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2nd thematic issue articles

VARIATION BEI DER REALISIERUNG PROPOSITIONALER ARGUMENTE IN DEUTSCHEN LERNERTEXTEN

Authors: Susan Schlotthauer (Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) Mannheim) , Beata Trawiński orcid logo (Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) Mannheim)

  • VARIATION BEI DER REALISIERUNG PROPOSITIONALER ARGUMENTE IN DEUTSCHEN LERNERTEXTEN

    2nd thematic issue articles

    VARIATION BEI DER REALISIERUNG PROPOSITIONALER ARGUMENTE IN DEUTSCHEN LERNERTEXTEN

    Authors: ,

Abstract

In diesem Beitrag gehen wir der Frage nach, welche Reflexe übereinzelsprachlicher Varianz im Bereich der propositionalen Argumente sich in Lernertexten nachweisen lassen. Datengrundlage sind Texte aus den Korpora Dulko, Falko und Merlin, die von Deutschlernern mit englischer, italienischer, polnischer und ungarischer Muttersprache verfasst wurden. Behandelt werden die Varianz zwischen finiten und infiniten Formen in Objektfunktion und das (Nicht-)Vorkommen von propositionalen Proformen zu Objektsätzen. Für beide Phänomenbereiche können drei potenzielle Einflussfaktoren identifiziert werden, die die Wahl der Realisierungsform des propositionalen Arguments und die (Nicht-)Setzung der propositionalen Proform steuern: die Muttersprache des Lerners, der Typus des Lernertexts (Essay- oder Übersetzungstext) und die allgemeine Vorkommensfrequenz des Matrixprädikats. 

This article investigates the question of which reflexes of cross-linguistic variance in the domain of propositional arguments can be identified in learner texts. The analysed data come from the corpora Dulko, Falko and Merlin, which contain texts written by learners of German with L1 English, Italian, Polish and Hungarian. The focus lies on the use of finite and infinite structures in object function and the (non-)occurrence of proforms related to propositional objects. For both phenomena, three factors can be identified that possibly influence the syntactic realisation of the propositional argument and the (non-)presence of the propositional proform: the learner's native language, the type of learner text (essay or translation text) and the general frequency of occurrence of the matrix predicate.

Keywords: Infinitiv, Korrelat, Objektsatz, Proform, propositionales Argument, Transfer, Variation, correlative element, infinitive, object clause, proform, propositional argument, transfer, variation

How to Cite:

Schlotthauer, S. & Trawiński, B., (2024) “VARIATION BEI DER REALISIERUNG PROPOSITIONALER ARGUMENTE IN DEUTSCHEN LERNERTEXTEN”, Korpora Deutsch als Fremdsprache 4(2), 105–125. doi: https://doi.org/10.48694/kordaf.4149

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Published on
2024-12-28

Peer Reviewed

1. Einleitung

Das Thema der sprachlichen Variation, insbesondere im grammatischen Bereich, wurde in Bezug auf Lernersprachen bisher wenig behandelt (vgl. dazu u.a. Wisniewski / Lüdeling / Czinglar 2022: 197). Speziell der „fortgeschrittene Lerner“ (Walter / Grommes 2008: 3) ist jedoch durchaus in einen varietätenlinguistischen Rahmen einzuordnen. Zu den Merkmalen, die sich erst in der Sprache fortgeschrittener Lerner1 finden, gehört die Subordination und damit auch die Einbettung propositionaler Argumente.

Für die Realisierung propositionaler Argumente stehen im Deutschen, aber auch in vielen anderen Sprachen, mehrere Optionen zur Verfügung; insbesondere stehen Infinitkonstruktionen und finite Sätze in Variation zueinander. Dies betrifft die Objekt- wie auch die Subjektfunktion, vgl. (1) und (2) für das Deutsche und (3) und (4) für das Polnische:

    1. (1)
    1. a.
    1. Dass wir so lange warten müssen, ärgert uns maßlos.
    1.  
    1. b.
    1. So lange warten zu müssen ärgert uns maßlos.
    1. (2)
    1. a.
    1. Wir empfehlen euch, dass ihr euch etwas mehr Zeit nehmt.
    1.  
    1. b.
    1. Wir empfehlen euch, euch etwas mehr Zeit zu nehmen.
    1. (3)
    2. POL
    1. a.
    1. Nie
    2. neg
    1. zawadzi,
    2. schad.3sg
    1. abyśmy
    2. dass.1pl
    1. powtórzyli
    2. wiederhol.prt.pl
    1. to
    2. dem.akk
    1. jeszcze
    2. noch
    1. raz.
    2. Mal
    1. ‚Es schadet nicht, dass wir das noch einmal wiederholen.‘
    1.  
    1. b.
    1. Nie
    2. neg
    1. zawadzi
    2. schad.3sg
    1. powtórzyć
    2. wiederhol.inf
    1. tego
    2. dem.gen
    1. jeszcze
    2. noch
    1. raz.
    2. Mal
    1. ‚Es schadet nicht, das noch einmal zu wiederholen.‘
    1. (4)
    2. POL
    1. a.
    1. Radzimy
    2. empfehl.1pl
    1. wam,
    2. 2pl.dat
    1. abyście
    2. dass.2pl
    1. poświęcili
    2. widm.prt.pl
    1. nieco
    2. etwas
    1. więcej
    2. mehr
    1. czasu.
    2. Zeit.gen
    1. ‚Wir empfehlen euch, dass ihr euch etwas mehr Zeit nehmt.‘
    1.  
    1. b.
    1. Radzimy
    2. empfehl.1pl
    1. wam,
    2. 2pl.dat
    1. aby
    2. dass
    1. poświęcić
    2. widm.inf
    1. nieco
    2. etwas
    1. więcej
    2. mehr
    1. czasu.
    2. Zeit.gen
    1. ‚Wir empfehlen euch, euch etwas mehr Zeit zu nehmen.‘

In unserem Beitrag werden wir uns auf die Behandlung der Variation zwischen Infinitiven und dass-Sätzen in der Objektfunktion beschränken und werden die Subjektfunktion nicht berücksichtigen. Sprachspezifisch gelten dabei unterschiedliche Lizenzierungsbedingungen für bestimmte Realisierungsoptionen. Ausgehend von diesen Unterschieden gehen wir der Frage nach, ob sich in Texten von Deutschlernern verschiedener Muttersprachen Reflexe solcher Lizenzierungsbedingungen herauslesen lassen. Dabei verstehen wir als Reflex die Präferenz für eine bestimmte Realisierungsstrategie von mehreren in der L2 (hier dem Deutschen) gegebenen; die präferierte Strategie ist entweder die in der L1 einzig mögliche Strategie oder die in der L1 präferierte. Wir untersuchen somit „sprachliche Konstruktionen, die grammatisch korrekt und im Prinzip bedeutungsgleich sind, aber bei L1-Sprechern unterschiedliche Verwendungspräferenz haben“ (Walter / Grommes 2008: 13) – so die Umschreibung des von Sorace (2003: 135) geprägten Begriffs der optionality.

Wir schließen damit an Arbeiten an, die einen „Frequenztransfer“ bzw. overuse/underuse im Fremdspracherwerb nachgewiesen haben, z.B. Rosén (2008) für die L1 Schwedisch und Haukås / Hoheisel (2013) für die L1 Norwegisch in Bezug auf die Vorfeldbesetzung im Deutschen; Blühdorn / Ballestracci (2018) zu Adversativverknüpfungen im Deutsch italienischer Muttersprachler; van Vuuren / Berns / Bank (2022) zur Präferenz für bestimmte postnominale Modifikationsstrukturen in der L2 Englisch von Lernern mit L1 Tschechisch, Niederländisch, Französisch.

Um Transfereffekte aus unterschiedlichen L1 in der Realisierung propositionaler Argumente ausfindig zu machen, wählen wir als Lerner-L1 Englisch, Italienisch, Polnischen und Ungarisch als Repräsentanten der größeren Sprachgruppen des europäischen Sprachraums.

Der Beitrag ist wie folgt gegliedert: In Abschnitt 2 beschreiben wir zunächst den zu untersuchenden Variationsbereich im Deutschen und in den L1-Vergleichssprachen, dabei nehmen wir besonderen Bezug auf die relevanten Verbklassen, die als Matrixverben fungieren. In Abschnitt 3 folgt die Präsentation unserer Korpusstudie: zunächst die Vorstellung der Datengrundlage und des methodischen Vorgehens und anschließend die Darstellung der Ergebnisse. Im Anschluss diskutieren wir in Abschnitt 4 detailliert die Ergebnisse anhand konkreter Beispiele aus den Lernerkorpora. Dabei widmen wir uns drei Themen aus dem Bereich der propositionalen Argumente: der Varianz zwischen finiten und infiniten Formen bei Subjektkontrollverben (4.1), der Varianz bei Objektkontrollverben (4.2) und dem (Nicht-)Vorkommen von propositionalen Proformen (bei uns: Korrelaten) (4.3). Abschnitt 5 enthält abschließende Bemerkungen.

2. Variationsbereich

In diesem Abschnitt illustrieren wir die Variation zwischen finiten und infiniten Formen bei der Realisierung propositionaler Argumente im Deutschen und stellen Besonderheiten des Englischen, Italienischen, Polnischen und Ungarischen in diesem Bereich vor. Darüber hinaus präsentieren wir die Klassen von Verben, die diese konkurrierenden Realisierungsoptionen lizenzieren.

