintrag lebenslänglich in PONS – Deutsch als Fremdsprache

Neben allgemeinen Kontexten, in denen beide Adjektive sich tatsächlich auf das Konzept ‚bis zum Tod andauernd‘ beziehen, werden lebenslang und lebenslänglich in juristischen Kontexten des deutschen Strafrechts abweichend von der allgemeinsprachlichen Verwendung gebraucht. Mit lebenslang oder lebenslänglich wird nicht die Strafverbüßung bis zum Tode bezeichnet, sondern bei einem solchen Urteil haben Verurteilte die Möglichkeit, nach Verbüßung von 15 Jahren Haft die Aussetzung der Strafe zu beantragen. Einen lebenslangen Freiheitsentzug, also tatsächlich bis zum Ende des Lebens, können Verurteilte jedoch dadurch erfahren, dass nach der formalen Freiheitsstrafe die Sicherungsverwahrung hinzukommt. Lebenslänglich und lebenslang beziehen sich also in Deutschland auf den Freiheitsentzug auf unbestimmte Zeit, mindestens aber auf 15 Jahre8.

Aus den empirischen Beobachtungen des Sprachgebrauchs ergibt sich bei den erwähnten Beispielen die Frage, welche Bedeutungen in welchem Umfang in DaF-Lehr- bzw. Nachschlagewerken festgehalten werden sollten.

2.2 Sprachlicher Wandel

Zwischen Paronymen kann Rivalität herrschen, andere nähern sich aneinander an, wiederum andere üben keinerlei Einfluss aufeinander aus. Einige der häufigeren Paare haben sich in den vergangenen dreißig Jahren verändert, z.B. aufgrund technologischer Entwicklungen (virtuell / virtual, elektrisch / elektronisch). Neue Ausdrücke sind hinzugekommen und bilden gerade erst ein neues Paar (innovativ / innovatorisch) oder Ausdrücke verschwinden aufgrund von Rivalität, wie bedächtlich, das lange Zeit bedeutungsgleich zu bedächtig war, heute aber kaum verwendet wird. Es passiert auch, dass geläufige Paare neue Verwendungen annehmen, die das Bedeutungsspektrum vergrößern und den ursprünglichen Gebrauch verdrängen, z.B. der Ausdruck viral, der heute stärker im Sinne von ‘sich schnell im Internet verbreitend‘ gebraucht wird und damit seine Beziehungen zu virulent oder virologisch nachhaltig verändert. Mithilfe explorativer diachroner Korpusanalysen können Paronymentwicklungen aufgedeckt werden.

Bei aktuellen Veränderungen werden die Diskrepanzen zu gängigen DaF-Nachschlagewerken besonders sichtbar. Nicht immer können DaF-Lerner*innen alle Ausdrücke eines Paares oder einer Gruppe in einem Nachschlagewerk finden. So gibt es beispielsweise keinen Eintrag für viral oder für virologisch in PONS – Deutsch als Fremdsprache, nur virulent ist mit der Umschreibung ‘ansteckend, krankheitserregend‘ belegt. Ebenso gibt es keinen Eintrag für elektronisch, einen sehr geläufigen Ausdruck der Gegenwartssprache, der Unsicherheiten in seiner Abgrenzung zu elektrisch aufweist und aufgrund digitaler Entwicklungen eine starke Bedeutungserweiterung erfuhr. Wie unzureichend manche Informationen sind, zeigt auch das Beispiel sensitiv, das in PONS – Deutsch als Fremdsprache als ‘überaus feinfühlig, empfindlich‘ (geh.) umschrieben wird. Aus der Beschreibung allein erfährt man nicht, auf welche Bezugswörter (z.B. Personenbezeichnungen, Sachverhalte) sich die Paraphrase bezieht. Auch die Markierung ‚gehoben‘ kann aus korpusanalytischer Sicht kaum aufrechterhalten werden; der Ausdruck ist aufgrund jüngerer Veränderungen, die zu einer starken Ausweitung der Verwendungen geführt haben, in der Alltagssprache angekommen, vgl. Korpusbelege 2-49.

    1. (2)
    1. ‚brisant‘
    2. Jeder Internet-Nutzer muß sich innerhalb von 30 Tagen bei der Polizei registrieren lassen. Zudem hat die Regierung in Peking den Zugang zur virtuellen Außenwelt zentralisiert, weil sie politisch sensitive Informationen mit spezieller Software herausfiltern will. (Frankfurter Rundschau, 04.03.1997, S. 8)
    1. (3)
    1. ‚hochpräzise‘
    2. Um das Rätsel zu lösen, untersuchen die Forscher die Eigenschaften von Neutrinos. […] Dazu braucht es höchst sensitive Detektoren. (FOCUS, 06.12.2010, S. 76-79)
    1. (4)
    1. ‚zerbrechlich‘
    2. "Bei uns entstand der Prototyp eines universellen Hygienegreifers nach dem Prinzip des Beugefingers, die dem Roboter ein flexibleres und sensitiveres Greifen ähnlich den Fingern einer menschlichen Hand ermöglicht", so Weyrauch. Im Fokus steht dabei neben dem schonenden Greifen sensitiver Produkte vor allem eine hohe Adaptionsfähigkeit des Greifers über ein großes Produktspektrum von Lebensmitteln unterschiedlicher Beschaffenheit. (VDI nachrichten, 02.05.2014, S. 9)
    1. (5)
    1. ‚feinnervig‘
    2. Der Physiologe Pierre Flourens unternahm Versuche, bei denen er nach der Öffnung des Schädels von Tieren Substanz der Hirnrinde schichtweise abtrug. Die Experimente zeigten, daß unabhängig davon, wo mit der Läsion begonnen wurde, die intellektuellen und sensitiven Fähigkeiten erst gar nicht, dann sukzessive abnahmen, was nach der Gallschen Lokalisationslehre nicht zu erwarten gewesen wäre. (Frankfurter Rundschau, 09.12.1997, S. 4)
    1. (6)
    1. ‚hautpflegend‘
    2. Zwölfmal "sehr gut", zweimal "gut" und einmal "befriedigend": So hat das Öko-Test-Magazin sensitive Feuchttücher bewertet. (Braunschweiger Zeitung, 26.07.2007, Baby-Feuchttücher)

Wandel und Varianz spielen beim Verwechslungspotenzial eine zentrale Rolle und beeinflussen unsere Einschätzung von angemessen und unangemessen bzw. von richtig und falsch. Hier stecken Lexikolog*innen sowie Lexikograf*innen in der Zwickmühle: Sie wollen die kontextuelle Situation richtig beschreiben und entsprechend präzise, aber dennoch ausreichend vage abbilden10. DaFler*innen aber erwarten von Wörterbüchern die Dokumentation von richtigen Bedeutungen mit möglichst eindeutigen Beschreibungen. Die sprachliche Wirklichkeit hingegen spiegelt unter Umständen kontextuelle Vielfalt, Ambiguität und Dynamik wider. Generell kann mit einer umfangreichen empirischen Datenbasis ein genaueres Bild vom Gebrauch eines Ausdrucks gewonnen werden als über introspektive Schilderungen, und nach Korpusuntersuchungen müssen unsere traditionellen, z.T. präskriptiv geprägten Vorstellungen über Bedeutungen sowie über kontextuelles Verhalten leicht verwechselbarer Wörter häufig infrage gestellt werden.

