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Bendel Larcher, Sylvia (2023): Linguistische Diskursanalyse. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. 2., durchgelesene und aktualisierte Auflage. Tübingen: Narr. 256 S., €29,99, ISBN: 978-3-8233-8586-8.

Author: Andrea Spedale orcid logo (Università degli Studi di Milano)

  • Bendel Larcher, Sylvia (2023): Linguistische Diskursanalyse. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. 2., durchgelesene und aktualisierte Auflage. Tübingen: Narr. 256 S., €29,99, ISBN: 978-3-8233-8586-8.

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    Bendel Larcher, Sylvia (2023): Linguistische Diskursanalyse. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. 2., durchgelesene und aktualisierte Auflage. Tübingen: Narr. 256 S., €29,99, ISBN: 978-3-8233-8586-8.

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How to Cite:

Spedale, A., (2024) “Bendel Larcher, Sylvia (2023): Linguistische Diskursanalyse. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. 2., durchgelesene und aktualisierte Auflage. Tübingen: Narr. 256 S., €29,99, ISBN: 978-3-8233-8586-8.”, Korpora Deutsch als Fremdsprache 4(2), 269–271. doi: https://doi.org/10.48694/kordaf.4137

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Published on
2024-12-28

Peer Reviewed

Acht Jahre nach Erscheinen der Erstauflage legt Sylvia Bendel Larcher (Hochschule Luzern) eine zweite, durchgesehene und aktualisierte Auflage ihres Lehr- und Arbeitsbuchs1 vor. Die Gründe dafür werden am Anfang des Buchs, in der Sektion Vorwort zur 2. Auflage erklärt:

Die erste Auflage dieses Lehrbuchs wurde von der wissenschaftlichen Gemeinschaft sehr wohlwollend aufgenommen. Dozierende verschiedener Hochschulen haben mir berichtet, dass sie das Buch in der Lehre regelmäßig einsetzen. Mir unbekannte Studentinnen schrieben mir, dank dieses Buchs hätten sie (wieder) Freude an der Diskursanalyse gefunden. Sogar die Zweitbetreuung einer Doktorarbeit kam über das Buch zustande. Aufgrund dieses positiven Echos erfolgt nun eine zweite Auflage des Lehrbuchs. Seit der ersten Auflage sind einige gewichtige Handbücher erschienen. Vor allem aber erhielt die Analyse multimodaler Texte wesentlich größere Aufmerksamkeit. Schließlich wird zunehmend mit elektronischen Korpora und damit verbunden mit quantitativen Methoden gearbeitet. Die Literatur aus diesen drei Bereichen ist in die zweite Auflage eingeflossen. Ferner wurden veraltete Beispieltexte durch aktuellere Beispiele ersetzt. (S. 7)

Neben dem Erfolg der ersten Auflage bei Dozierenden und Studierenden wurde die Neuauflage vor allem durch die Notwendigkeit begründet, nach 2015 veröffentlichte, wichtige Arbeiten in das Buch zu integrieren. Zu den abgedeckten Bereichen habe insbesondere die multimodale Analyse deutlich mehr Beachtung innerhalb der Wissenschaftsgemeinde gewonnen. Dies zeigt sich z.B. am Erscheinen der Werke von Klug / Stöckl (2016), Linke / Schröter (2018) und Wildfeuer / Batemen / Hiippala (2020), die bereits in der Einleitung (S. 17) erwähnt werden. Weiter unten – sowie im Kapitel 7 (S. 145) – wird jedoch angegeben, dass diese Analysemethode besonders schwierig sei und den Beitrag mehrerer Disziplinen erfordere, deswegen sei der Fokus auf die einzige Ebene der Bildanalyse gelegt worden. Mit dieser Ergänzung bzw. Überlegung scheint die Autorin z.T. auch auf die in der Rezension Gredels (2016) geübte Kritik zu reagieren, dass ein solcher Ansatz in einem Lehr- und Arbeitsbuch „gewagt“ (Gredel 2016: 131) sein könne, da der noch nicht ausreichend erforscht sei.

