1. Einleitung
Idiomatische Phraseologismen werden als eine besondere Herausforderung für den Fremdsprachenerwerb beschrieben (vgl. Mollica / Wilke 2019: 119). Die Phraseologie wird bereits seit den 70ern auf internationaler Ebene und aus ganz unterschiedlichen Perspektiven innerhalb der Linguistik bearbeitet, bisher wurden jedoch auf einige Fragen der Phraseodidaktik noch keine erschöpfenden Antworten gefunden. Es existieren bisher beispielsweise nur wenige Ansätze, wie diese sinnvoll in den DaF-Unterricht integriert werden könnten (vgl. u.a. Lüger 2004: 122; Ehrhardt 2014: 1). Dabei gibt es zahlreiche Argumente, die die Bedeutung für den Fremdsprachenerwerb unterstreichen und eine Vermittlung im Rahmen des DaF-Unterrichts unerlässlich machen: So sind Phraseologismen ein frequentes Phänomen der Sprache, es gibt einen gewissen Spaßfaktor beim Erwerb von Phrasemen, sie fördern die metasprachliche Kompetenz und man kann auf diese Weise den Erwerb von Fremdsprachen effizienter gestalten (vgl. Ehrhardt 2014: 11-12). Die Phraseologie hat zwar innerhalb der Praxis des Fremdspracherwerbs bereits Beachtung gefunden, steht allerdings auch vor Herausforderungen. Das schreibt Ettinger (2007: 904) vor allem ihrer Komplexität und dem eingeschränkten Gebrauchseffekt zu.
Diese Sonderstellung der Phraseologie ist auch für den historischen Fremdsprachenerwerb festzustellen. So waren phraseologische Ausdrücke bereits in den Anfängen Bestandteil der Fremdsprachenvermittlung (vgl. Weickert 1997; Knappe 2004), die phraseologische Kompetenz galt jedoch als besonders komplex und als Hürde beim Erwerb (vgl. Gruber 2016: 205).
Im Rahmen dieses Aufsatzes werden diese beiden Perspektiven zusammengeführt, um einen Einblick in den allgemeinen Stellenwert sowie die Vermittlung und Übersetzung von Idiomen1 im Rahmen der Fremdsprachenvermittlung der Frühen Neuzeit zu erlangen. Das Thema dieses Beitrags weitet damit die Verwendung von Korpora in Deutsch als Fremdsprache einerseits auf eine historische Dimension aus, andererseits auch auf die Perspektive der fremdsprachenvermittelnden Texte als Untersuchungskorpus und bezieht sich weniger auf die Anwendung eines konkreten Korpus im modernen DaF-Sinne. Nach einem kurzen Überblick über den Forschungsstand zur historischen Phraseologie im Allgemeinen werden die mehrsprachigen Fremdsprachenlehrwerke zur Vermittlung vormoderner Fremdsprachen als Quelle für die historische Phraseologie vorgestellt. Die anschließende Studie analysiert auf qualitativer sowie quantitativer Ebene den Umgang mit Idiomatizität innerhalb der Lehrwerke des Sprachenpaars Deutsch-Französisch. Dabei wird zum einen die Thematisierung von Phraseologismen und zum anderen auf Basis phraseologischer Äquivalenztypen und anhand von Somatismen der Gebrauch von Idiomen in den Lehrwerken untersucht.
2. Historische Phraseologie
Die Phraseologie und daneben auch die formelhafte Sprache, die mittlerweile u.a. auch durch die Arbeiten Filatkinas vermehrt Aufmerksamkeit erhält (vgl. Filatkina 2015, 2018), ist Gegenstand vieler Untersuchungen im Bereich der Sprachgeschichte (vgl. stellvertretend Burger / Linke 1998; Friedrich 2007; Dräger 2011; Filatkina et al. 2012; Filatkina 2015 für einen Forschungsüberblick).
Unabhängig von der gegenwärtigen sprachwissenschaftlichen Beschäftigung ist die Phraseologie historisch betrachtet seit langem Gegenstand lexikographischer Arbeiten und der metasprachlichen Reflexion (vgl. Autelli / Konecny 2023). Die Ursprünge der Beschäftigung mit Phraseologismen und ihrer lexikographischen Dokumentation sind vor allem in der humanistischen Wörterbuch- und Grammatiktradition des 16. und 17. Jahrhunderts zu verorten und wurden dort bereits durch die Erwerbs- und Vermittlungsperspektive ergänzt. Der Fokus dieser Werke lag allerdings auf Phraseologismen im Lateinischen und den jeweiligen Entsprechungen in den Volkssprachen. Vor dem Hintergrund zahlreicher Sammlungen und Werke spricht Mieder (2003: 2562) für diese Zeit auch vom „goldene[n] Zeitalter für die sprichwörtliche Sprache“.