3. Ein kontrastives, dynamisches Wörterbuch

Internetforen zeigen, dass DaF-Lerner*innen ein gutes Gefühl dafür haben, welche konkreten Informationen sie für die richtige Verwendung von verwechselbaren Ausdrücken benötigen. Neben rein lexikalischen Informationen wird häufig nach außersprachlichem Wissen gefragt, das an die Verwendung sprachlicher Mittel geknüpft ist. So werden z.B. mit Blick auf Übersetzungsäquivalente komplexe kontextuelle Situationen erläutert, in denen enzyklopädisch-konzeptuelle Informationen oder sachgebietsbezogene Referenzrahmen gezielt erfragt und diskutiert werden. Internetbasierte Nutzer*innenstudien wurden in dem Projekt Paronymwörterbuch11 am IDS 2015 vorgenommen, um herauszufinden, wann sprachliche Unsicherheiten auftreten, auf welche Kontexte sie sich beziehen und welche Informationen in Erfahrung gebracht werden sollen (siehe Storjohann 2016). Die Analyse von Sprachanfragen lieferte wichtige Erkenntnisse über Wissenslücken und Bedürfnisse, aber auch darüber, wo nachgeschlagen wird und ob man mit den Angaben zufrieden ist. Auf der Basis der gewonnenen Einsichten wurde ein neuartiges Konzept für ein datengeleitetes Online-Paronymwörterbuch entwickelt. Dieses Nachschlagewerk, Paronyme – Dynamisch im Kontrast, verfügt heute über 350 Einträge zu leicht verwechselbaren Ausdrücken in ihrem aktuellen Sprachgebrauch und verfolgt mehrere Ziele12: Je nach Interesse können Informationen auf verschiedenen kontrastiv angelegten Beschreibungsebenen abgerufen werden. Bestimmte Angaben können dabei ein- oder ausgeblendet und individuell für eigens ausgewählte Vergleichsanzeigen dynamisch erzeugt werden. Mithilfe flexibler Darstellungsformen können diese unterschiedlich angeordnet werden. Bedeutungserläuterungen sind konzeptuell angelegt, um der Forderung nach einer stärker kognitiv ausgerichteten Lexikografie gerecht zu werden (Kövecses / Csábi 2014; Ostermann 2015), indem konsequent zusammenhängende Faktoren sprachlicher und außersprachlicher Natur miteinander verknüpft sind. Dieses Zusammenspiel kann sowohl für die Rezeption als auch für die eigene Produktion relevant sein und beeinflusst die Mikrostruktur des Wörterbuchs. Alle Angaben basieren auf empirischen Auswertungen umfassender Datengrundlagen mit korpuslinguistischen Analysemethoden. Sie sind deskriptiv ausgerichtet und berücksichtigen Varianz und Entwicklung. Mit diesem Anspruch an ein Wörterbuch und mit den heutigen technologischen Möglichkeiten bedeutet das, dass das neue Paronymwörterbuch sowohl in seinem Inhalt als auch in seiner Präsentation erheblich von herkömmlichen Nachschlagewerken abweicht.

3.1 Paronyme im Vergleich

Für DaF-Lernende gibt es keine speziellen Wörterbücher, die sprachliche Zweifelsfälle im Vergleich dokumentieren, vermutlich auch deshalb, weil die Voraussetzungen je nach Muttersprache sehr unterschiedlich sind13. So bleibt ihnen nur das Nachschlagen einzelner Stichwörter und das eigenständige Miteinandervergleichen der Informationen. „Paronyme – Dynamisch im Kontrast“ ist auf den direkten Vergleich zweier oder mehrerer Ausdrücke hin konzipiert worden. Jeder Eintrag besteht aus mindestens einem lexikalischen Paar, welches kontrastiv miteinander konsultiert wird, wobei sich diese Gegenüberstellung sowohl auf Gemeinsamkeiten, Unterschiede, aber auch die Vorkommenshäufigkeit der kontextuellen Verwendungen konzentriert. Vergleichen kann man Bedeutungserläuterungen, Kollokatoren, Angaben zum kontextuell-referentiellen Bezug (bei Adjektiven in der Regel Bezugsobjekte), Diskurs- / Domänenangaben, Beispielbelege, Synonyme / Antonyme sowie typische Konstruktionsmuster. Diese Vergleichsoptionen stehen auf zwei verschiedenen Beschreibungsebenen, der Überblickdarstellung sowie der Detailansicht, zur Verfügung. Zur näheren Erläuterung dieser kehren wir zum Beispielpaar schmerzfrei / schmerzlos aus Abbildung 2 zurück.

3.2 Ein Wörterbuch mit zwei Beschreibungstiefen

In der kompakten Überblicksdarstellung erscheint das frequentere Stichwort schmerzfrei oben, darunter wird das weniger häufige Adjektiv schmerzlos mit seinen Gebrauchskontexten aufgelistet (Abbildung 4).

Abbildung 4
Abbildung 4

Überblicksdarstellung schmerzfrei / schmerzlos

Die einzelnen Verwendungskontexte (in Kacheln dargestellt) sind stichwortbezogen horizontal aufgelistet; vertikal erfolgt zusätzlich eine Zuordnung zu den Verwendungskontexten des jeweiligen Partnerwortes. Bedeutungsgleiche, ähnliche oder unterschiedliche Gebrauchsweisen werden nach semantischen Merkmalen entsprechend gruppiert und farblich markiert. Auf diese Weise erscheinen zunächst diejenigen Verwendungen direkt untereinander, die starke semantische Überlappungen aufweisen (blau), gefolgt von Kontexten, die sich ähnlich sind, aber je eigene Nuancen haben (grün). Verwendungen, die keine Entsprechungen aufweisen (grau), werden hingegen isoliert dargestellt. (Bei mehreren unterschiedlichen Kontexten werden diese versetzt zueinander angelegt.) Die Reihenfolge der Gruppen ist dabei veränderbar. Dynamisch lassen sich mehrere Anordnungen nach diversen linguistischen Parametern generieren (s. Kap. 3.4 oder Abbildung 6).