2.1 Finite und infinite Realisierungen propositionaler Argumente

Die Variation zwischen finiten und infiniten Realisierungen propositionaler Argumente wurde für das Deutsche – teilweise mittels explorativer Korpusanalysen – u.a. von Wöllstein (2015), Rapp et al. (2017) und Brandt / Bildhauer (2019) behandelt, zusätzlich aus kontrastiver Sicht unter Einschluss des Italienischen und Ungarischen von K. Molnár (2015, 2018). Einige wesentliche Ergebnisse, die sich auch an frühere, in einem breiteren typologischen Rahmen durchgeführte Untersuchungen von Givón (1980) anschließen, sind die folgenden:

Rapp et al. (2017: 197) stellen heraus, dass zwischen Kontrolle (sowohl Subjekt- als auch Objektkontrolle) und der Präferenz des zu-Infinitivs gegenüber einer finiten Struktur ein positiver Zusammenhang besteht:

Je mehr das einbettende Verb lexikalisch zu semantischer Kontrolle tendiert, desto häufiger treten zu-Infinitive auf.

Je weniger das einbettende Verb lexikalisch zu semantischer Kontrolle tendiert, desto häufiger treten dass-Sätze auf.

Wöllstein (2015: 110) formuliert folgende Hypothese, die sich letztlich durch ihre statistischen Analysen bestätigen ließ:

Je höher der Anteil der Referenzidentität, desto häufiger selegieren Verben zu-Infinitive; sie haben einen hohen zu-Index.

Als das Verb mit dem höchsten zu-Index wird bei Wöllstein (2015: 102) das Verb versuchen präsentiert. Eisenberg (1989: 379) gibt für diesen Umstand, der intentionale Verben insgesamt betrifft, folgende Erklärung:

Nur ein Infinitivkomplement und kein daß-Satz steht bei einer Reihe von Verben mit intentionaler Bedeutung […] Von der Bedeutung des Matrixverbs her ist es nicht möglich, im Komplement ein anderes Subjekt zu haben als im Matrixsatz.

Die Absolutheit der Aussage („kein daß-Satz“) lässt sich empirisch zwar nicht halten, doch kommen dass-Komplementsätze bei einem Verb wie versuchen (und anderen Verben mit hohem zu-Index) nur in ausgesprochen niedriger Frequenz vor, einer der wenigen Korpusbelege ist bei Wöllstein (2005: 103) zu finden:

    1. (5)
    1. Ich habe immer versucht, dass ich mich nicht runterziehen lasse, cool bleibe und mich aufs Skifahren konzentriere […] (dpa, 15.2.2009)

Die Verhältnisse in unseren L1-Vergleichssprachen unterscheiden sich hinsichtlich der Realisierungsmöglichkeit des Objekts als Infinitiv oder finiter Satz je nach semantischer Gruppe des Matrixverbs. Die relevanten Verbklassen werden im folgenden Abschnitt besprochen.

2.2 Relevante Verbklassen

Wie in Abschnitt 2.1 angedeutet, umfassen die relevanten Verbklassen Subjekt- und Objektkontrollverben. Diese lassen sich in semantische Unterklassen einteilen; hierzu halten wir uns an die von Molnár (2018) verwendete Terminologie, die Infinitive als Objektrealisierungen im Deutschen, Italienischen und Ungarischen detailliert untersucht hat.

Zur Gruppe der Subjektkontrollverben gehören Phasenverben, intentionale Verben, Verben der kognitiven Einstellung, Mitteilungsverben und Verben der Selbstverpflichtung.

Bei Phasenverben ist in all unseren Vergleichssprachen eine Realisierung des Objekts als Infinitiv gegeben. Ein dass-Satz ist – ähnlich wie oben für das Verb versuchen dargestellt – kaum üblich.

    1. (6)
    1. a.
    1. Bestimmt fangen siei bald an [_i zu weinen].
    1.  
    1. b.
    1. ?Bestimmt fangen siei bald an, dass siei weinen.
    2. im Sinne von: ,Bestimmt fangen sie bald das Weinen an.‘

Die Gruppe der intentionalen Verben gliedert sich in die implikativen und die negativ-implikativen Verben, zur ersten Gruppe gehören Verben wie beschließen und versuchen, zur zweiten Verben wie vergessen. Hier zeigen sich verbspezifische Unterschiede in den einzelnen Sprachen. Während Verben der Bedeutungen ,versuchen‘ und ,vergessen‘ in allen Vergleichssprachen einen Objektinfinitiv zulassen (und dass-Sätze im Deutschen hier kaum zu finden sind, siehe oben), erlaubt das Ungarische als einzige unserer Vergleichssprachen bei Verben der Bedeutung ,beschließen/entscheiden‘ keinen Infinitiv als Objekt (vgl. auch Molnár 2018: 161), sondern verlangt immer einen hogy-(,dass‘-)Satz (vgl. (9))2. Im Deutschen und in den anderen Vergleichssprachen (vgl. (8) zum Polnischen) ist hier Varianz gegeben.

    1. (7)
    1. a.
    1. Mariai hat beschlossen, [_i dieses Jahr nicht zu verreisen].
    1.  
    1. b.
    1. Mariai hat beschlossen, [dass siei dieses Jahr nicht verreist].
    1. (8)
    2. POL
    1. a.
    1. Mariai
    2. Maria
    1. postanowiła
    2. beschließ.prt.3sg
    1. [_i
    2.  
    1. w
    2. in
    1. tym
    2. dem.lok
    1. roku
    2. Jahr.lok
    1. nie
    2. neg
    1. wyjeżdżać].
    2. verreis.inf3
    1.  
    1. b.
    1. Mariai
    2. Maria
    1. postanowiła,
    2. beschließ.prt.3sg
    1. [że
    2. dass
    1. _i
    2.  
    1. w
    2. in
    1. tym
    2. dem.lok
    1. roku
    2. Jahr.lok
    1. nie
    2. neg
    1. wyjedzie].
    2. verreis.3sg
    1. (9)
    2. UNG
    1. a.
    1. Mária
    2. Mária
    1. úgy
    2. so
    1. döntött,
    2. entscheid.prt.3sg
    1. hogy
    2. dass
    1. idén
    2. dieses Jahr
    1. nem
    2. neg
    1. utazik.
    2. verreis.3sg
    1.  
    1. b.
    1. *Mária
    2. Mária
    1. úgy
    2. so
    1. döntött
    2. entscheid.prt.3sg
    1. nem
    2. neg
    1. utazni
    2. verreis.inf
    1. idén.
    2. dieses Jahr

Eine weitere für uns relevante Verbgruppe sind die Verben der kognitiven Einstellung, zu denen Verben wie glauben, denken und hoffen gehören. Verbspezifische Varianz ist auch hier gegeben: Während das Deutsche, Italienische und Englische bei allen genannten Verben sowohl den Infinitiv als auch den ,dass‘-Satz als Objekt lizenzieren, erlaubt das Ungarische beim Verb remél,hoffen‘ nur selten einen Infinitiv, genauso wie beim Verb der Bedeutung ,glauben‘ (vél)4; das Polnische wiederum schließt den Infinitiv bei Verben der Bedeutung ,glauben/denken‘ aus.

    1. (10)
    2. ENG
    1. Ich denke / glaube, gesund zu werden / dass ich gesund werde.
    2. I think / believe to get better / that I am getting better.
    1. POL
    1. Myślę /
    2. denk.1sg
    1. Wierzę,
    2. glaub.1sg
    1. że
    2. dass
    1. wyzdrowieję.
    2. genes.pfv.1sg
    1. UNG
    1. Úgy
    2. so
    1. vélem,
    2. glaub.1sg.def
    1. hogy
    2. dass
    1. meg
    2. ptl
    1. fogok
    2. werd.1sg
    1. gyógyulni.
    2. genes.inf

Auch Mitteilungsverben wie leugnen, behaupten, erzählen können im Deutschen (sowie Englischen und Italienischen) bei Subjektidentität eine Varianz zwischen ,dass‘-Satz und Infinitiv als Objekt zeigen. Ausgeschlossen ist der Infinitiv hier im Polnischen und im Ungarischen.

    1. (11)
    2. ENG
    1. Wir behaupteten, immer pünktlich zu sein / dass wir immer pünktlich sind.
    2. We claimed to always be on time / that we were always on time.

Aus der Gruppe der Verben der Selbstverpflichtung ist das Verb versprechen der zentrale Vertreter. Hier ist im Ungarischen grundsätzlich kein Objektinfinitiv erlaubt, die anderen Sprachen erlauben beide Realisierungen.

    1. (12)
    2. UNG
    1. Peter verspricht zu kommen / dass er kommt.
    1. Péter
    2. Péter
    1. megígéri
    2. versprech.3sg.def
    1. hogy
    2. dass
    1. eljön.
    2. komm.3sg

Im Bereich der Objektkontrollverben sind zwei semantische Gruppen zu nennen: die Verben des Wissenstransfers (mit lehren als zentralem Vertreter) und die Verben der Handlungssteuerung (wie bitten, erlauben, zwingen). Im Deutschen, Englischen, Italienischen und Polnischen sind hier verbübergreifend grundsätzlich beide Optionen gegeben, während das Polnische und das Ungarische verbspezifische Restriktionen bezüglich der Optionen zeigen.