Die Forschung fokussiert dabei auch die Stellung der Formelhaftigkeit innerhalb des Gelehrtendiskurses (vgl. Hundt 2000; Filatkina 2009). Mit historischer Perspektive auf die Sprachreflexion sind Phraseologismen aus ganz unterschiedlichen Gründen von Relevanz. Ein Aspekt ist die „Kunst, rein zu schreiben“ und „rein zu reden“ (vgl. Filatkina 2009: 18, 21). Dazu gehört auch die Verwendung von Routineformeln für die stilistische Kompetenz, wie beispielsweise die Rhetorik bei der Erstellung von Briefen in Form von der Verwendung korrekter und angemessener Anrede-, Begrüßungs- und Abschiedsformeln sowie der formelhaften Ausdrücke für das standesangemessene Brieferstellen. Außerdem waren die Höflichkeit und Zierlichkeit des Ausdrucks erstrebenswert. Dazu zählt unter anderem die Verwendung von Vergleichen und die Vermeidung von Wiederholungen (vgl. Filatkina 2009: 20). Stattdessen sollte ein möglichst variantenreicher Ausdruck angestrebt werden. Es stehen folglich vor allem die damit verbundene Eloquenz sowie der semantische Mehrwert im Vordergrund. Doch nicht nur auf schriftsprachlicher Ebene waren phraseologische Ausdrücke von Bedeutung, sie waren auch ein Merkmal des gehobenen, mündlichen Ausdrucks der gebildeten Schichten (vgl. Filatkina 2009: 22). Die Phraseologie in historischen Grammatiken und Sprachlehrbüchern wird unter anderem auch bei Burger et al. (1982: 362-366) thematisiert.
Schließlich haben die Phraseologismen auch Bedeutung im Rahmen der Sprachpflege erlangt. Dort sollte anhand der zahlreichen Phraseologismen im Deutschen auch der Reichtum und die Flexibilität der deutschen Sprache dargelegt werden. Darüber hinaus seien die Phraseologismen in der sprachpflegerischen Anschauung ein Hinweis auf das hohe Alter der deutschen Sprache (vgl. Filatkina 2009: 24). Neben der Bedeutung auf sprachtheoretischer sowie sprachgeschichtlicher Ebene weist Schottelius (1663: 1111) auch auf die Herausforderungen bei der Übersetzung hin: „theils mengen ſie viel unhingehoͤrige Sachen hinzu/ theils vertieren nur das Lateinische/ draus sol ein Teutsch Sprichwort entſtehen/ theils machen Sprichwoͤrter/ da keine seyn/ und nimt es oft einer aus dem anderen/ wiewohl der angewandte Fleiß und die Meynung gut und nicht zutadeln ist“. Er schlussfolgert, dass „die Griechischen/ Lateinischen oder Frantzoͤſiſchen Sprichwoͤrter/ wan ſie verteutſchet/ werden es keine Teutſche Sprichwoͤrter/ ihre Uhrankunft und Geburt ist Auslaͤndisch“ (ebd.).
Darüber hinaus ist oftmals auch die Identifizierung sowie Beurteilung historischer Phraseme insbesondere in den älteren Sprachstufen problematisch, da seitens der Forschenden keine muttersprachliche Kompetenz historischer Sprachstufen vorhanden ist (vgl. Komenda-Earle 2021: 118). Friedrich (2007: 1093) nennt als mögliche Vorgehensweise, um sich den historischen Phrasemen zu nähern, auch den Rückgriff auf analoge Phraseme aus anderen Sprachen. Viele historische Phraseologismen oder historische formale und semantische Varianten von Phraseologismen können mittlerweile in Wörterbüchern älterer Sprachstufen nachgeschlagen werden (vgl. Komenda-Earle 2021).
3. Fremdsprachenlehrwerke als Quelle
Wie auch das vorangegangene Kapitel gezeigt hat, ist eine der größten Herausforderungen in der historischen Linguistik die begrenzte Verfügbarkeit und lückenhafte Überlieferung von Quellenmaterial. Eine vielversprechende, jedoch bisher eher vernachlässigte Quelle sind frühneuzeitliche Lehrbücher für den Fremdsprachenunterricht. Mithilfe dieser Quelle kann aufgrund der Mehrsprachigkeit sowohl Abhilfe für die problematische Identifizierung als auch für die bisher vorwiegend eingenommene Gelehrtenperspektive geschaffen werden, da die Werke von den nicht pädagogisch ausgebildeten Sprachmeistern unterschiedlicher sozialer Herkunft und Bildung verfasst wurden.