Die Überblicksdarstellung zeigt, wie viele Verwendungskontexte pro Stichwort vorliegen und ob bzw. welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den aufgeführten Ausdrücken existieren. Schmerzfrei verfügt über drei, schmerzlos dagegen über zwei Verwendungen, von denen jeweils eine bedeutungsgleich und eine ähnlich ist. Eine dritte Verwendung ist für schmerzfrei belegt, nicht aber für schmerzlos. Betrachten wir die typischste Gebrauchsweise für schmerzfrei näher, dann liegen für diese, wie auch für jede andere, die folgenden Angaben in der Präsentation vor:

Tabelle 1

Überblick an Angaben in einer spezifischen Gebrauchsweise (Kachel)

Kurzparaphrase ‚keine Beschwerden verursachend‘
Referenz / Sachbezug Verfahren, Handlung
fünf beispielhafte Kollokatoren Behandlung, Operationen, Methode, Eingriff, Verfahren

Kurzerläuterungen zusammen mit den Kollokatoren verorten jedes Paronym für einen bestimmten Kontext. Diese Kollokatoren sind einerseits eine rein lexikalische Angabe, aber andererseits stellen sie als kontextabhängige sprachliche Realisierungen typische sachbezogene referentielle Bezugsobjekte dar und sind damit gleichzeitig enzyklopädischer, also außersprachlicher Natur, da sie relevante thematische Gebundenheiten oder Sachgebiete (sogenanntes Kontext- bzw. Weltwissen) demonstrieren und die außersprachliche Welt widerspiegeln. Die hier aufgeführten Informationen lesen sich daher folgendermaßen:

Tabelle 2

Interpretation des Zusammenhanges der Einzelangaben in einer Kachel

schmerzfrei bedeutet ‘keine Beschwerden verursachend‘. Es bezieht sich auf Verfahren oder Handlungen, wie sie z.B. mit Behandlung, Operationen, Methode, Eingriff, Verfahren ausgedrückt werden und mit denen es häufig gemeinsam vorkommt.

Insgesamt dient diese Überblicksdarstellung der schnellen Erfassung, der Orientierung und ebenso der Navigation. Um kommunikative Bedingungen zwischen einzelnen Verwendungen oder auch zum Partnerausdruck unterscheiden zu können, sind lexikalische und enzyklopädische Informationen miteinander verbunden, auch deshalb, weil sprachliches und außersprachliches Wissen im mentalen Lexikon miteinander verzahnt sind und sowohl für die Sprachproduktion als auch für kommunikative Verstehensprozesse gleichermaßen nötig sind (vgl. Busse 1997). Eine strikte Unterscheidung der einzelnen lexikografischen Angaben ist daher gar nicht möglich (siehe dazu weiter Abschnitt 3.3).

Weitere Einzelheiten und Angaben befinden sich in der erweiterten Detailansicht, zu der man über den weiterführenden Link in jedem Kachelfeld gelangt. Dort werden die Kurzparaphrase und eine explizite Bedeutungserläuterung (in Form einer Langparaphrase), die Domäne / Diskursbereichsangabe, max. zehn illustrative Kollokatoren (geordnet nach Wortart), ggf. typische Verwendungsmuster, max. drei Korpusbelege, die den Ausdruck zusammen mit ausgewählten Kollokatoren im Kontext zeigen, sowie ggf. Synonyme und Antonyme mit Belegen erfasst (Abbildung 5)14.

Abbildung 5
Abbildung 5

Detailansicht des Verwendungskontextes ‘keine Beschwerden verursachend‘ (schmerzfrei)

Mit den Angaben der Detailansicht werden die Überblicksangaben ergänzt oder vertieft bzw. illustrativ belegt. Nachschlagende entscheiden selbst, ob ihnen die Informationen aus der Überblicksansicht bereits ausreichen, um ihre Sprachanfrage zu beantworten, oder ob ggf. weitere Informationen aus der Detailansicht benötigt werden.

3.3 Die Verknüpfung von sprachlichem und außersprachlichem Wissen

Für die Verankerung von neuem Wissen und für angemessene sprachliche Interaktion ist die Verknüpfung von linguistischen mit enzyklopädischen (also außersprachlichen) Details unerlässlich. Die Langparaphrase zu schmerzfrei im Sinne von ‚keine Beschwerden aufweisend‘ etwa enthält die Bezugsobjekte KÖrperteil, Person, also konzeptuelle Kategorienangaben (siehe Abbildung 6). Das heißt, die Gegenstandsbereiche, auf die die Ausdrücke in jedem Kontext referieren, sind explizit in die Paraphrase eingearbeitet15. Sie stellen entweder eine aus Kollokatoren abstrahierte kognitive Entität oder eine assoziierte referentielle Kategorie dar. Wie in 3.2. erläutert wurde, spiegeln Kollokatoren, also häufig mit dem Paronym vorkommende kontextuelle Partnerwörter, wie Rücken, Knie, Fuß, Schulter, Patienten, einerseits usuelle syntagmatische Strukturen (z.B. ein schmerzfreier Rücken) und andererseits die außersprachlichen Bezüge in der außersprachlichen Realität (im Sinne von dem, was konkret in der Welt schmerzfrei sein kann) wider. Sie unterstützen die mentale Abgrenzung der Kontexte im Zuge der lexikografischen Disambiguierung und dienen Wörterbuchnutzer*innen zur Unterscheidung der angegebenen Gebrauchskontexte16. Zusätzlich wird sichtbar, dass schmerzfrei hier in der Regel thematisch in medizinischen Kontexten eingebettet ist. Auch diese außersprachliche Information wird in Form einer Domänen- oder Diskursangabe bereitgestellt.

Aufgrund der Verbindung unterschiedlicher Arten von Angaben können bei allen Nachschlagehandlungen zusammengehörige Informationen gemeinsam abgerufen und abgespeichert werden. Vor allem für DaF-Lerner*innen können so neue oder noch nicht gefestigte Wortschatzstrukturen gesichert verankert werden. Es ist bekannt, dass wichtige Semantisierungsprozesse durch verschiedene Techniken des Assoziierens begünstigt werden können, etwa durch das Lernen im Kontext, das Verknüpfen mit Weltwissen, das Formulieren von Definitionen oder Erläuterungen mithilfe von Unter- und Oberbegriffen oder das Bilden von Paraphrasen mithilfe von Analogien, Synonymen und Antonymen (siehe Haß 200617).

3.4 Dynamisch generierte Anzeigen

Ein Alleinstellungsmerkmal des Wörterbuches ist das individuelle Navigieren sowie Auswählen der Anordnung bzw. des kontrastiven Konsultierens. Dazu stehen in der Überblicksdarstellung zwei Menüs zur Verfügung. Mit dem Auswahlmenü links oben können Anordnungen generiert werden, die unterschiedlichen linguistischen Parametern folgen. Auf diese Weise können Verwendungskontexte statt nach Gemeinsamkeiten (Abbildung 4) auch nach Frequenz (Abbildung 6) oder nach Unterschieden angeordnet werden. Entsprechend sind unterschiedliche Betrachtungsweisen auf die vorliegende Paronymiebeziehung möglich.