Im Ungarischen ist eine Realisierung des propositionalen Arguments als Infinitiv nur bei einer sehr begrenzten Anzahl von Objektkontrollverben überhaupt möglich. K. Molnár (2015: 26) schränkt diese Möglichkeit auf insgesamt vier Verben ein. Genannt sind zwei Verben der Handlungssteuerung, nämlich kényszerít,zwingen‘ und javasol,empfehlen‘, und zum anderen die Verben (meg)tanít,lehren‘ und segít,helfen‘. Wohl nicht zufällig hat das Verb zwingen im Deutschen einen ausgesprochen hohen zu-Index (vgl. die Angabe bei Wöllstein 2015: 102), wird also sehr selten mit einer finiten Struktur gebraucht, genau gesagt ist es unter den Objektkontrollverben das Verb mit dem höchsten zu-Index. Der Hintergrund dieses hohen zu-Indexes – die starke Tendenz zur Referenzidentität bzw. semantischen Kontrolle – scheint sich im Ungarischen in der Tatsache widerzuspiegeln, dass für das ungarische Bedeutungsäquivalent ein Infinitiv als Objekt überhaupt erst möglich ist.

Zu anderen Verben der Handlungssteuerung sind ausschließlich finite Realisierungen des propositionalen Arguments lizenziert, vgl. (13). Die Verben hagy,lassen‘ und (meg)enged,(zu)lassen, erlauben‘ (vgl. (14)) lizenzieren jedoch Infinitive als Objekte; sie werden zusammen mit den Wahrnehmungsverben auch als AcI-Verben beschrieben (vgl. Molnár 2018: 36):

    1. (13)
    2. UNG
    1. Kérjük,
    2. bitt.1pl.def
    1. hogy
    2. dass
    1. várjatok
    2. wart.imp.2pl
    1. még
    2. noch
    1. egy kicsit.
    2. ein bisschen
    1. ,Wir bitten (euch) darum, noch etwas zu warten.‘
    1. (14)
    2. UNG
    1. Engedünk
    2. erlaub.1pl
    1. benneteket
    2. 2pl.akk
    1. még
    2. noch
    1. egy kicsit
    2. ein bisschen
    1. várni.
    2. wart.inf
    1. ,Wir erlauben euch, noch etwas zu warten.‘

3. Korpusstudie

In diesem Kapitel stellen wir die Datengrundlage für unsere Studie vor und beschreiben das Vorgehen. Wir präsentieren die Lemmata, die in unseren Lernerdaten identifiziert wurden, und ordnen sie den relevanten Verbklassen zu. Anschließend geben wir einen Überblick über die Verteilung von finiten und infiniten Strukturen auf die L1 und die relevanten Verbklassen.

3.1 Datengrundlage

Die Grundlage unserer Untersuchungen bilden alle Lernertexte mit der Zielsprache Deutsch aus den Korpora Dulko (vgl. Beeh et al. 2021; Nolda 2023), Falko (vgl. Rehbein et al. 2012; Reznicek et al. 2012, 2013) und Merlin (vgl. Wisniewski et al. 2013; Lyding / Schöne 2016).

Das Dulko-Korpus enthält ausschließlich Texte von ungarischen Muttersprachlern; aufgrund der in Abschnitt 2 beschriebenen größeren Divergenzen zwischen dem Ungarischen auf der einen und den anderen Vergleichssprachen auf der anderen Seite waren wir an Texten von Lernern mit L1 Ungarisch besonders interessiert. Zudem enthält Dulko sowohl Essay- wie auch Übersetzungstexte, so dass sich dadurch die Gelegenheit bietet, eventuelle Unterschiede zwischen beiden Typen von Lernertexten zu untersuchen. Im Falko-Korpus wiederum ist das Englische als Lerner-L1 gut vertreten, dies trifft bezüglich der L1 Italienisch und Polnisch auf das Merlin-Korpus zu (vgl. Tabelle 1). Zudem lehnt sich Dulko in seiner Aufgabenstellung der Essays an Falko an, wodurch in dieser Hinsicht eine gute Vergleichbarkeit gegeben ist. Darüber hinaus wird ein Korpus mit deutschen Muttersprachlerdaten (erhoben an Berliner Gymnasien) herangezogen, das als Vergleichskorpus zum Falko-Essaykorpus erstellt wurde (Falko, Essay L1 v2.3, 95 Texte). Wir verwenden dieses Korpus, um die Präferenzen von L1-Sprechern des Deutschen vergleichend zu L1-Sprechern anderer Sprachen gegenüberzustellen.

Tabelle 1

Ausgewertete Texte nach Korpus, L1 und Texttyp

Dulko Falko,
Essay-Kernkorpus L2 (v2.4)
Merlin Falko,
Essay-Vergleichskorpus L1 (v2.3)
Muttersprachler des Ungarischen Muttersprachler des Englischen, Italienischen, Polnischen und Ungarischen Muttersprachler des Englischen, Italienischen, Polnischen und Ungarischen Muttersprachler des Deutschen
64 Texte, davon 34 Essays und 30 Übersetzungen 48 Texte (L1 eng)
4 Texte (L1 ita)
8 Texte (L1 pol)
2 Texte (L1 ung)
25 Texte (L1 eng)
17 Texte (L1 ita)
66 Texte (L1 pol)
39 Texte (L1 ung)
95 Texte

Entsprechend dem Vorhaben, muttersprachliche Einflüsse verschiedener Vergleichssprachen auf die Lernertexte ausfindig zu machen, ziehen wir alle Texte, die von Muttersprachlern des Englischen, des Italienischen, des Polnischen und des Ungarischen verfasst wurden, heran. Da Dulko ausschließlich Texte ungarischer Muttersprachler enthält, im Bereich der Falko-Korpora ein starkes Übergewicht von Texten englischer Muttersprachler vorliegt und wiederum Texte polnischer Muttersprachler im Merlin-Korpus besonders stark vertreten sind, ist das Italienische als Muttersprache in unserer Datengrundlage unterrepräsentiert. Die detaillierten Zahlenangaben zur Textanzahl sind nachfolgender Tabelle zu entnehmen.

Unterschiede in den Korpustexten bestehen auch hinsichtlich des Sprachniveaus und der Textsorte bzw. der den Lernertexten zugrundeliegenden Aufgabenstellung.

Um die ausgewerteten Texte vergleichbar zu halten, wurde folgende Auswahl getroffen: Beschränkt haben wir uns auf Texte mit mindestens Sprachniveau B1. Dabei sind die Dulko-Texte ausschließlich den Sprachniveaus B2 und C1 zugordnet; die Falko-Texte geben den Sprachstand ausschließlich über die Ergebnisse eines absolvierten C-Tests an. Die von uns in die Betrachtung einbezogenen Texte stammen allesamt von Lernen mit mindestens 60 Punkten, können entsprechend in etwa den Niveaus B2 und C1 zugeordnet werden.

Ein Teil der Texte ist als „Essay“ definiert; dies betrifft die Essaytexte aus Dulko und Falko und einen kleineren Teil der Merlin-Texte (siehe Tabelle 2). Aus den Merlin-Texten sind auch Texte mit den Aufgabenstellungen „privater Brief“, „Bewerbung“, „Bericht“ herangezogen worden; detaillierte Informationen dazu enthält Tabelle 2.

Tabelle 2

Merlin-Texte nach L1 und Aufgabenstellung

Aufgabenstellung ENG ITA POL UNG
Briefe, privat (B1) 5 (B1)
1 (B2)
1 (B1)
1 (B2)
14 (B1)
2 (B2)
2 (B1)
Briefe, Au-Pair (B2) 5 (B2)
1 (C1)
9 (B2)
Bewerbung (B2) 4 (B1)
5 (B2)
5 (B1)
20 (B2)
2 (C1)
1 (B2)
1 (C1)
Bericht ,Wohnsituation‘ (C1) 5 (B2)
2 (C1)
2 (B2)
1 (C1)
7 (B2)
2 (C1)

1 (C1)
Essay ,Traditionen‘ 1 (B2)
1 (C1)
1 (B1)
2 (B2)
1 (C2)
3 (B2)
2 (C1)
8 (B1)
22 (B2)
4 (C1)
Essay ,Deutschlernen‘ (C1) 1 (B2) 2 (B2)
Σ Texte 25 17 66 39

Eine besondere Korpustextart stellen die Übersetzungstexte aus Dulko dar; um gegebenenfalls Unterschiede in den sprachlichen Befunden zwischen Übersetzungen (im Falle derer den Lernern während der Textproduktion das L1-sprachliche Vorbild vor Augen liegt) und Texten ohne ein solches (schriftliches) L1-Vorbild zu erfassen, waren diese für uns besonders bedeutsam; auch wenn für andere Muttersprachen keine Übersetzungstexte in den anderen Korpora vorhanden sind.

Unterschiede zwischen den Texten bestehen darüber hinaus darin, dass sie von Lernern mit unterschiedlichen L2- bzw. L3-Profilen erstellt wurden. Diese Unterschiede wurden in der vorliegenden Studie als möglicher Einflussfaktor jedoch nicht berücksichtigt5.

3.2 Erstellung der Lemmaliste

Da aufgrund der bereits angerissenen Besonderheiten des Ungarischen, insbesondere aufgrund der geltenden stärkeren Lizenzierungsbeschränkungen, dem Ungarischen als L1 unser erstrangiges Erkenntnisinteresse galt, bildete das Dulko-Korpus für uns die Ausgangsbasis für weitere Korpusuntersuchungen. Hierzu haben wir alle Matrixverben mit finitem oder infinitem propositionalen Objekt, die in Dulko vorkamen, identifiziert. Die in Dulko identifizierten Lemmata wurden im zweiten Schritt in den restlichen Korpora via ANNIS gesucht. Wir erhalten damit eine Liste von folgenden 13 Lemmata, die in Texten von Lernern mit L1 Ungarisch und zusätzlich in Texten von Lernern einer anderen L1 vorkommen:

    1. (15)
    1. anfangen/beginnen, beschließen, bitten, denken, (sich) entscheiden, erlauben, glauben, helfen, hoffen, vergessen, versprechen, versuchen

Darüber hinaus kommen die folgenden vier Verben ausschließlich in den Texten mit L1 Ungarisch vor:

    1. (16)
    1. lehren, unterstützen, überreden, empfehlen

Relevant für unsere Untersuchung ist jedoch – wie in Abschnitt 2 bereits angedeutet – nur eine solche Verwendung dieser Verben, in der eine Referenzidentität zwischen dem Subjekt oder Objekt des Matrixverbs und dem (nicht ausgedrückten) Subjekt des eingebetteten Satzes vorliegt.

