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Korpora internetbasierter
Kommunikation im DaF-/DaZ-Unterricht
Themenausgabe der Zeitschrift KorDaF
Eva Gredel, Universität
Duisburg-Essen
Call for Papers
Unter internetbasierter Kommunikation (IBK) versteht man dialogisch‐interaktionale Sprachverwendung unter den Bedingungen netzbasierter Vermittlung (vgl. Beißwenger & Pappert 2018: 448). Zu den Kommunikationstechnologien, die technisch auf dem Internet basieren, zählen dabei etwa digitale Plattformen (z. B. Blogs, Facebook und Wikipedia) sowie Chats und Messenger-Anwendungen (z. B. WhatsApp). Viele dieser Kommunikationstechnologien prägen heute die Alltagswelten zahlreicher Menschen. Angesichts ihrer gestiegenen Relevanz in alltagsweltlichen Zusammenhängen ist internetbasierte Kommunikation (bzw. digitale Kommunikation) auch in den Fokus der sprachwissenschaftlichen Forschung gerückt, was auch mit der Erarbeitung und Bereitstellung entsprechender Korpora internetbasierter Kommunikation einherging. Dieser neue Typ an Korpora wird in vielen linguistischen Kontexten als eine wichtige Ergänzung in der Korpuslandschaft angesehen, wobei das Spektrum verfügbarer IBK-Korpora stetig erweitert wird und zwischenzeitlich verschiedene Datentypen abdeckt: Neben Chat-Daten (Dortmunder Chat-Korpus) sind etwa Wikipedia-Diskussionsseiten (IDS), Blogtexte (DWDS) sowie Facebook-Posts im DiDi-Korpus der EURAC und WhatsApp-Verläufe in der MoCoDa analysierbar (für einen aktuellen Überblick vgl. Beißwenger & Lüngen 2022).
Für die Nutzung von Korpora allgemein und IBK-Korpora im Besonderen in DaF-/DaZ-Kontexten sprechen viele Gründe wie beispielsweise deren Authentizität (vgl. Edelhoff 1985, Imo & Weidner 2018 und für IBK-Korpora Gredel 2021). Dennoch gibt es auch noch häufig Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von IBK-Daten bzw. -Korpora in Kontexten des DaF-/DaZ-Unterrichts. So findet sich häufig der Vorbehalt, dass Lernenden mit der Thematisierung von IBK bzw. der Nutzung von CMC-Korpora „fehlerhaftes“ Deutsch vermittelt wird. Dieser Vorbehalt speist sich aus medialen Diskursen, in denen IBK immer wieder für „Sprachverfall“ verantwortlich gemacht wird. Allerdings konnte aus linguistischer Sicht schon gezeigt werden, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass Sprachformen und -strukturen der IBK das Schreiben standardorientierter Textsorten oder die Schreibfähigkeiten von Schülerinnen und Schülern verschlechtern, sondern eher das „Spektrum schriftsprachlicher Handlungsmöglichkeiten“ (Storrer 2017: 278) erweitern. Trotz der hohen Relevanz von IBK und der grundsätzlichen Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Korpora für Vernittlungskontexte, ist der Einsatz und die Nutzung von IBK-Korpora im DaF-/DaZ-Unterricht bisher noch nicht systematisch betrachtet und in der Folge unterbelichtet. Dieser Forschungslücke soll eine Themenausgabe der Zeitschrift KorDaF gewidmet werden.
Dabei wird ein weites Verständnis von Korpora für die so beschriebene Themenausgabe angesetzt: Neben Korpora im engeren Sinne der großen Anbieter von Korpora (IDS, BBAW oder EURAC) können auch Korpora im weiteren Sinne in Form von online verfügbaren Sprachressourcen für die Beiträge herangezogen werden. Die Themenausgabe ist dabei auch offen gegenüber verschiedenen linguistischen Perspektiven und Analyseebenen von der Morphem-Ebene (Gredel & Flinz 2020) bis hin zur Diskurs-Ebene (Mell & Gredel 2022). Willkommen sind Beiträge, die etwa auf die folgenden Fragestellungen eingehen:
- Welche
Eigenschaften haben bestimmte IBK-Korpora, die sie für den Einsatz im
DaF-/DaZ-Unterricht qualifizieren?
- Wie
können Korpora für die Zusammenstellung und Erarbeitung von
Lehrmaterialien: gebraucht werden?
- Wie
sehen didaktische Szenarien zur Nutzung von IBK-Korpora in diesen
Vermittlungskontexten aus?
- Welche
Fähigkeiten, Literalitäten und Kompetenzen können Lernende mithilfe von
IBK-Korpora erwerben?
- Welche
besonderen Erweiterungen der sprachlichen Handlungsmöglichkeiten sind nur
mithilfe von IBK-Korpora in DaF-/DaZ-Kontexten recherchierbar?
Praktische Informationen
Die Themenausgabe erscheint in der Zeitschrift KorDaF mit einem Double-Blind-Peer-Review-Verfahren (Ausgabe 2 2023). Wichtige Termine sind:
- Abstract
(max. 300 Wörter) bis 30. September 2022 an eva.gredel@uni-due.de
- Beiträge
bis 31. März 2023 an eva.gredel@uni-due.de
- Stylesheet für die Beiträge online unter: https://kordaf.tujournals.ulb.tu-darmstadt.de/
Literatur
Beißwenger, Michael; Pappert, Steffen (2018): Analysefeld: Internetbasierte
Kommunikation. In: Frank Liedtke & Astrid Tuchen (Hrsg.): Handbuch
Pragmatik. Stutgart: Metzler, 448-459.
Beißwenger, Michael; Lüngen, Harald (2022): Korpora internetbasierter
Kommunikation. In: Michael Beißwenger, Lothar Lemnitzer & Carolin
Müller-Spitzer (Hrsg.): Forschen in der Linguistik. Eine Methodeneinführung für
das Germanistik-Studium. Paderborn: Brill/Fink (UTB 5711), 431-448.
Edelhoff, Christoph (1985): Authentizität im Fremdsprachenunterricht. In:
Edelhoff, Christoph (Hrsg.), Authentische Texte im Deutschunterricht. Ismaning:
Hueber, 7–30.
Imo, Wolfgang & Weidner, Beate (2018): Mündliche Korpora im DaF- und
DaZ-Unterricht. Kupietz, Marc & Schmidt, Thomas (Hrsg.): Korpuslinguistik.
Berlin, Boston: de Gruyter, 231–251.
Gredel, Eva & Flinz, Carolina (2020): Morphosyntax im
deutsch-italienischen Vergleich: Kontrastive Fallstudie zu
Wortbildungsprodukten und deren diskursiven Funktionen in der internetbasierten
Kommunikation der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Deutsche Sprache 2020: 3,
193–209.
Gredel, Eva & Ruth M. Mell (2022): Digitale Diskursfragmente. In: Eva
Gredel zusammen mit dem DFG-Netzwerk "Diskurse - digital": Diskurse -
digital: Theorien, Methoden Fallstudien. Berlin: De Gruyter (= Diskursmuster
30), 47-74.
Storrer, Angelika (2017): Internetbasierte Kommunikation. In: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (Hrsg.): Vielfalt und Einheit der deutschen Sprache: Zweiter Bericht zur Lage der deutschen Sprache. Tübingen: Stauffenburg Verlag, 247–282.