Abbildung 6
Abbildung 6

Überblicksdarstellung für schmerzfrei / schmerzlos geordnet nach Frequenz der Verwendungsaspekte

Variable Anzeigen können auch in Bezug auf die Detailansicht generiert werden. Bis zu drei Verwendungen (Kacheln) können über das oben mittig platzierte Menü angeklickt und in ihrer Detailansicht nebeneinander aktiviert werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Verwendungskontexte zu einem Paronym gehören oder ob stichwortübergreifend ausgewählt wird. Abbildung 7 zeigt schmerzfrei und schmerzlos zusammen im Detail in ihrer jeweils häufigsten Verwendung ‘keine Beschwerden verursachend‘.

Abbildung 7
Abbildung 7

Zwei Verwendungskontexte kontrastiv im Detail

Der entscheidende Vorteil dieser Option ist das parallele Betrachten von identischen Angabearten, da diese direkt nebeneinander angeordnet sind. So ist erkennbar, dass schmerzfrei und schmerzlos in der Bedeutung ‚keine Beschwerden verursachend‘ sich dahingehend ähnlich sind, dass sie sich beide auf Verfahren oder Handlungen beziehen, aber während schmerzfrei häufig in Texten über Medizin und Sport vorkommt, ist schmerzlos eingeschränkter überwiegend in medizinischen Zusammenhängen belegt. Hätte der Nutzer aus dem Sprachforum (Abbildung 2) das neue Wörterbuch konsultiert, wäre er auf eine andere Antwort gestoßen, als sie der Muttersprachler gab. Abweichungen dieser Art sind häufig. Nur Korpusdaten können systematisch extrahiert und gezielt nach kontextuellen Partnerwörtern analysiert werden. Besonders große Diskrepanzen zwischen Intuition und sprachlicher Wirklichkeit sind bei hochpolysemen Paronymen zu beobachten, da hier Muttersprachler*innen oftmals nur prototypische Gebrauchsweisen abrufen.

3.5 Weitere Angaben

Ziel des neuen E-Wörterbuches ist es auch, semantische Abweichungen sowie Wandelprozesse zu skizzieren. Die Paronymie ist ein komplexes und dynamisches Phänomen, das an kontextuelle Gegebenheiten gebunden ist, aber auch aufgrund seines lexikalischen Wettbewerbs stärker als andere Ausdrücke Einflüssen unterliegt, die zu Veränderungen führen können. Unter der Rubrik „Wissenswertes“ versammeln sich Wörterbuchbereiche, die über fachsprachlichen oder mündlichen Gebrauch informieren, aber auch Angaben zu grammatischen Auffälligkeiten, Sprachwandel sowie zu anderen Wortpaaren, die in morphologischer Hinsicht Ähnlichkeiten zu einem bestimmten Paar aufweisen, werden hier versammelt. An dieser Stelle sei kurz auf die Angaben zu Fachsprache und Sprachwandel eingegangen.

Die Nomen Antarktis und Antarktika beispielsweise werden in der Alltagssprache bedeutungsgleich gebraucht. Mit beiden bezeichnet man den Südkontinent der Erde, der in dem Gebiet der Antarktis, also rund um den Südpol liegt (Belege 7, 8).

    1. (7)
    1. Die Antarktis erscheint heute als Kontinent eintöniger Gleichförmigkeit, der für immer unter einem dicken Eispanzer begraben scheint. (Frankfurter Allgemeine, 23.11.2001, Eisfreie Zeiten in der Antarktis)
    1. (8)
    1. Der Südkontinent Antarktika sei zwar weitgehend erkundet, trotzdem gebe es noch offene Fragen: So sei etwa die genaue Fläche des Festlandes unbekannt, weil das Schelfeis darüber hinausragt. (die tageszeitung, 11.01.2013, S. 23, Auf dünnem Eis)

In der Fachsprache der Geografie sind Antarktis, Antarktika (und auch Antarktik) Bezeichnungen, die definitorisch voneinander abgegrenzt werden und mit denen unterschiedliche Gebiete oder geografische Einteilungen benannt werden. Diese Land- oder Wasserregionen sind in ihren Flächen, Abgrenzungen sowie Ausdehnungen genau festgelegt und in Fachlexika beschrieben. Werden Abweichungen zwischen Verwendungen der Alltagskommunikation und der Fachsprache aufgedeckt, werden diese im neuen Nachschlagewerk dokumentiert. Das bietet Nutzer*innen die Möglichkeit, themengebundene Informationen abzurufen, aber auch eine Einordnung des unterschiedlichen Gebrauchs vorzunehmen. Die Unterschiede werden im Gegensatz zu den in Kap. 3.2 aufgeführten Inhalten narrativ vorgenommen, d.h., in erläuternden Abschnitten wird auf Diskrepanzen zwischen den standard- und fachsprachlichen Varietäten hingewiesen; diese werden, wenn möglich, mit Angaben aus fachspezifischen Quellen illustriert (Abbildung 8).

Abbildung 8
Abbildung 8

Rubrik Fachsprache

Sprachwandel, der sich anhand von Korpustexten in den letzten dreißig Jahren gut nachverfolgen lässt, wird ebenso im Wörterbuch festgehalten. In der Subrubrik „Sprachwandel“ werden semantische Verschiebungen, Erweiterungen oder Verdrängung in Form kürzerer oder ausführlicherer Erläuterungen angeboten. Im Fokus steht dabei auch die Skizzierung von Einflüssen und deren Auswirkungen (Abbildung 9).

Abbildung 9
Abbildung 9

Rubrik Sprachwandel

Der Erarbeitung dieser beiden Angaben wird in der letzten Phase des Projektes besonderes Augenmerk verliehen. Unter den Paronymkandidaten gibt es insgesamt ca. 15 % Fachvokabular, das möglicherweise unterschiedlich in seiner spezifischen Fachsprachenvarietät gebraucht wird. Derzeit verfügen auch etwas mehr als 10 % der Stichwörter über Angaben zu Bedeutungswandel. Künftig werden weitere Paare diachron dahingehend untersucht, ob Wandelprozesse oder Verschiebungen in der jüngeren Vergangenheit sichtbar sind. Wie die nötigen fachrelevanten Informationen und auch die diachronen Angaben gewonnen werden, wird in Kap. 4.3 erläutert.