Während die wissenschaftliche Literatur, auf die sich das Werk Bendel Larchers stützt, durch neue Studien, die zwischen 2015 und 2023 erschienen, ergänzt wurde, ist der von Senoner (2016) als „eher knapp gehalten“ (Senoner 2016: 234) bezeichnete Theorieteil unverändert geblieben. Dies ergibt sich schon aus dem Vergleich des Inhaltsverzeichnisses der beiden Auflagen, da die Gliederung aller Kapitel und Abschnitte (einschließlich des theoretischen Teils) fast identisch ist. Nach der Einleitung (Kap. 1), die das Ziel und Aufbau der Einführung (Kap. 1.1), die Erkenntnissinteressen und das Verfahren der Diskursanalyse (Kap. 1.2) sowie die Gegenstandsbestimmung und die Abgrenzungen (Kap. 1.3) enthält, wird auf die Wurzeln (Kap. 2) und auf die Zweige (Kap. 3) der Diskursanalyse – Michel Foucault (Kap. 2.1), Linguistische Pragmatik (Kap. 2.2), Wissenssoziologie (Kap. 2.3) auf der einen Seite und Diskurslinguistik (3.1), Kritische Diskursanalyse (Kap. 3.2), Soziale Semiotik (Kap. 3.3) auf der anderen – eingehen. Auf diese einführenden bzw. theoretischen Kapitel folgt ein eher methodologischer Teil, der mit einer Sektion zur Korpusbildung (Kap. 4) beginnt, in die auch methodologische Überlegungen einfließen, unterschiedlichen Arten von Daten (Kap. 4.2) erklärt und Hinweise zur Erstellung von Korpora (Kap. 4.3) je nach Typ (geschlossen, offen, elektronisch) gegeben werden. Nachfolgend werden die verschiedenen Ebenen des Einzeltextes – und zwar die Textanalyse (Kap. 5), die Gesprächsanalyse (Kap. 6) und die Bildanalyse (Kap. 7) –, sowie die Ebenen des Diskurses (Kap. 8) und der Gesellschaft (Kap. 9) behandelt. Innerhalb dieser letzten vier Sektionen wird insbesondere auf unterschiedliche Aspekte, die die Instrumente zur Durchführung eigener Analysen bereitstellen, eingegangen. Was beispielsweise die Textebene angeht, identifiziert die Autorin einige Diskurspositionen, an denen sich die qualitative, nicht-korpusgesteuerte Einzeltextanalyse orientieren soll (Perspektivierung, Nomination und Prädikation, Themenstrukturanalyse, Modalität, Evaluation, Argumentation), und die jeweiligen sprachlichen Mittel, auf die man achten soll, wenn man solche Analysen durchführt (z.B. Eigennamen, generische Bezeichnungen, soziale Kategorien, Pronomen, Metaphern, Deagentivierung, Attribute und Handlungsbeschreibungen im Rahmen der Nomination und Prädikation). Des Weiteren stellt das Vorhandensein von abschließenden Abschnitten, in denen zusammenfassende Schemata und die wichtigsten Literaturhinweise eingeschlossen sind, eine große Hilfe zur Wiederholung und Vertiefung der angesprochenen Themen dar. Das Buch schließt dann mit einem Rück- und Ausblick (Kap. 10) und mit den Lösungsvorschlägen zu den Übungen (Kap. 11).

Ein weiterer, hervorzuhebender Punkt, auf den bereits im Vorwort hingewiesen wird, ist die Aktualisierung der Beispiele, die im Schlussteil jedes Kapitels bzw. Abschnitts des Buchs vorgeschlagen werden. Einige von ihnen enthalten neuere Texte als die in der ersten Auflage vorgestellten, was die Erklärungen bzw. die Übungen für die Adressat*innengruppen (v.a. Student*innen) sicherlich interessanter macht. Ein Beleg hierfür ist die Ersetzung des Beispielfensters „Metaphern der Krise“ nach dem Kap. 3.1 (S. 38-39) durch ein anderes zum Thema „Verschwörungstheorien“ (S. 42). Dieses kommentiert tatsächlich einen 2019 veröffentlichten Aufsatz, dessen Praxisteil die Analyse von Texten der in letzter Zeit zunehmend in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte gerückten AfD-Partei behandelt.