So sind Verben wie glauben, denken häufiger in anderen Strukturen belegt, in denen zwar ein propositionales Argument vorhanden ist, aber keine solche Referenzidentität zwischen Argumenten von Matrixverb und eingebettetem Verb vorliegt, vgl.

    1. (17)
    1. Ich glaube, dass was die finanzielle Entlohnung betrifft, gibt es in meinem Heimatland sehr große Unterschiede. (Dulko-E, L1 ung, Entlohnung_30)

Als nicht relevante Vorkommen der genannten Lemmata bezeichnen wir darüber hinaus Vorkommen ohne ein propositionales Argument wie in (18):

    1. (18)
    1. Erstens, die Familie bei der ich blieb, wollte mir nicht helfen oder beraten. (Merlin, L1 pol, Text 33)

Jedes Vorkommen dieser Lemmata wurde dann manuell nach der Realisierungsform des propositionalen Objekts annotiert, nach den zwei Parametern: finit und infinit. Das Ergebnis wird im nächsten Abschnitt präsentiert.

3.3 Ergebnisse

Die sich aus der Datenanalyse ergebenden Zahlen sind in Tabelle 3 zusammengefasst. Die aufgefundenen Vorkommen der Verblemmata in der uns interessierenden spezifischen Verwendung sind nach L1 der Sprecher und nach der Art des Anschlusses des propositionalen Arguments – finit (fin) oder infinit (inf) – erfasst.

Tabelle 3

Verteilung der Verblemmata in den untersuchten Lernerkorpora

Verblemma L1 eng L1 ita L1 pol L1 ung L1 ung (Ü) L1 deu
fin inf fin inf fin inf fin inf fin inf fin inf
Subjektkontrollverben
Phasenverben
anfangen - 3 - - - 3 - - - - - 3
beginnen - 2 - - - - - 2 - 1 - -
intentionale Verben
versuchen - 15 - 1 - 3 - 5 - - - 31
vergessen - - - 1 - - - - - 4 - 1
sich entscheiden - 2 - 2 - 3 - 1 6 - - 2
beschließen - 1 - - - 1 - - 1 - 3
Verben der kognitiven Einstellung
glauben 3 1 - - 3 3 1 - - - - -
denken 1 - - - 3 - 5 - 2 - 3 -
hoffen - 2 - 1 2 1 - - 1 - 1 1
Verben der Selbstverpflichtung
versprechen - - - - - 1 - - 2 - - -
Objektkontrollverben
Verben des Wissenstransfers
unterstützen - - - - - - - 1 - - - -
lehren - - - - - - - - - 3 - -
helfen - 8 - 1 - 1 1 2 - - - 1
Verben der Handlungssteuerung
empfehlen - - - - - - - 2 - - - -
erlauben - 1 - - - 1 - - - 4 - 2
bitten - - 1 - - 2 - - 1 3 - -
überreden - - - - - - - - 1 1 - -

Wie aus Tabelle 3 ersichtlich ist die relevante Verwendung dieser Verblemmata in den untersuchten Lernerkorpora ein eher seltenes Phänomen. Zu vermerken ist, dass die Verblemmata häufiger in den untersuchten Texten vorkommen als in Tabelle 3 aufgeführt, jedoch nicht in der hier relevanten Verwendung mit Referenzidentität zwischen dem Matrixsubjekt oder -objekt und dem eingebetteten (nicht ausgedrückten) Subjekt. Im nächsten Abschnitt werden die Ergebnisse vertieft qualitativ untersucht.

4. Diskussion der Ergebnisse

Im Folgenden diskutieren wir die Ergebnisse unserer Studie anhand konkreter Beispiele mit gesondertem Blick auf Subjektkontrollverben (4.1) versus Objektkontrollverben (4.2) als Matrixprädikate. Zusätzlich nehmen wir das Vorkommen von Korrelaten in den Blick (4.3).

4.1 Propositionale Argumente zu Subjektkontrollverben

Keinerlei Auffälligkeiten, im Sinne von Transfereffekten oder Fehlern, gibt es erwartungsgemäß bei den Phasenverben und den intentionalen Verben versuchen und vergessen. Hier deckt sich die Realisierungspräferenz im Deutschen und in der L1 immer; dass-Sätze finden sich hier in den Lernertexten nicht, stattdessen wird durchgängig der Infinitiv als Objektrealisierung gewählt (vgl. (19)-(22)). Teilweise wird in diesen Fällen auch der einfache Infinitiv statt des zu-Infinitivs genutzt (vgl. (21)), was in unserem Beitrag nicht weiter thematisiert werden soll; zu konstatieren ist aber, dass die abweichende Wahl des einfachen Infinitivs häufiger bei Sprechern mit L1 Polnisch und Ungarisch auftritt, jedoch kaum bei Sprechern mit L1 Englisch6.

    1. (19)
    1. als sie langsam anfangen haben, dies Ziel zu erreichen, … (Falko, L1 eng, fu126_2006_10a_L2v2.4)7
    1. (20)
    1. Ich versuche vielmal in dies Agentur anzurufen aber leider hat nie jemand geantwortet. (Merlin, L1 pol, Text 32)
    1. (21)
    1. Auf diesen Fragen versuche ich einen Antwort geben (Dulko, L1 ung, Feminismus_9)
    1. (22)
    1. Wenn ich in Deutschland gekommen war, musste ich mir einen Taxi nehmen weil die Familie vergessen hatte mir abzuholen. (Merlin, L1 ita, Text 4)

Durchgängig der Infinitiv zum Matrixverb vergessen erscheint auch in den Dulko-Übersetzungstexten, hier gibt das ungarische Original (vgl. (24)) eine ebensolche Verbindung aus Matrixverb und Infinitiv vor:

    1. (23)
    1. Aber am meistens habe ich leider vergessen, mein chinesisches Wörterbuch mitzubringen. (Dulko, L1 ung, China_4)
    1. (24)
    2. UNG
    1. elfelejtettem
    2. vergess.prt.1sg
    1. magammal
    2. selbst.kom
    1. vinni
    2. nehm.inf
    1. a
    2. def
    1. kínai
    2. chinesisch
    1. szótáramat
    2. Wörterbuch.1sg.akk

Interessanter wird es bei den Verben (sich) entscheiden und beschließen; Lerner mit englischer, italienischer und polnischer Muttersprache wählen hier durchgängig eine infinitivische Objektrealisierung:

    1. (25)
    1. … er beschließen, nach Haus zu gehen, … (Falko, L1 eng, nz001_2007_05)
    1. (26)
    1. Viele Leute entscheiden sich für verschiedenen Gründen ein Leben im Ausland anzufangen. (Merlin, L1 ita, Text 7)
    1. (27)
    1. Bevor man sich aber entscheidet dort zu wohnen, … (Merlin, L1 pol, Text 50)
    1. (28)
    1. Deshalb viele Menschen eintscheiden sich einen Einfamielienhaus zu bauen in die kleine Orte neben der Stadt. (Merlin, L1 pol, Text 44)
    1. (29)
    1. darum habe ich beschlossen, mich um ein Praktikum bei Ihrer Firma zu bewerben. (Merlin, L1 pol, Text 10)

Bei englischen Muttersprachlern kann die L1 so weit durchscheinen, dass auch dort, wo im Deutschen kein Infinitiv erlaubt ist, nämlich bei indirekten Fragesätzen als Anschluss, ein Infinitiv gewählt wird:

    1. (30)
    1. ohne d Problem, dass man jung entscheiden müssen welch Karriere zu folgen (Falko, L1 eng, fk008_2006_08)
    2. vgl. ENG that you have to decide young which career to follow

Auch der – leider einzige – Beleg aus dem Dulko-Essaykorpus zeigt einen zu-Infinitiv:

    1. (31)
    1. Aber wer sich dafür entscheidet, ein Kriminal zu werden, muss mit den Folgen rechnen. (Dulko, L1 ung, Essay, Kriminalität_4)

Ganz anders ist das Bild, das sich in den Dulko-Übersetzungstexten bietet: Die ungarischen Originalsätze enthalten jeweils eine finite Struktur als Objektrealisierung, einmal einen hogy-(,dass‘-)Satz (32), einmal einen Hauptsatz (33).

    1. (32)
    2. UNG
    1. […]én
    2. …1sg
    1. elhatároztam
    2. beschließ.prt.1sg
    1. hogy
    2. dass
    1. a
    2. def
    1. 18. születésnapomat
    2. 18. Geburtstag.1sg.akk
    1. egy
    2. indef
    1. különleges
    2. besonder
    1. helyen
    2. Ort.sup
    1. ünnepelem.
    2. feier.1sg
    1. ,Ich beschloss, dass ich meinen 18. Geburtstag an einem besonderen Ort feiere.‘
    1. (33)
    2. UNG
    1. Végül
    2. letztlich
    1. úgy
    2. so
    1. döntöttem,
    2. entscheid.prt.1sg
    1. a
    2. def
    1. fővárosban
    2. Hauptstadt.ine
    1. töltök
    2. verbring.1sg
    1. tíz
    2. zehn
    1. napot.
    2. Tag.akk
    1. wörtlich:,Letztlich entschied ich so, ich verbringe zehn Tage in der Hauptstadt.‘

In den Übersetzungen ins Deutsche wird von den Lernern präferiert ein dass-Satz gewählt – die Realisierung, die nah am ungarischen Vorbild liegt; dies trifft für sieben Vorkommen zu, vgl.