4. Explorative Korpusarbeit: Methoden und Verfahren

Die Grundlage für Bedeutungsanalysen und damit für die Erarbeitung des neuen Paronymwörterbuchs sind umfangreiche korpusgeleitete Auswertungen des Sprachgebrauchs, da nur in authentischer Kommunikation sprachliche und außersprachliche Faktoren umfassend ermittelt werden können. Dafür werden sowohl etablierte explorative Verfahren als auch innovative kontrastive Methoden eingesetzt. Das Wörterbuch stellt also keine computergenerierte Ressource dar, vielmehr ist es das Ergebnis korpusbasierter und korpusgesteuerter Analysearbeit18, linguistischer Interpretation und lexikografischer Redaktion. Dieses Zusammenspiel ist zeitaufwendig, garantiert aber objektivere und zuverlässige Einträge.

Das zugrunde liegende Korpus wurde aus den schriftsprachlichen Korpusarchiven des IDS speziell für die Erarbeitung des Wörterbuchs zusammengestellt19. Neben einigen Nachteilen, die Zeitungstexte haben, sind sie durchaus für die Untersuchung von Paronymen im öffentlichen Sprachgebrauch vorteilhaft, denn sie sind gut verbreitete und redigierte Texte, die von einer Großzahl der Bevölkerung rezipiert werden. Sie illustrieren überregionalen, konventionalisierten Sprachgebrauch und verfügen über eine Vielzahl unterschiedlicher Themen, Genres und Autor*innen. Das Korpus ermöglichte erstmals eine konsequent korpusgestützte und systematisch redaktionell ausgewertete Stichwortliste von Paronymen. Auf der Grundlage einer computerbasierten, zeichen- bzw. musterorientierten Suche von Wortpaaren wurden gezielt Paare extrahiert, deren formale Bestandteile sich nur in bestimmten Mustern unterschieden (Schnörch 2015)20. Diese Auswertung verdeutlichte, dass die Paronymfälle des Deutschen weit umfangreicher waren als bisherige Wörterlisten vermuten ließen. Auf der Grundlage von ca. 200 Mustern wurden 9246 Wortpaare automatisch extrahiert, anschließend ‚manuell‘ geprüft und in Häufigkeitsklassen einsortiert. Rund 2000 Wortpaare qualifizierten sich als Paronymkandidaten21, von denen rund 710 Paare eine ausreichende Frequenz für statistische Analysen aufweisen22. Darunter befinden sich auch Zusammensetzungen oder Negationen, die als Sublemmata angesetzt werden können (z.B. parteiisch / parteilich: innerparteiisch / innerparteilich, überparteiisch / überparteilich, unparteiisch / unparteilich).

4.1 Einzellexematische Bedeutungsanalysen

Im Mittelpunkt jeder Stichwortanalyse steht die statistische Auswertung von Kontexten, die Kollokationsanalyse (auch Kookkurrenzanalyse23, Belica 1995). Das bedeutet, dass semantische Umgebungen eines Suchwortes computerbasiert nach auffälligen Mustern untersucht werden, um typische kontextuelle Mitspieler aufzudecken. Diese Kollokationsprofile stellen den systematischen Zugang zu usuellen sprachlichen Strukturen und zu typischen Gebrauchsweisen eines Ausdrucks dar, und deren lexikografische Auswertung ermöglicht die Disambiguierung des Bedeutungsspektrums in Einzellesarten. Kollokationen werden computergesteuert im Korpus ermittelt und anschließend analysiert, interpretiert, hinterfragt, geprüft und im Wörterbucheintrag eingearbeitet (Schnörch 2019). Tabelle 3 enthält einige nach Signifikanz geordnete Kollokatoren für schmerzfrei / schmerzlos. Die farblichen Markierungen demonstrieren die interpretative Einordnung in verschiedene Kontexte, unmarkierte Kollokatoren können nicht ohne weitere Prüfung kontextuell zugeordnet werden.

Tabelle 3
Tabelle 3

Beispielhafte Kollokatoren für schmerzfrei und schmerzlos

Kollokationen sind also ein lexikografisches Arbeitsmittel. Für DaF-Nutzer*innen sind sie in Wörterbüchern ebenfalls unentbehrlich, um usuelle Muster und musterhafte Konstruktionen erlernen und Assoziationen verknüpfen zu können.

Für das Fach DaF/DaZ sind insbesondere linguistische Ansätze und Theorien interessant, die versuchen, Sprache umfassend in den Blick zu nehmen, die funktional orientiert sind, die den Spracherwerb in den Blick nehmen und somit Regeln und Regelhaftigkeiten aus der Lernerperspektive beschreiben. Das in den letzten Jahren verstärkt gewachsene Interesse an der Rolle formelhafter Sequenzen (Kollokationen, kommunikative Routinen, idiomatische Prägungen) hat, zusammen mit der in der Spracherwerbsforschung neu bewerteten Rolle von Chunks beim Sprachenlernen, dazu geführt, dass das Verhältnis von Grammatik, Lexikon und kommunikativem Kontext insgesamt neu bewertet wird. (Fandrych et al. 2010: 7)

Tabelle 3 zeigt nur einen illustrativen Ausschnitt der zu interpretierenden Mitspieler. Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden sukzessive herausgearbeitet, aber je nach Grad der Polysemie eines Ausdrucks kann unter Umständen bereits nach einhundert Kollokatoren ein abgerundetes Bild des Bedeutungsprofils gewonnen werden. Bei anderen wiederum befinden sich weniger präsente Verwendungen erst am Ende der Ergebnisliste, sodass die Untersuchung aller Kontextwörter erforderlich wird. Auch geht der Blick stehts über einen einzelnen Kollokator hinaus. Lexikograf*innen schauen oft in kleinere oder größere Kontextausschnitte (KWICs und Belege), um Vermutungen zu bestätigen oder Zweifel auszuräumen. So wird Schritt für Schritt jeder einzelne paronyme Ausdruck in seine wesentlichen semantischen Kontexte zerlegt, um sinnvoll und nachvollziehbar unterscheidbare Verwendungen zu erhalten. Divergierende Referenzen bzw. verschiedene konzeptuelle Kategorien (z.B. Handlung, Zustand, Sachverhalt, Verfahren, Person, Körper(teil)) rechtfertigen die Lesartentrennung.

Aber die Kollokationsanalyse verfügt über einen beachtlichen Nachteil. Gerade für die Analyse von Paronymen, also von in Beziehung zueinanderstehenden Ausdrücken, muss die Zerlegung des Bedeutungsspektrums für jeden Ausdruck separat erfolgen24. Anschließend werden die Ergebnisse miteinander abgeglichen, um Überschneidungen oder Unterschiede aufzudecken. Eine vergleichende Untersuchung, die die Kollokationsprofile zweier Ausdrücke für direkt ins Visier nimmt, gibt es bisher nicht25. Wie aufwendig die Praxis des ‚manuellen‘ Abgleichens ist, zeigt Schnörch (2019). Aus diesem Grund wurde im Projekt ein weitgehend ungenutztes Verfahren komplementär eingesetzt, das sogenannte Contrasting-Near-Synonyms-Verfahren (CNS), das Stichwörter auf eine bestimmte Weise gegenüberstellt.