Diese mehrsprachigen Lehrwerke waren in ganz Europa verbreitet und vermittelten bis zu zehn Sprachen wie beispielsweise Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Englisch und Niederländisch. Primäres Ziel dieser Werke war es, die alltägliche Kommunikation in einer Fremdsprache zu ermöglichen. Sie richteten sich daher hauptsächlich an Kaufleute sowie Reisende aller Art. Darüber hinaus gibt es jedoch auch einige Werke, die speziell an Adelige, Soldaten oder auch Kinder gerichtet sind.
Obwohl sich die Lehrwerke teilweise in ihrer konkreten Ausgestaltung erheblich unterscheiden können, ähneln sie sich weitestgehend in ihrer Struktur. Sie enthalten in der Regel ein Vorwort, eine Grammatik, Musterdialoge und Wortlisten. Zusätzlich können auch optionale Elemente wie Musterbriefe, Gebete oder Anleitungen für angemessenes Verhalten enthalten sein. Während die Vorworte vor allem Einblick in das metasprachliche Bewusstsein und den Entstehungskontext des Werkes geben, enthalten die Grammatiken grundlegende Informationen zur Aussprache, Orthographie, Morphologie und teilweise auch zur Syntax.
Im Rahmen der mehrsprachig angelegten Musterdialoge interagieren bis zu zehn Personen in unterschiedlichen sozialen Settings. Thematisch vermitteln die Dialoge kommunikative Alltagssituationen wie beispielsweise Verkaufsgespräche, Tischgespräche oder Fragen nach dem Weg oder einer Unterkunft. Die Wortlisten können sowohl alphabetisch als auch thematisch geordnet sein und vermitteln das notwendige Vokabular für die alltägliche Kommunikation. Durch ihre Beschränkung auf den alltäglichen Sprachgebrauch und Bezug auf bestimmte Themenbereiche und die daraus resultierende Unvollständigkeit unterscheiden sie sich stark von lexikographischen Werken bzw. Wörterbüchern.
Durch diese unterschiedlichen Perspektiven auf Sprache und Sprachgebrauch innerhalb der Werke stellen sie eine außerordentlich wertvolle Quelle für die historische Linguistik dar. Neben den grundlegenden Einblicken in die grammatischen Strukturen von Sprache erlauben sie auch einen Einblick in die praktische Anwendung dieses sprachlichen Wissens in Alltagssituationen. Das gilt auch für die Auseinandersetzung mit der historischen Phraseologie sowie deren Vermittlung. Mithilfe des Erwerbs vorgefertigter Sprachbausteine oder Chunks können insbesondere in den Anfängen des Fremdsprachenerwerbs schnell Fortschritte erzielt werden. Mithilfe der Wortlisten, der Dialoge sowie eigener Kapitel werden neben dem alltäglichen Wortschatz und einfachen grammatischen Strukturen auch idiomatische Wendungen sowie Routineformeln (z.B. Gruß- und Verabschiedungsformeln, Komplimente) vermittelt.
Durch die unterschiedlichen Bestandteile der Werke eignen sie sich sowohl für pragmatische sowie soziokulturelle Fragestellungen (vgl. u.a. Simon 1996; McLelland 2018; Ackermann 2022) als auch für grammatische Perspektiven auf Sprache und Sprachgebrauch (vgl. u.a. Hübner / Filatkina 2023) sowie für die Analyse von frühneuzeitlichem Sprachbewusstsein (vgl. Filatkina 2015, 2021), um nur einige Forschungsbereiche zu nennen.
4. Phraseologie im historischen Fremdspracherwerb
Die Gründe für die Betrachtung der frühneuzeitlichen Fremdsprachenlehrwerke für einen Erkenntnisgewinn in der historischen Phraseologie sind vielfältig. Vor allem gelingt es aber auf diese Weise, mit einigen der in den vorherigen Kapiteln bereits formulierten Herausforderungen besser umzugehen. Pionierarbeit auf diesem Gebiet leisteten bereits Filatkina (2009) und Gruber (2016, 2017), die sich mit formelhafter Sprache innerhalb der Fremdsprachenlehrwerke beschäftigen.