    1. (34)
    1. … weil ich entscheiden habe, dass ich meinen 18. Geburtstag an einem spezialen Ort feiern werde. (Dulko-Ü, L1 ung, China_10)

Nur in zwei Fällen fällt die Wahl auf den Infinitiv als Objektrealisierung, die Variante, die im Ungarischen ausgeschlossen ist; bemerkenswerterweise stammen beide Belege aus ein und demselben Übersetzungstext (das attestierte Sprachniveau ist bei diesem Text mit B2 angegeben; sechs der 30 Übersetzungstexte ist das Niveau C1 zugeschrieben; dieses Einzelbeispiel zeigt demnach keinen Zusammenhang):

    1. (35)
    1. geschlossen habe, meinem 18. Geburtstag in einem einzigartigen Ort zu feiern. (Dulko-Ü, L1 ung, China_5)
    1. (36)
    1. … ich mich so entschieden, in der Hauptstadt 10 Tage zu verbringen. (Dulko-Ü, L1 ung, China_5)

Die vergleichbaren Muttersprachlerdaten (Falko, L1-Vergleichskorpus) zeigen eine klare Präferenz für den Infinitiv als Objektrealisierung. Das kann anhand der folgenden Sätze mit den Verben entscheiden (vgl. (37)) und beschließen (vgl. (38)) als Matrixverben illustriert werden:

    1. (37)
    1. Ich würde mich natürlich dazu entscheiden, erst einmal mit meinem Bruder zu reden und als nächste Stufe (abhängig von dem Verhältnis) mit meinen Eltern. (Falko, L1 de, dhw015)
    1. (38)
    1. Alle Organe beschlossen zu streiken, weil sie der Ansicht waren, dass der Magen zu wenig tuen würde und nur die besten Teile (die gute Nahrung) bekommen würde. (Falko, L1 de, dhw031)

Mit Sicht auf das Polnische mag auf den ersten Blick überraschend erscheinen, dass in den Belegen mit dem Matrixverb glauben von Lernern mit L1 Polnisch in der Hälfte der Fälle (3 von 6) der Infinitiv als Realisierungsoption eines propositionalen Arguments gewählt wird, vgl.:

    1. (39)
    1. Wegen meiner Ausbildung aber auch wegen meiner persönlichen Eigenschaften (ich bin kommunikativ, ehrgeizig, teamfähig und flexible) glaube ich allen Ihren Anforderungen zu entsprechen. (Merlin, L1 pol, Text 5)
    1. (40)
    1. Ich bewerbe mich bei Ihnen, weil ich glaube, die dafür notwendigen Voraussetzungen mitzubringen. (Merlin, L1 pol, Text 21)
    1. (41)
    1. Aufgrund meiner Ausbildung, persönlichen Eigenschaften, glaube ich, Ihren Anforderungen entschprechen zu können. (Merlin, L1 pol, Text 23)

Alle sechs Texte, für die ein Vorkommen des Verbs glauben (in der uns interessierenden Verwendung mit Referenzidentität der Subjekte von Matrixsatz und eingebettetem Verb) attestiert ist, sind dem Niveau B2 zugeordnet; gleichzeitig repräsentieren alle Texte mit diesem Vorkommen die Textsorte „Bewerbung“. Eine Erklärung dafür, dass die muttersprachliche Struktur hier nicht ‚durchscheint‘, könnte sein, dass im Falle der Textsorte „Bewerbung“ in starkem Maße von einer Automatisierung und dem Rückgriff auf für diese Textsorte gelernte Formulierungsmuster auszugehen ist.

Zwei der drei Vorkommen des Verbs glauben mit einem finiten propositionalen Objekt zeichnen sich durch eine komplexere syntaktische Struktur aus. Im Falle von Beleg (42) z.B. haben wir es mit einem Relativsatz und beim eingebetteten Verb zusätzlich mit einem Konjunktiv II zu tun; eine alternative Realisierungsmöglichkeit mit Infinitiv besteht zwar durchaus, würde aber auch von Muttersprachlern dispräferiert:

    1. (42)
    1. … und ich glaube, dass alle Erfahrungen, welche ich bei Ihnen sammeln würde, könnte ich in meiner Abschlussarbeit anwenden.

alternative Realisierung

    1.  
    1. … und ich glaube, alle Erfahrungen, welche ich bei Ihnen sammeln würde, in meiner Abschlussarbeit anwenden zu können.

In einer anderen Textsorte, hier in der Aufgabenstellung „Beschwerdebrief“, wo eine solche Automatisierung weniger wahrscheinlich ist, trifft man denn auch häufiger finite Realisierungen bei Verben der kognitiven Einstellung an, vgl.:

    1. (43)
    1. Habe gedacht das werde ich mindestens bisschen über die Kultur erfachren und ein Stück von Historie lernen. (Merlin, L1 pol, Text 37)

Was Lerner mit L1 Ungarisch betrifft, so realisieren diese im Dulko-Essaykorpus Objekte zum Verb denken durchgehend als dass-Satz; hier fanden sich vier Belege mit einer Subjektkontrolllesart:

    1. (44)
    1. Sie denken, dass sie in diesem anderen Land das Einkommen bekommen, das sie auch in ihrem Heimatland bekommen sollen. (Dulko-E, L1 ung, Entlohnung_6)
    1. (45)
    1. Viele Frauen denken zum Beispiel, dass sie weniger Geld verdienen, als die Männer in dem gleichen Position. (Dulko-E, L1 ung, Feminismus_7)
    1. (46)
    1. Viele denken, dass sie nicht erwischt werden können und haben keinen Plan dafür, wenn doch. (Dulko-E, L1 ung, Kriminalität_4)
    1. (47)
    1. Sie denken, dass sie es machen können, oder haben keine Chance. (Dulko-E, L1 ung, Kriminalität_7)

Der dass-Satz als Objektrealisierung zu denken wird auch einmal im Übersetzungskorpus gewählt, als Entsprechung eines als Hauptsatz realisierten Arguments in der ungarischen Vorlage; eine Struktur, die sowohl im Deutschen wie auch im Ungarischen zum Verb denken (gondol) möglich ist:

    1. (48)
    1. Trotzdem dachte ich, dass ich das Reisewörterbuch dazu nicht brauche, (Dulko, L1 ung, Übersetzung, China_1)
    1. (49)
    2. UNG
    1. Ahhoz
    2. dazu
    1. viszont, …,
    2. jedoch
    1. talán
    2. vielleicht
    1. nem
    2. neg
    1. kell
    2. muss
    1. úti szótár,
    2. Reisewörterbuch
    1. gondoltam.
    2. denk.prt.1sg

Alle anderen Lernertexte zeigen auch im Deutschen eine Hauptsatzstruktur, wie hier:

    1. (50)
    1. Um Fotos von dem Chinesischen Wand oder von der Verboteten Stadt zu machen, brauche ich vielleicht das Reisewörterbuch nicht, dachte ich. (Dulko, L1 ung, Übersetzung, China_4)

Beim Verb hoffen, dessen polnisches Äquivalent mieć nadzieję im Gegensatz zum Verb wierzyć,glauben‘ einen Infinitiv als Objekt erlaubt, stellen wir bei den – leider nur zwei – einschlägigen Belegen Varianz zwischen beiden Optionen fest:

    1. (51)
    1. Ich hoffte meinen Deutsch zu verbessern und viele wichtigen Erfahrungen zu sammeln. (Merlin, L1 pol, Text 33)
    1. (52)
    1. Ich nutze die Gelegenheit, und hoffe, dass ich endlich meinen Liebe erreiche. (Merlin, L1 pol, Text 70)

Ansonsten begegnet uns in den ausgewerteten Korpora das Verb hoffen nur noch einmal in einer Struktur mit Referenzidentität, und zwar im Dulko-Übersetzungskorpus. Die Übersetzung des Komplements als dass-Satz entspricht dem Muster der ungarischen Vorlage; so lässt sich nicht abschätzen, ob die direkte Vorlage oder vielleicht doch die Tatsache, dass eine infinitivische Realisierung im Ungarischen äußerst selten gebräuchlich ist, entscheidend für die Wahl dieser Strategie war.

    1. (53)
    2. UNG
    1. Aber wir dürfen noch hoffen, dass wir nicht ohne Sprechpartner bleiben werden. (Dulko-Ü, L1 ung, Sprache_1)
    1. De
    2. aber
    1. még
    2. noch
    1. reménykedhetünk,
    2. hoff.pot.1pl
    1. hogy
    2. dass
    1. nem
    2. neg
    1. maradunk
    2. bleib.1pl
    1. beszélgetőtárs
    2. Gesprächspartner
    1. nélkül.
    2. ohne

In den Falko-Texten treffen wir hoffen im Übrigen immer mit einem dass-Satz als Objekt an, jedoch waren unsere Vergleichssprachen unter den betreffenden Texten nicht als L1 vertreten.