4.2 Stichwörter im Kontrast

Mit dem Contrasting-Near-Synonyms-Verfahren (CNS)26 liegt ein Korpusverfahren vor, mit dem zwei semantisch ähnliche Ausdrücke, hier Nahe-Synonyme, gleichzeitig kontrastiv untersucht werden können (Vachková 2010; Marková 2012). Zum Vergleich stehen aber nicht computererzeugte Kollokationsprofile zweier Ausdrücke, sondern das Verfahren ermittelt diejenigen Ausdrücke, die über ähnliche Profile wie die zu analysierenden Lexeme verfügen (siehe dazu Belica 2006, 2011 sowie Perkuhn 2019). Die ermittelten ähnlichen Ausdrücke werden dann nach Grad ihrer Similaritiät in Form merkmalsbasierter topografischer Karten erfasst. Dieses Verfahren ist eine visualisierte Darstellung semantisch gruppierter Kontexte in Form einer gitterartigen Matrix, sogenannter selbstorganisierender Merkmalskarten (Self Organising Feature Maps = SOM), welche farblichen Kontinua nachempfunden sind und den Grad der semantischen Nähe zu anderen Ausdrücken illustrieren. Mithilfe kombinierter Merkmalskarten, die auf der Ermittlung lexikalisch-semantischer Relationen basieren, erfolgt überblicksartig die Kontrastierung eines Wortpaares.

Erstellt man eine kombinierte lexikalische Merkmalskarte für ein Paar von semantisch verwandten Lexemen, indem man alle Lexeme, die mindestens einem der beiden Lexeme ähnlich sind, dem Prozess der Selbstorganisation gemeinsam unterzieht, so treten die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Verwendung einzelner Wörter des untersuchten Wortpaares deutlich hervor. (Belica 2011: 168)

Dieses Verfahren wird bisher kaum in der Lexikografie eingesetzt, obwohl einige Studien die Vorteile gut zum Ausdruck bringen (Vachková / Belica 2009; Belica 2011). Teichmann (2019) und Schulte (2019) zeigen, wie SOMs für die Untersuchung von Paronymen eingesetzt werden. In Abbildung 10 wird der Einsatz dieser Methode anhand des Beispiels schmerzfrei und schmerzlos demonstriert. Die im Sprachgebrauch unstrukturiert vorkommenden Muster für die Adjektive werden parallel analysiert, strukturiert sowie sortiert. Auf diese Weise entstehen unterschiedliche Gruppierungen mit Wörtern, mit denen die Ausdrücke mehr oder weniger ähnlich sind. Die erzeugte kombinierte Karte gilt es lexikografisch zu interpretieren.

Abbildung 10
Abbildung 10

CNS von schmerzfrei und schmerzlos mit lexikografischer Auswertung

Die CNS-Methode stellt aus lexikografischer Sicht ein Instrument für spontanes intuitives Assoziieren dar, indem die einzelnen Gruppen (Kästchen) näher betrachtet werden und das assoziativ evozierte Bild bzw. Konzept darübergelegt wird (schwarz). Die visualisierte Form bietet der linguistischen Interpretation die Möglichkeit, die einzelnen Felder Schritt für Schritt zu studieren und die dabei aufkommenden Assoziationen in den Blick zu nehmen27.

Merkmalsbasierte kartografische Verfahren eignen sich gut für die Abstrahierung und Herleitung präziser Bedeutungserläuterungen. Die assoziierten Verknüpfungen, die bei längerer Betrachtung entstehen, geben entscheidende Hinweise auf Strukturen, Affinitäten, Themen- und Sachgebiete, Domänen sowie Gegenstandsbezüge. Ohne eine Kollokationsanalyse durchführen zu müssen, zeigen sie bereits thematische Bezüge, mit denen die Ausdrücke gleichermaßen vorkommen oder unterschiedlich präferiert werden. Thematische Schwerpunkte bilden Medizin sowie Sport, also Angaben, die sich in der detaillierten Bedeutungsangabe oder als separate Angabe unter den referentiellen Bezügen niederschlagen. Einzelne Bezeichnungen für Körperteile sind zu finden, auch Behandlungs- und Therapieansätze sowie sportmedizinische Themenfelder. Letztere spielen vor allem für schmerzfrei, nicht aber für schmerzlos eine Rolle. Die assoziierten Konzepte können die Grundlage für Abstrahierungen bilden, die als Bezugsobjekte (Person, KÖrperteil, Vorgang, Zustand etc.) Eingang unter bzw. in die Bedeutungserläuterungen finden. Man sieht aber auch, dass z.B. Verwendungen, die eher ethische Aspekte ansprechen, veranschaulicht durch die Kollokatoren Tod, Sterben, töten etc., und die zusammen mit beiden Adjektiven vorkommen, bei der CNS-Methode nicht aufgedeckt werden. Die Ursachen dafür sind vielschichtig. Oftmals dominieren einige Verwendungskontexte und diese treten dann prominent in Erscheinung, während wenig frequente Gebrauchskontexte verdrängt werden. Das CNS-Prozedere lenkt die Betrachtenden zu den relevanten thematischen Bereichen, aber konkrete lexikalische Muster (also syntagmatische Umgebungen) vermag diese Methode nicht aufzuzeigen. Auch syntaktische Besonderheiten sind nicht hinreichend erkennbar. Kleinere semantische Nuancen lassen sich nur mithilfe der jeweils präferierten Kookkurrenzen oder kleinerer Kontextausschnitte näher untersuchen, also mit der klassischen Kollokationsanalyse. Zusätzlich ist die Kollokationsanalyse nötig, um beispielhafte sprachliche Muster nach ihrer Signifikanz geordnet anbieten zu können und die Abstrahierungen der CNS-Methode sprachlich zu konkretisieren. Ideal ist also eine Kombination beider Methoden.