Insgesamt vertrete ich die Ansicht, dass auch die zweite Auflage des Lehr- und Arbeitsbuchs von Bendel Larcher, ebenso wie die erste Auflage, eine solide Struktur und einen praxisnahen Ansatz aufweist. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass einige kritische Punkte hervorgehoben werden müssen, um eine ausgewogene Bewertung zu ermöglichen. Zusätzlich zum nicht-erweiterten Theorieteil ist das Fehlen eines Glossars (vgl. Gredel 2016) zu beachten, was für Leser*innen (insbesondere für Einsteiger*innen) hinderlich sein könnte, da ein Glossar oft als nützliches Nachschlagewerk dient und das Verständnis komplexer Begriffe erleichtern kann. Trotzdem bleibt das Buch nach wie vor eine solide Textgrundlage für Lehrende, die die linguistische Diskursanalyse in ihren Kursen einführen möchten, sowie für (fortgeschrittene) Studierende, die sich mit diesem Fachgebiet vertraut machen möchten. Es bietet eine strukturierte Einführung in das Thema und kann als Grundlage für weitere Studien dienen, vorausgesetzt, dass die Leser*innen die genannten Einschränkungen berücksichtigen und gegebenenfalls ergänzende Ressourcen verwenden, wie etwa die von der Autorin am Ende jeder Sektion verwiesene Literatur.

Notes

  1. Bendel Larcher, Sylvia (2015): Linguistische Diskursanalyse. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. Tübingen: Narr. [^]

Literatur und Ressourcen

Gredel, Eva (2016): Sylvia Bendel Larcher. 2015. Linguistische Diskursanalyse. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. Tübingen: Gunter Narr. 256 S. In: Zeitschrift für Rezensionen zur germanistischen Sprachwissenschaft 8: 1–2, 131–135.

Klug, Nina-Maria / Stöckl, Hartmut (Hrsg.) (2016): Handbuch Sprache im multimodalen Kontext. (=Handbücher Sprachwissen 7). Berlin / Boston: de Gruyter.

Linke, Angelika / Schröter, Juliane (2018): Diskurslinguistik und Transsemiotizität. In: Warnke, Ingo H. (Hrsg.): Handbuch Diskurs. Berlin / Boston: de Gruyter, 449–469.

Senoner, Daniela (2016): Bendel Larcher, Sylvia: Linguistische Diskursanalyse. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. In: Zeitschrift für Angewandte Linguistik 65, 233–240.

Wildfeuer, Janina / Bateman, John / Hiippala, Tuomo (2020): Multimodalität. Grundlagen, Forschung und Analyse – Eine problemorientierte Einführung. Berlin / Boston: de Gruyter.

Biographische Notiz

Andrea Spedale promoviert seit Oktober 2023 im Fachgebiet Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Mailand. Er hat 2020 einen Bachelorabschluss in Sprach- und Kulturvermittlung sowie 2023 einen Masterabschluss in Sprachen und Kulturen für internationale Kommunikation und Kooperation erworben. Während seines Masterstudiums war er im Rahmen des von der 4EU+-Alliance geförderten europäischen Netzwerks „Deutsche und kontrastive Linguistik“ (GerCoLiNet) aktiv. Aktuell (WiSe 2024/25) absolviert er einen Forschungsaufenthalt am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim. Seine Forschungsinteressen umfassen die Diskurslinguistik und Korpuslinguistik sowie die Morphologie und die Phraseologie.

Kontaktanschrift:

Andrea Spedale

Università degli Studi di Milano

Dipartimento di Lingue, Letterature, Culture e Mediazioni

Piazza S. Alessandro, 1

20122 Milano (MI)

andrea.spedale@unimi.it