In den Texten der deutschen Muttersprachler kommt das Verb glauben in der relevanten Verwendung nicht vor. Das Verb hoffen wird hingegen sowohl mit einem Infinitiv (54) als auch mit einem dass-Satz (55) als Objekt verwendet.

    1. (54)
    1. Ich hoffe dass ich nie in eine Situation komme die mich zwingt zur Kriminellen zu werden, denn meiner Meinung nach zahlt sich Kriminalität nicht aus. (Falko, L1 de, dew15)
    1. (55)
    1. Es ist nicht so einfach alle Seiten zu beleuchten, doch ich habe den Versuch gewagt und hoffe ein wenig Licht heinein gebracht zu haben. (Falko, L1 de, dew22)

Kein Infinitiv wurde als Objekt von denken im L1-Deutsch-Korpus attestiert. Das Verb wird entweder mit einem dass-Satz (56) oder einer Hauptsatzstruktur (57) als Objekt verwendet.

    1. (56)
    1. Ich denke nicht, dass mein Gehalt zu niedrig ist, aber ich denke, dass ich mehr Verantwortung habe, als ein Programmierer einer Softwarefirma. (Falko, L1 de, dew_30)
    1. (57)
    1. Sie denken, sie würden es locker überstehen, sie müssten es machen, weil ihnen keine andere Möglichkeit bliebe. (Falko, L1 de, dew_05)

Anzutreffen ist das Verb versprechen im Dulko-Übersetzungskorpus; das ungarische Original – mit einem hogy-(,dass‘-)Satz – wird in den deutschen Lernertexten als dass-Satz wiedergegeben:

    1. (58)
    1. Ich habe meine Eltern versprochen, dass ich alle meine Erlebnisse in mein Tagesbuch aufschreiben werde, … (Dulko-Ü, L1 ung, China_15)
    1. (59)
    1. Ich versprach meinen Eltern, dass ich meine Erlebnisse ins Tagebuch abschreibe, … (Dulko-Ü, L1 ung, China_1)
    1. (60)
    2. UNG
    1. Megígértem
    2. versprech.prt.1sg
    1. a
    2. def
    1. szüleimnek,
    2. Eltern.1sg.dat
    1. hogy
    2. dass
    1. minden
    2. jede
    1. élményemet
    2. Erlebnis.1sg.akk
    1. leírom
    2. schreib.1sg.def
    1. a
    2. def
    1. naplómba, …
    2. Tagebuch.1sg.ill

Ansonsten treffen wir das Verb versprechen nur noch im Merlin-Korpus mit polnischer L1 an, Verwendung findet der zu-Infinitiv.

    1. (61)
    1. Sie haben verspricht immer hilfsbereich zu sein. (Merlin, L1 pol, Text 37)

Im Falko-Korpus mit Muttersprachlerdaten findet man hingegen keine Belege mit dem Verb versprechen.

4.2 Propositionale Argumente zu Objektkontrollverben

Die erste Gruppe der Objektkontrollverben, die Verben des Wissenstransfers, ist in unseren Lernerdaten mit dem Verb lehren vertreten. Auch die Verben helfen (von Molnár 2018: 217 in semantischer Hinsicht als „Einzelgänger“ bezeichnet) und unterstützen sind semantisch relativ nah am Wissenstransfer und werden von uns innerhalb dieser Verbgruppe behandelt.

Da auch die ungarischen Entsprechungen den Infinitiv als Objektrealisierung lizenzieren, waren auch in Texten von Lernern mit L1 Ungarisch von vornherein keine Interferenzen, die sich in einer bevorzugten Realisierung als dass-Satz bemerkbar machen könnten, zu erwarten. Auf unsere anderen Vergleichssprachen trifft dies genauso zu.

Anzutreffen waren Einzelbelege dieser Verben im Dulko-Übersetzungskorpus. In den betreffenden Fällen weist bereits die ungarische Vorlage einen Infinitiv auf (vgl. (63)), die Übersetzungstexte zeigen immer die infinitivische Realisierung:

    1. (62)
    1. Wenn es nötig ist, lehrt er die Tiere zu sprechen. (Dulko-Ü, L1 ung, Sprache_8)
    1. (63)
    2. UNG
    1. Ha
    2. wenn
    1. kell,
    2. muss
    1. beszélni
    2. sprech.inf
    1. tanítja
    2. lehr.3sg.def
    1. az
    2. def
    1. állatokat.
    2. Tier.pl.akk

Die drei Vorkommen dieser Verben in den Essaytexten mit L1 Ungarisch weisen ebenfalls die infinitivische Realisierung auf, vgl.:

    1. (64)
    1. Zum Beispiel, ich habe über die Frauenquote in Deutschland gelesen, die Frauen unterstützt eine Leitposition zu bekommen. (Dulko-E, L1 ung, Feminismus_13)
    1. (65)
    1. Ich helfe Ihnen eine Entscheidung treffen, ob Sie integrieren sollten oder Ihre Traditionen weiterbringen sollten. (Merlin, L1 ung, Text 27)
    1. (66)
    1. In allen Länder gibt es Minderheiten, und die Regierung des Landes hilft dabei, dass diese Kommunen seine Kultur zu bewehren können. (Merlin, L1 ung, Text 29)

Für das Verb helfen sind im Falko-Korpus 13 Beispiele anzutreffen, mit unterschiedlichen L1, allesamt wiesen sie einen Infinitiv auf, vgl.:

    1. (67)
    1. Er sagte, dass seine schwache Englischkentnisse ihm geholfen haben, erfolgreich zu sein. (Falko, L1 pol, fk003_2006_08)
    1. (68)
    1. es kein Zweifel, dass der feminismus den Frauen hilft, eine wichtigere Rolle in der Gesellschaft zu spielen (Falko, L1 eng, fk007_2006_07)

Im Falko-L1-Deutsch-Korpus findet man nur einen relevanten Beleg mit dem Verb helfen. Verwendet wird hier ebenfalls der Infinitiv als Objekt:

    1. (69)
    1. Was ihnen hilft ihren Frust abzubauen und somit für den nächsten Moment ein wahrer Erfolg für sie ist, wenn sie die anderen Menschen am Boden sehen. (Falko, L1 de, dhw_009)

Bei den Verben der Handlungssteuerung ist in Bezug auf die Verhältnisse in den betrachteten L1 ein deutlicher Schnitt zwischen dem Ungarischen und den anderen Sprachen festzustellen (siehe 2.2): Ein Objektinfinitiv ist – unter Ausnahme der Verben javasol / ajánl,empfehlen‘ und kényszerít,zwingen‘ – nicht zugelassen (vgl. K. Molnár 2015: 26). Die Vorkommen des Verbs empfehlen in Lernertexten mit L1 Ungarisch zeigen einen Infinitiv als Objektrealisierung:

    1. (70)
    1. Ich würde für jede Leser empfehlen neue Kulturen kennenzulernen. (Merlin, L1 ung, Text 27)
    1. (71)
    1. Mit guten Herzen empfehle ich allem, seine Bücher zu lesen. (Merlin, L1 ung, Text 35)

Im Dulko-Übersetzungskorpus treffen wir auf Vorkommen der Verben bitten, erlauben und überreden. Die ungarischen Vorlagen zeigen hier immer einen finiten Anschluss, vgl.

    1. (72)
    2. UNG
    1. […]
    1. és
    2. und
    1. megkértem
    2. bitt.prt.1sg.def
    1. őket
    2. 3pl.akk
    1. mondjanak
    2. sag.imp.3pl
    1. néhány
    2. einige
    1. kedvelt
    2. beliebt
    1. úti célt
    2. Reiseziel.akk
    1. Kínában.
    2. China.ine
    1. wörtlich:,… und ich bat sie, dass sie mir einige beliebte Reiseziele in China nennen.‘
    1. (73)
    2. UNG
    1. De
    2. aber
    1. aztán
    2. dann
    1. mégis
    2. doch
    1. csak
    2. nur
    1. megengedték,
    2. erlaub.prt.3pl.def
    1. hogy
    2. dass
    1. egyedül
    2. allein
    1. utazzam
    2. reis.imp.1sg
    1. egy
    2. indef
    1. ilyen
    2. solch
    1. messzi
    2. weit
    1. országba.
    2. Land.ill
    1. wörtlich:,Aber dann erlaubten sie mir doch, dass ich allein in ein so weit entferntes Land reise.‘
    1. (74)
    2. UNG
    1. Rábeszéltem
    2. überred.prt.1sg
    1. a
    2. def
    1. szüleimet,
    2. Eltern.1sg.akk
    1. hogy
    2. dass
    1. fizessenek
    2. zahl.imp.3pl
    1. be
    2. ptl
    1. egy
    2. indef
    1. kínai
    2. chinesisch
    1. utazásra.
    2. Reise.sub
    1. ,Ich überredete meine Eltern, dass sie eine Reise nach China finanzieren.‘

In den Übersetzungen ist die Beleglage folgendermaßen: Präferiert wird ein Infinitiv als Realisierung des Objekts gewählt, durchgängig beim Verb erlauben, vgl. (77) neben drei weiteren Belegen, und überwiegend beim Verb bitten, vgl. (76) neben zwei weiteren Belegen; dazu stellt sich ein Beleg mit einer finiten Realisierung des Objekts, vgl. (75) :

    1. (75)
    1. […] und ich bat sie darum, dass sie mir einige beliebte Reiseroute von China sagen. (Dulko-Ü, China_1)
    1. (76)
    1. […] habe ich sie darum gebeten, mir einige beliebige Reiseziele in China zu raten. (Dulko-Ü, China_5)
    1. (77)
    1. Danach erlaubten sie mir trotzdem, alleine in so ein weites Land zu reisen. (Dulko-Ü, China_1)