4.3 Korpusanalysen für weitere Angaben

Zuletzt bleibt zu klären, wie Bedeutungswandel und unterschiedliche Gebrauchsnormen aufgedeckt und untersucht werden. Das Paronymkorpus wird zum Zwecke von diachronen Analysen quasi „scheibchenweise“ in einzelne Dekaden oder sogar Jahrgänge zerlegt. Kollokationsanalysen zeigen dann für einen bestimmten Zeitraum, etwa zwischen 1995 und 2005, Veränderungen für Ausdrücke, die sie aufgrund technologischer Entwicklungen durchliefen, etwa technologisch (Partnerwort zu technisch), viral (zu virulent / virologisch) oder auch elektronisch (zu elektrisch). Die fortschreitende Digitalisierung und Verbreitung der Internettechnologie führten hier entscheidend zu Bedeutungserweiterungen. Für andere Fälle bedarf es unter Umständen zusätzlicher IDS-Korpusquellen, die frühere Zeiträume abdecken. Ausdrücke wie autoritativ (zu autoritär) waren dem Einfluss sozialkritischer Bewegungen, insbesondere der 68er Studentenbewegung, ausgesetzt, einer Epoche zivilgesellschaftlicher Proteste, die in den 1960er- und 1970er-Jahren zum vermehrten Gebrauch von autoritativ in bewusster Abgrenzung zu, ja sogar Abkehr von autoritär als Charakteristikum einer tradierten Gesellschaftsstruktur führte. Solche Entwicklungsgeschichten aufzuspüren gelingt u.a. mit gezielten Schlüsselwortanalysen. Kontextuell gebundene Schlüsselwörter dienen als Indikatoren für konkrete thematische Einbettungen oder zeugen ggf. von relevanter Diskursgebundenheit. Unterscheiden sich diese dann im Laufe mehrerer Dekaden, kann Bedeutungswandel vorliegen, der zu einer semantischen Differenzierung zwischen paronymen Ausdrücken führen kann.

Fachsprachliche Varietäten sind hingegen schneller in Zeitungstexten zu finden, da in ihnen metasprachliche Hinweise vorkommen, so z.B. bei Gigantismus / Gigantomanie (Beleg 9). Denn es gibt zahlreiche Artikel über Wissenschaft und Forschung, in denen auch Diskrepanzen zwischen allgemeinsprachlichem Verständnis und fachsprachlichen Definitionen erwähnt werden.

    1. (9)
    1. Seit mehr als sieben Jahren erforscht Sander mit seinem Team die Biologie der Riesentiere. Gerade haben die Wissenschaftler aus ihren Ergebnissen eine Ausstellung im American Museum of Natural History in Manhatten zusammengetragen. Die extreme Größe der Saurier, in Fachkreisen „Gigantismus“ genannt, fasziniert nicht nur Sander und seine Kollegen. Die Sauropoden gelten als die Superstars unter den Landbewohnern; im gesamten Tierreich haben nur Wale eine noch größere Körpermasse. (Süddeutsche Zeitung, 23.04.2011, S. 22)

Die Untersuchung dynamischer und variantenreicher Erscheinungen rund um die Paronymie wird das Projekt weiterhin begleiten. Die lexikografische Arbeit fokussiert zwar auf die Auswertung von Paronympaaren in schriftsprachlichen Texten, Unterschiede zu standardnaher und spontansprachlicher Kommunikation aus gesprochensprachlichen Daten werden aber künftig eine größere Rolle spielen. Dann werden weitere Quellen des IDS hinzugezogen28, um auch hier Abweichungen zur Schriftsprache aufspüren zu können.

5. Schlussbemerkungen

„Paronyme – Dynamisch im Kontrast“ ist das erste konsequent korpusgestützte Wörterbuch leicht verwechselbarer Ausdrücke, die sich ausdrucksseitig stark gleichen und manchmal auch konzeptuell-semantisch überschneiden. Sein Ziel war es stets, Korpusarbeit mit kognitiver Theorie stärker zu verknüpfen (z.B. Kövecses / Csábi 2014; Ostermann 2015). Die Wörterbucheinträge verdeutlichen das Zusammenspiel von Bedeutung, Gebrauch, Konzept, Diskurserfahrung und lexikalischer Repräsentation, indem kontextuelle Bezüge gepaart mit konkreten syntagmatischen Partnerwörtern angegeben werden, aber auch indem Referenzangaben in die Bedeutungserläuterung eingebaut werden, Domänenangaben erfolgen und Belege typische Verwendungskontexte illustrieren. Dies alles geschieht vor dem Hintergrund kontrastiv angelegter Einträge, in denen Angaben ein- oder ausgeblendet oder bedarfsgerecht Kontexte simultan miteinander konsultiert werden können. Das neue Wörterbuch benötigte dafür ein ausgefeiltes lexikografisches Konzept, das von Anfang an auch die Bedürfnisse von DaF-Lerner*innen berücksichtigte. Das Informationsangebot sollte umfangreich, deskriptiv, wissensvermittelnd sowie sprachsensibilisierend sein. Das bedeutete, sich kritisch mit bestehenden Wörterbüchern zu beschäftigen, potenzielle Nutzer*innen und ihre Bedürfnisse vorab zu studieren und für getroffene inhaltliche Entscheidungen passende sprachtechnologische Ansätze zu nutzen. Das bedeutete ebenso, herkömmliche Praktiken und Traditionen der DaF-Lexikografie aufzugeben, um lernpsychologische Unterstützung für Lehrende und Lernende gleichermaßen anbieten zu können. In der Konsequenz heißt das aber auch, dass Lernende beim Umgang mit dieser Ressource vor unbekannte Nachschlagehandlungen gestellt werden. Damit diese bewältigt werden können, wurden Präsentationsformen vorab getestet29, um die beste Darstellungsweise zu finden, die zur sachgemäßen Erfassung und zur richtigen Methodik des Sichtens und Verankerns von Wortschatz(strukturen) führt. Aber um eine neuartige Konzeption umsetzen zu können, braucht es neben text- und internettechnologischen Voraussetzungen ebenso ein ausgewogenes Korpus und geeignete explorative Tools (Fuertes-Olivera 2013). Zu guter Letzt – und nicht minder wichtig – sind lexikografische Kompetenz und gut aufeinander abgestimmte redaktionelle Abläufe nötig, um zuverlässige Einträge schreiben zu können.