Filatkina (2009) untersucht die Funktion von Phraseologismen in historischen, auf Deutsch verfassten Grammatiken des Deutschen und räumt historischen Lehrwerken für den Fremdspracherwerb eine besondere Rolle ein:
Die Rolle der Phraseologie bei der Entwicklung der sprechsprachlichen Kompetenz in Deutsch lässt sich ferner am besten anhand der Grammatiken verfolgen, die für den Erwerb des Deutschen als Fremdsprache bzw. als eine fremdsprachliche Grammatik mit Deutsch als einer der Sprachen konzipiert waren. (Filatkina 2009: 23)
Laut Filatkina (2009) finden sich in den Fremdsprachenlehrwerken nur wenige metasprachliche Thematisierungen von Phraseologismen, allerdings ist „allein ihr Vorkommen in einer für Ausländer konzipierten Grammatik […] m.E. ein überzeugender Beweis für ihre Geläufigkeit im Frühneuhochdeutschen. Ein weiterer Beweis besteht in der Unabhängigkeit ihres Vorkommens von der zweiten Sprache der Quelle“ (ebd.: 23).
Auch Gruber (2016) nimmt eine mehrsprachige Perspektive ein und beschäftigt sich anhand von drei Spanisch-Italienisch-Lehrwerken aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit Phrasemen der Frühen Neuzeit. Der Fokus liegt hier auf Sprichwörtern aus dem alltäglichen Sprachgebrauch. Sie kommt zu dem Schluss, dass teilweise Bewusstsein für einen unterschiedlichen Grad an Idiomatizität besteht (vgl. Gruber 2016: 199) und auch die Herausforderung der Übersetzung von Idiomen wird durch die Autoren reflektiert (vgl. Gruber 2016: 205). Auch Gruber (2017) beschäftigt sich mit Idiomatizität beim Fremdsprachenerwerb im 15. Jahrhundert.
Da die Fremdsprachenlehrwerke sowohl Briefe und (thematische) Glossare als auch mündlichkeitsnahe Kommunikation im Rahmen der Dialoge enthalten, können sie einen Überblick über die phraseologische Vielfalt innerhalb der Fremdsprachenvermittlung der Frühen Neuzeit ermöglichen. Darüber hinaus existieren aber in einigen Fremdsprachenlehrwerken auch eigene Kapitel zu Phraseologismen und ihren jeweiligen fremdsprachlichen Entsprechungen. Ferner ermöglichen sie eine historische Perspektive auf die Frage nach der Vermittlung von Phraseologismen, da sie für den praktischen Gebrauch, also den Erwerb moderner Fremdsprachen konzipiert wurden. Auf diese Weise bieten die Fremdsprachenlehrwerke zwei unterschiedliche Perspektiven: eine Gebrauchsperspektive sowie eine Vermittlungsperspektive. Insbesondere die historische Gebrauchsperspektive ist dabei spannend, da mithilfe der Fremdsprachenlehrwerke auch eine Annäherung an die alltägliche, mündlichkeitsnahe Kommunikation möglich ist. So legen bisherige Untersuchungen den Fokus in erster Linie auf Formelhaftigkeit innerhalb von Verwaltungstexten (vgl. u.a. Tophinke 1999; Meier 2004; Filatkina 2011). Die Vermittlungsperspektive zeigt den Umgang mit dem aus heutiger Sicht komplex und schwer vermittelbar anmutenden Phänomen.
Daneben finden Phraseologismen schon seit dem 16. Jahrhundert Eingang in zweisprachige Wörterbücher. So kann die Phraseographie des Deutschen und des Französischen bis in diese Zeit zurückverfolgt werden, gewinnt aber vor allem im 17. Jahrhundert an Umfang (vgl. Lengert 2007: 958-960; Müller / Kunkel-Razum 2007: 939-941). Unabhängig vom Deutschen als Fremdsprache und den zuvor beschriebenen historischen Fremdsprachenlehrwerken berücksichtigt die Forschung zu historischer Phraseologievermittlung insbesondere auch das Sprachenpaar französisch-italienisch, etwa innerhalb der sogenannten historischen Phraseologien (vgl. Autelli 2022) und in historischen zweisprachigen Wörterbüchern (vgl. Murano 2013).
5. Datengrundlage
Grundlage dieser Untersuchung bildet ein eigens dafür zusammengestelltes Korpus aus jeweils 12 Lehrwerken des 17. und des 18. Jahrhunderts, die überwiegend aus der Berliner Datenbank frühneuzeitlicher Fremdsprachenlehrwerke (BDaFL, vgl. Simon / Gennies / Hübner 2021) stammen. Die Werke wurden sowohl von Autoren mit Deutsch als Muttersprache als auch Deutsch als Fremdsprache verfasst und beinhalten vor allem die Sprachenkombination Deutsch und Französisch. In Sumaran (1621) werden zusätzlich Italienisch sowie Spanisch vermittelt und Erbergs (1710) Lehrwerk umfasst neben Deutsch ebenfalls Italienisch.