Bei der Übersetzung des Verbs rábeszél,überreden‘, im Vergleich zu den anderen beiden Verben eines mit deutlich niedrigerer Vorkommensfrequenz, ist die Verteilung ausgewogen, dreimal findet sich ein dass-Satz, dreimal ein Infinitiv (nicht immer wird jedoch die Entsprechung überreden als Übersetzung gewählt):

    1. (78)
    1. Ich überredete meine Eltern, dass sie für mich eine Reise nach China bezahlen. (Dulko-Ü, China_1)
    1. (79)
    1. Ich habe meine Eltern darauf überredet, mich in eine chinesische Reise einzuzahlen. (Dulko-Ü, China_5)

Die Distanz zwischen Deutsch und Ungarisch ist bei den Objektkontrollverben viel größer, was die Objektrealisierung betrifft. Man kann mutmaßen, dass die Lerner hier zunächst einen größeren Aufwand zu betreiben haben, um die Realisierung des propositionalen Arguments als Infinitivs zu automatisieren; sobald dieser Schritt erreicht ist, hat sich die Präferenz für den Infinitiv – im vorliegenden Fall sogar bei Übersetzungen mit der vom Deutschen abweichenden Struktur als Vorlage – durchgesetzt. Hinweis auf eine derartige Automatisierung ist auch, dass sich das weniger frequente Verb überreden anders verhält.

Texte von Lernern mit anderer L1 (hier Englisch und Italienisch) zeigen einen zu-Infinitiv bei Verben der Handlungssteuerung, vgl.:

    1. (80)
    1. Es ist jedem wichtig in einem Land sich wohl zu füllen, darum sollen wir erlauben Auslände seine eigenen Traditionen fortzusetzen, aber, was sehr wichtig ist, nur im Parallel mit guten Kenntnissen von der Sprache und Kultur des Gastlandes. (Merlin, L1 eng, Text 10)
    1. (81)
    1. Ich bitte Sie zum geschilderten Problem Stellung zu nehmen, sonst werde ich gegen Ihnen gerichtlich vorgehen. (Merlin, L1 pol, Text 31)

Im L1-Deutsch-Korpus finden sich nur zwei Belege für Verben der Handlungssteuerung, beide mit dem Verb erlauben als Matrixverb und dem Infinitiv als Objekt:

    1. (82)
    1. Denn grade der Feminismus erlaubt uns, freie Gefühle zu haben und auch einmal mehr mit dem anderen Geschlecht zu erleben, als eine Briefmarkensammlung anzuschauen. (Falko, L1 de, dhw_026)
    1. (83)
    1. und das gefühl und eben nur dieses erlaubt es uns frauen ein gefühl von göttlichkeit auf die erde zu tragen. (Falko, L1 de, dhw_026)

4.3 Korrelate zu propositionalen Argumenten

In Wisniewskis (2021) Untersuchung zum Gebrauch des es in Lernertexten ist auch das Korrelat-es ausführlich behandelt; die Autorin erwartet aufgrund der Vielfalt von Faktoren, von denen eine obligatorische oder fakultative Setzung des Korrelat-es im Deutschen abhängt, „Gebrauchsunsicherheiten“, die sich z.B. „durch das Fehlen obligatorischer bzw. das Setzen redundanter es“ zeigen (Wisniewski 2021: 370). Ganz allgemein stellt sie zunächst einen „leichte[n] Übergebrauch“ (Wisniewski 2021: 377) aller es-Typen durch DaF-Lerner fest, der Übergebrauch sei allerdings als marginal einzuschätzen8. Funktionsspezifisch lässt sich laut Wisniewski (2021: 378) genau „ein einziger statistisch signifikanter Unterschied zwischen den drei Lernenden-L1 und dem Deutschen als L1 finden: Spanische Muttersprachler/-innen gebrauchen das Korrelat-es häufiger“, der Effekt sei aber auch hier klein.

Redundante bzw. als ‚unangemessen‘ eingestufte es treten meist in Korrelat-Kontexten auf (vgl. Wisniewski 2021: 385); die Unangemessenheit wird so umschrieben: Diese Korrelate seien „zwar grammatisch korrekt, aber weglassbar“ und werden „subjektiv als nicht gebrauchsüblich eingestuft“ (Wisniewski 2021: 385). Daneben sind auch Korrelate anzutreffen, die als Normabweichung einzuordnen sind und dementsprechend in den Lernerkorpora als Fehler annotiert sind.

Normabweichende und redundante es-Korrelate im genannten Sinn sind in den von uns ausgewerteten Lernertexten ausschließlich in Texten mit L1 Ungarisch anzutreffen. Als Hintergrund hierfür ist folgender Kontrast zwischen dem Deutschen und Ungarischen bedeutend: Assertive Verben (wie sagen, behaupten, denken, glauben) erlauben im Ungarischen den Einsatz eines kataphorischen Pronomens (azt = Akkusativform des Demonstrativums az) im Matrixsatz als Korrelat zu Objektsätzen, im Deutschen aber sind Korrelate bei genau diesen Verben ausgeschlossen, vgl. V. Molnár (2015) und die von ihr präsentierten Beispiele (vgl. V. Molnár 2015: 211):

    1. (84)
    2. UNG
    1. Péter
    2. Péter
    1. azt
    2. dem.akk
    1. mondta,
    2. sag.prt.3sg.def
    1. hogy
    2. dass
    1. gyakran
    2. oft
    1. találkoznak
    2. treff.3pl
    1. munka
    2. Arbeit
    1. után.
    2. nach
    1. ,Péter sagte (*es), dass sie sich nach der Arbeit oft treffen.‘

Darüber hinaus werden von Holler (2013: 97–98) auf empirischer Basis zwei Klassen von Verben aufgemacht: Verben, für die ein Korrelat-es eindeutig belegt ist, und Verben, für die kein Korrelat-es nachgewiesen ist. Zur zweiten Gruppe gehören u.a. die Verben behaupten, glauben, hören, sagen, sehen, vermuten. Im Ungarischen jedoch ist ein Korrelat unabhängig vom Matrixverb möglich, je nach diskurspragmatischen Begebenheiten (vgl. V. Molnár 2015: 220–221).

Im Bereich der Objektkontrollverben hatten wir in Lernertexten mit L1 Ungarisch ein kleines Indiz dafür gefunden, wie sich die Tokenfrequenz einzelner Lemmata auf den Produktionsprozess auswirkt (erlauben und bitten als insgesamt frequentere Verben weisen eine infinite Objektrealisierung in den Lernertexten auf gegenüber den Verhältnissen bei einem niedriger frequenten Verb wie überreden). Im Bereich der Korrelate finden wir einen noch etwas deutlicheren Hinweis auf Frequenzeffekte.

In den Texten aus dem Merlin-Korpus waren insgesamt nur einzelne Fälle – es waren so wenige, dass sie hier sämtlich angeführt werden können – von Korrelaten (es oder das) zu finden, deren Vorkommen wir als abweichend vom muttersprachlichen Gebrauch bezeichnen wollen:

    1. (85)
    1. Sie wollen es zeigen, dass obwohl sie aus der Türkei stammen, sind sie Mitglieder der deutschen Gesellschaft, und möchten auf keinen Fall isoliert werden. (Merlin, L1 ung, Text 26)
    1. (86)
    1. Ein genauer Blick auf das Erläuterte kann man es sehen, dass es nicht eine übliche Erörterung des Themas war, … (Merlin, L1 ung, Text 28)
    1. (87)
    1. Ich mag auch natürlich mit anderen Gebräuchen kennen lernen, aber ich erwarte das, dass das fremde Land über mein Land, und über unsere Tradition wenige Dinge kennt. (Merlin, L1 ung, Text 3)
    1. (88)
    1. Also ich es schon erwähnt habe, auch wir können davon wichtige Informationen erhalten. (Merlin, L1 ung, Text 9)

In Dulko, dabei sowohl im Essay- als auch im Übersetzungsteil, sind Korrelate (es und das) etwas häufiger anzutreffen. Ein Teil davon ist auch als Fehler annotiert, wie die folgenden Vorkommen:

    1. (89)
    1. Wenn jemand das nicht versteht, warum diese Tätigkeiten so schlecht sind, … (Dulko-E, L1 ung, Kriminalität_8)9
    1. (90)
    1. Wenn ich ein Vergleich zwischen Ungarn und Serbien machen soll, muss ich das sagen, dass man in Ungarn bessere Möglichkeiten hat. (Dulko-E, L1 ung, Entlohnung_31)

Weitere Korrelat-Vorkommen entsprechend der obigen Vorstellung des redundanten es sind jedoch nicht als Fehler annotiert. Es ist davon auszugehen, dass L1-Sprecher des Deutschen zu unterschiedlichen Schlüssen kommen, was die Akzeptabilität der entsprechenden Vorkommen angeht. In den Essaytexten von Dulko haben wir insgesamt zehn solcher redundanten es gezählt, vgl.:

    1. (91)
    1. Man muss es hier noch hinzufügen, dass … (Dulko-E, L1 ung, Kriminalität_9)
    1. (92)
    1. Wenn wir den heutigen und früheren Feminismus betrachten, kann es behauptet werden, dass es viele Unterschiede gibt. (Dulko-E, L1 ung, Feminismus_1)
    1. (93)
    1. Man kann es fühlen, dass er für ihren Arbeit genug Geld bekommen … (Dulko-E, L1 ung, Entlohnung_6)

Auffallend ist aber folgendes: Bei den in allen untersuchten Korpora – und im Sprachgebrauch ganz allgemein – sehr frequenten Verben sagen, denken und glauben ist nur in ganz wenigen Fällen ein redundantes Korrelat anzutreffen. Diese drei Fälle – sie stammen alle aus dem Dulko-Korpus – seien hier vollständig aufgeführt.