Notes

  1. Diese ca. 2000 systematisch ermittelten Paare lassen sich auf ca. 800 relevante Hauptpaare reduzieren, da viele Komposita sind, z.B. Atomtechnologie / Atomtechnik unter Technologie / Technik. Eine weitere Studie und Auswertung zum Umfang von deutschen Paronymen liegt seither nicht vor. [^]
  2. Das deutsche Adjektiv sensibel entspricht dem englischen sensitive, das englische sensible wird mit ‚vernünftig‘ übersetzt. [^]
  3. German StackExchange: https://german.stackexchange.com/questions/3398/using-n%c3%b6tig-vs-notwendig (10.01.2021), und HiNative: https://hinative.com/en-US/questions/15261813 (10.01.2021). [^]
  4. Neben zahlreichen anderen verwechselbaren Ausdrücken gehören auch Paronyme zu den lexikalischen Zweifelsfällen bei Muttersprachler*innen (zur Typologie siehe Klein 2003, 2018). [^]
  5. ‚Varietät‘ wird hier im Sinne von Steinbach et al. (2007: 187) verwendet, als Ausschnitt oder Subsystem des heterogenen Gesamtsprachsystems. [^]
  6. Die Belege stammen aus dem Deutschen Referenzkorpus DeReKo. Relevante Stichwörter in den Belegen wurden von der Autorin hervorgehoben und sind nicht in den Texten DeReKos typografisch markiert. [^]
  7. Siehe die alltagssprachliche Verwendung von lebenslang in juristischem Kontext: Auf Mord steht „lebenslang“. (FOCUS, 07.06.2014, S. 37.) [^]
  8. Urteile wie zweimal lebenslänglich sind daher in Deutschland nicht zulässig und beziehen sich auf Rechtsprechungen anderer Länder, wie z.B. der USA. Dort bedeutet lebenslänglich tatsächlich bis zum Tode der Verurteilten andauernd. [^]
  9. Die jüngere Entwicklungsgeschichte von sensibel und sensitiv skizziert Storjohann (2015). [^]
  10. Da in einem Wörterbucheintrag keine vollständige Definition eines Ausdrucks erfolgen kann und nicht alle kontextuelle Möglichkeiten dargestellt werden können, aber denkbare Optionen gleichzeitig nicht ausgegrenzt werden sollen, sollte eine Beschreibung möglichst konkret als auch entsprechend offen sein. [^]
  11. Allgemeines zum Projekt: https://www1.ids-mannheim.de/lexik/paronymwoerterbuch.html (10.01.2021). [^]
  12. Bei seiner Fertigstellung Ende 2021 wird es etwa 350 Einträge umfassen. Es handelt sich um ein kostenloses, öffentlich zugängliches Internetwörterbuch (https://www.owid.de/parowb) (10.01.2021). [^]
  13. Für den muttersprachlichen Gebrauch gibt es z.B. PONS (Pollmann / Wolk 2001) und Duden (Müller 1973). [^]
  14. Synonyme / Antonyme sind in Abbildung 5 nicht mehr sichtbar, im Wörterbucheintrag aber vorhanden. [^]
  15. In der Überblicksdarstellung erscheint die Angabe nach der Kurzparaphrase. [^]
  16. Zur korpusgestützten Gewinnung der einzelnen Angaben siehe Kap. 4. [^]
  17. Haß (2006) bezieht sich hier auf Verankerungsstrategien für Englischlerner*innen, diese gelten aber auch für den DaF-Bereich. [^]
  18. Zur Unterscheidung beider Ansätze siehe Tognini-Bonelli (2001). [^]
  19. Das Korpus zeichnet sich durch seine regionale Ausgewogenheit und öffentliche Zugänglichkeit über das Recherchetool COSMAS II aus. Die Inhalte der Einträge werden somit nachvollziehbar. Es besteht aus 27 verschiedenen Quellen (≈ 2,3 Milliarden Textwörter) mit regionalen und überregionalen Zeitungstexten / Zeitschriften zwischen 1990-2015 (http://www1.ids-mannheim.de/lexik/paronymwoerterbuch/dasparonymkorpus.html, 10.01.2021). [^]
  20. Zuvor war unbekannt, wie groß das Gesamtinventar an deutschen Paronymen ist. Lăzărescu (1999) und Pollmann / Wolk (2001) griffen bei ihrer Stichwortliste auf Erfahrungen aus dem DaF-Bereich zurück und erarbeiteten so Lemma-Listen. [^]
  21. Bei der Bewertung von potenziellen Kandidaten wurden zahlreiche Paare aussortiert. Bei reinen Umlautvarianten etwa ist gewohnt / gewöhnt ein gutes Kandidatenpaar, Eisbar / Eisbär hingegen nicht. [^]
  22. Für Ausdrücke, die weniger als 100 Belegtreffer im Korpus aufweisen, ist eine statistische Auswertung wenig aussagekräftig. [^]
  23. Die Termini Kollokation und Kookkurrenz werden hier bedeutungsgleich im computerlinguistischen Sinne verwendet, nämlich als Sequenzen von lexikalischen Ausdrücken oder Einheiten, die regelhaft im Sprachgebrauch und damit im direkten kontextuellen Umfeld miteinander auftauchen. Die statistische Erwartbarkeit, die im Korpus mit Wahrscheinlichkeits- bzw. Signifikanzmaßen ermittelt wird, spielt die tragende Rolle. [^]
  24. In Tabelle 3 sind die Kollokatoren zwar für zwei Ausdrücke zum Zwecke der Illustrierung zusammengefasst, eine automatisierte Darstellung dieser Form gibt es nicht. [^]
  25. Dies gilt zumindest für standardsprachliche Korpora. Das Tool SketchDifferences (von SketchEngine, siehe https://www.sketchengine.eu/, 01.10.2021) ermöglicht zwar einen solchen Vergleich, nutzt aber nur wenig repräsentative Quellen, z. B. deTenTen mit Internettexten aus dem Jahr 2013, das GerManC-Korpus mit historischen Quellen, das CHILDES-Korpus mit Texten des kindlichen Spracherwerbs. Diese sind keine Korpora im Sinne eines Referenzkorpus und daher nicht geeignet für die Auswertung von Paronymen in der standardnahen öffentlichen Kommunikation bzw. über einen größeren Zeitraum hinweg. [^]
  26. Das CNS-Verfahren entwickelte Belica (2006). Es arbeitet auf der Grundlage von ermittelten Kollokationsprofilen, die in der CCDB, einer experimentellen Kookkurrenzdatenbank (http://corpora.ids-mannheim.de/ccdb/, 01.01.2021), gespeichert sind (Belica 2001ff.). [^]
  27. Eine ausführliche Anleitung zum interpretativen Vorgehen des Assoziierens geben Vachková / Belica (2009: 260). [^]
  28. Z.B. DGD: Datenbank für Gesprochenes Deutsch. [^]
  29. Einzelne Navigationsstrukturen, Menüoptionen sowie das erfolgreiche Aufsuchen bestimmter Angaben wurden IDS-intern in kleinerem Umfang getestet. Für diese Aufgabe unterstützten das Projekt vor allem Studierende des EMLex Europäischer Master für Lexikographie, studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte des IDS sowie Praktikanntinnen und Praktikanten des Projektes Paronymwörterbuch. [^]

Literatur und Ressourcen

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Kurzio:

Petra Storjohann arbeitet seit vielen Jahren am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in der Abteilung Lexik. Als Lexikologin und Lexikografin wirkte sie an verschiedenen Projekten mit und leitet seit 2015 das Projekt Paronymwörterbuch. Ihr besonderes Forschungsinteresse gilt der lexikalischen Semantik, insbesondere dem Sprachwandel und den lexikalischen Relationen. Aber sie beschäftigt sich auch mit verschiedenen Korpusmethoden sowie der Entwicklung innovativer Nachschlagewerke.

Anschrift:

Petra Storjohann

Leibniz-Institut für Deutsche Sprache

R5, 6-13

68161 Mannheim

storjohann@ids-mannheim.de