    1. (94)
    1. Wenn ich ein Vergleich zwischen Ungarn und Serbien machen soll, muss ich das sagen, dass man in Ungarn bessere Möglichkeiten hat. (Dulko-E, L1 ung, Entlohnung_31)
    1. (95)
    1. Ich denke das deswegen so, weil wenn jemand ein anderes Mensch ermordet … (Dulko-E, L1 ung, Kriminalität_8)
    1. (96)
    1. Viele denken es noch, dass Feministen nur hysterische Frauen sind, … (Dulko-E, L1 ung, Feminismus_12)

Vorkommen dieser drei Verben mit propositionalem Argument, aber ohne Korrelat, belaufen sich im Dulko-Essaykorpus auf 10 (sagen), 12 (glauben) und 28 Fälle (denken). Im Merlin-Korpus sind in den Texten mit ungarischer L1 das Verb denken 13-mal, das Verb sagen 7-mal und das Verb glauben 23-mal mit einem propositionalen Objekt vertreten; im Fall all dieser Vorkommen wurde kein Korrelat-es gesetzt10. Stellvertretend für die zahlreichen anderen sei ein Beleg angeführt, in dem kein Korrelat gesetzt wurde:

    1. (97)
    1. … ich denke aber, dass die finanzielle Entlohnung eines Menschen von seiner Arbeit abhängt. (Dulko-E, L1 ung, Entlohnung_26)

Im Übersetzungsteil von Dulko jedoch sind die Verhältnisse anders; ein Korrelat im Matrixsatz der ungarischen Vorlage wird beim Verb sagen in vier von 10 möglichen Fällen realisiert, vgl.:

    1. (98)
    2.  
    3. UNG
    1. Wenn es ihm gesagt wurde, er solle zum Kühlschrank gehen … (Dulko-Ü, L1 ung, Sprache_8)
    1. Ha
    2. wenn
    1. azt
    2. dem.akk
    1. mondták
    2. sag.prt.3pl
    1. neki,
    2. 3sg.dat
    1. menjen
    2. geh.imp.3sg
    1. oda
    2. dahin
    1. a
    2. def
    1. hűtőszekrényhez,
    2. Kühlschrank.all
    1.  

Konstatieren können wir somit im Fall der Korrelatsetzung, dass sich zum einen die Übersetzungstexte anders verhalten als Essaytexte, zum anderen sich aber (zumindest in Texten ohne ungarische Vorlage) bei sehr frequenten Verben ein Automatisierungseffekt bemerkbar macht, der im Übersetzungskorpus weniger stark ausfällt.

5. Fazit und Ausblick

Abschließend stellen wir fest, dass drei Faktoren beobachtet werden konnten, die die Realisierung des propositionalen Arguments in Objektfunktion – als Infinitiv oder als dass-Satz, mit Korrelat oder ohne Korrelat im Matrixsatz – beeinflussen:

  • - die Muttersprache des Lerners: Texte ungarischer Muttersprachler unterscheiden sich in beiden Punkten deutlich von den Texten von Lernern anderer Muttersprache,

  • - der Typus des Lernertexts: Essay- und Übersetzungstexte ungarischer Muttersprachler unterscheiden sich deutlich, das betrifft sowohl die Korrelatproblematik als auch die Frage der finiten oder infiniten Objektrealisierung,

  • - die allgemeine Vorkommensfrequenz der Matrixprädikate, das betrifft speziell die Setzung oder Nicht-Setzung eines Korrelats.

Trotz der in den ausgewerteten Texten sehr niedrigen Anzahl an Belegen, die den uns interessierenden Variationsbereich illustrieren, war es in der Tendenz dennoch möglich, einige Reflexe übereinzelsprachlicher Varianz in der Lernersprache sichtbar zu machen. Diese Reflexe waren weniger in der Form von Fehlern zu finden, sondern eher in den Strategien und Präferenzen in der Versprachlichung. Andere Faktoren wie die Textsorte (hier speziell die Textsorte „Bewerbung“ mit den ihr eigenen Formulierungsmustern) können potenzielle Transfereffekte überlagert haben.

Um für zukünftige Untersuchungen in diesem Bereich eine breitere Datenbasis zu erhalten, wäre es lohnenswert, Texte von Lernern aller verfügbaren L1 einzubeziehen.

Notes

    * Für wertvolle und hilfreiche Kommentare und Anmerkungen bedanken wir uns bei den Herausgebern des Themenheftes und den anonymen Gutachtern.
  1. Sämtliche der Form nach maskulinen Personenbezeichnungen im Text sind als generische Maskulina zu verstehen. [^]
  2. Auch im Ungarischen lizenzieren weitere intentionale Verben wie szándékozik ,vorhaben‘, igyekszik ,sich bemühen‘, óhajt ,wünschen‘, kíván ,wünschen‘ einen Infinitiv als Objekt; Verben der Bedeutung ,beschließen/entscheiden‘ mit ihren Lizenzierungsbeschränkungen bilden unter den intentionalen Verben eher einen Ausnahmefall. [^]
  3. In den Glossen kommen die folgenden Abkürzungen zum Einsatz: akk = Akkusativ, all = Allativ, dat = Dativ, def = definiter Artikel / definite Konjugation, dem = Demonstrativum, gen = Genitiv, ill = Illativ, imp = Imperativ-Subjunktiv (im Ungarischen), ine = Inessiv, inf = Infinitiv, kom = Komitativ, lok = Lokativ, neg = Negation, pfv = perfektiv, pl = Plural, pot = Potentialis, prt = Präteritum, ptl = Verbpartikel, refl = Reflexivum, sg = Singular, sub = Sublativ, sup = Superessiv. [^]
  4. Im gehobenen bis archaisierenden Sprachgebrauch und in bestimmten – teilweise verfestigten – Konstruktionen sind Objektinfinitive belegt, vgl. nem remélte viszontlátni ,er/sie hoffte nicht (mehr), ihn/sie wiederzusehen‘. [^]
  5. Wir sind dementsprechend der Frage, ob sich ggf. ein Einfluss weiterer L2 in den Lernertexten bemerkbar macht, nicht nachgegangen. Im Dulko-Korpus ist der Anteil von Lernern, für die das Deutsche erste L2 ist, relativ hoch; bezogen auf das Essaykorpus können wir davon ausgehen, dass 20 der 34 Texte von Lernern stammen, deren erste L2 Deutsch ist (bei den anderen Lernern ist die erste L2 Englisch); im Übersetzungskorpus stammen 16 der 29 Texte von Lernern mit Deutsch als erster L2. Untersuchungen zum L3-Erwerb kommen durchaus zu widersprüchlichen Ergebnissen, inwieweit vorher erlernte L2 oder aber überwiegend die L1 Transfereffekte hervorrufen. Beispielhaft seien hier Untersuchungen von Pepouna et al. (2018, 2019) zum Objektkasuserwerb des Deutschen erwähnt, die belegen, dass – in diesem speziellen Fall – die verschiedenen Erstsprachen kamerunischer Deutschlerner einen größeren Effekt auf den „Aneignungserfolg“ im Deutschen (Pepouna et al. 2019: 88) aufweisen als die L2 Französisch. [^]
  6. Der Schluss liegt nahe, dass das Vorhanden- bzw. Nichtvorhandensein einer Infinitivpartikel in der jeweiligen L1 bei diesen Befunden eine Rolle spielt. Im Falle des Ungarischen kann darüber hinaus eine Rolle spielen, dass sich die ungarischen Bedeutungsäquivalente modalverbähnlich verhalten (zu Eigenschaften der betreffenden Verben vgl. Modrián-Horváth 2009). [^]
  7. Die Belege aus den Lernerkorpora sind generell in Originalfassung angeführt; typographische Hervorhebungen wurden von den Autorinnen vorgenommen. [^]
  8. Untersucht wurden Lerner mit L1 Arabisch, Russisch und Spanisch; die von uns untersuchten L1 waren nicht vertreten; der genannte allgemeine Übergebrauch sei in Bezug auf die L1 Russisch und Spanisch festzustellen gewesen. [^]
  9. Im mündlichen Sprachgebrauch ist ein solche Verwendung von das durchaus anzutreffen. [^]
  10. Die Texte mit L1 Ungarisch aus dem Falko-Korpus enthalten keine in diesem Sinne auszuwertenden Vorkommen dieser Verben. [^]

Literatur und Ressourcen

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Biographische Notiz

Susan Schlotthauer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am IDS. Sie arbeitet im Projekt Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich (zunächst im Teilprojekt Das Nominal, aktuell in den Teilprojekten Verbgrammatik und Aspektualität). Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen kontrastive Linguistik, Sprachtypologie, Kontaktlinguistik, Sprachwandel.

Kontaktanschrift:

Susan Schlotthauer

Leibniz-Institut für Deutsche Sprache

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Biographische Notiz

Beata Trawiński ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am IDS und Leiterin der Projekte Verbgrammatik und Aspektualiät der Projektgruppe Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich. Sie ist Mitgründerin und Mitherausgeberin der Reihe IDSopen: Online-only Publikationen des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Sprachvergleich, Korpuslinguistik, quantitative und formale Linguistik, Grammatik-Engineering.

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Beata Trawiński

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