Eine besondere Herausforderung im Umgang mit den Lehrwerken stellt vor allem die Aus-wahl einer ausgewogenen Datengrundlage dar. Die hier gewählten Werke stehen repräsentativ für die Vielzahl an veröffentlichten Werken des 17. und 18. Jahrhunderts, da sie sowohl die frequente Sprachenkombination Deutsch und Französisch als auch die zu der Zeit prototypische Lehrbuchstruktur mit Vorwort, Grammatik und Dialog beinhalten.
6. Phraseologie in den historischen Fremdsprachenlehrwerken
Die Fremdsprachenlehrwerke erlauben einerseits einen Zugang zum Sprachbewusstsein der Autoren hinsichtlich des Stellenwerts der Idiomatizität im Rahmen des Erwerbs moderner Fremdsprachen, andererseits ermöglichen sie einen Einblick in die Gebrauchspraxis dieser Idiome sowie deren Idiomatizität, die aufgrund der Mehrsprachigkeit der Quellen sogar für mehrere Sprachen erschlossen werden kann. Um ein möglichst umfassendes Bild der Phraseologie innerhalb der Fremdsprachenlehrwerke zu erhalten, inkludiert die durchgeführte Analyse sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte. Die quantitative Ebene beschäftigt sich dabei vor allem mit der Metaebene, also der Thematisierung in den Vorworten und in einzelnen Kapiteln, während die qualitative Ebene anhand der Modelldialoge die Übersetzungsproblematik und die Funktion der Idiome thematisiert.
6.1 Quantitative Analyse: Phraseologismen als Lerngegenstand innerhalb der Fremdsprachenlehrwerke
Nicht nur innerhalb des Gelehrtendiskurses, sondern auch für die Sprachmeister stellt der Erwerb von idiomatischen Ausdrücken einen elementaren Bestandteil für den gelungenen Fremdsprachenerwerb dar:
Weil die Sprich-woͤrter nicht allein sehr wohl stehen/ wann man dieselbe in einem schoͤnen Gespraͤch sein artig ein zu mischen weiß: dann da stehen sie gleich wie koͤstliche Demanten / Rubinen oder Perlen / in Goldt künstlich eingefast; ja wie die Staͤrnen bey hellem Mondtscheun an dem schoͤnen Firmament ein-verleibet: sondern daß siie auch der gedechtnuß trefflich helffen / viel schoͤne woͤrter vnndt manier zu reden/ so in denselbigen begrieffen/ zu behalten. (Duëz 1639: *5)
Nicht alle Sprachmeister beschäftigen sich in ihren Vorworten oder in anderen Kapiteln mit der Bedeutung der Phraseologie für den gelungenen Fremdsprachenerwerb. Wenn sie jedoch thematisiert wird, dann geht es dabei in erster Linie um die Perfektion bei der Beherrschung der Fremdsprache sowie um die Vielfältigkeit an Ausdrucksmöglichkeiten.
Ein ähnliches Verständnis der Rolle von idiomatischen Phraseologismen finden wir bis heute im Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen. Auch hier ist schließlich die Verwendung idiomatischer Ausdrücke notwendig, um das Sprachniveau C2 (annähernd muttersprachliche Kenntnisse) zu erlangen. Für das Niveau C2 wird vorausgesetzt, dass Lernende „über gute Kenntnisse umgangssprachlicher und idiomatischer Wendungen“ verfügen und in Gesprächen und Diskussionen „auch mit Redewendungen und umgangssprachlichen Wendungen gut vertraut“ sind (vgl. GER: o.S.).
Die Autoren der Lehrwerke nennen jedoch nicht nur den gelungenen Spracherwerb als Grund für die Beherrschung von phraseologischen Elementen, sondern argumentieren, vermutlich in Anlehnung an den Gelehrtendiskurs, auch auf sprachtheoretischer Ebene. Ein anonymer Autor erläutert in seinem Kapitel De la perfection d’une langue en general, inwiefern eine Sprache als perfekt bezeichnet werden kann. Nicht nur die Quantität der Wörter und Phrasen zeichne eine perfekte Sprache aus, sondern auch die Anzahl an Redensarten: „Et i lest entiérement hors de doute, que la Langue Allemande est aujourd’hui bien plus riche en mots & en manieres de parler, qu’elle ne l’étoit il y a deux trois cent ans“ (Anonym 1763: xv).
Abbildung 1 veranschaulicht die Thematisierung der Phraseologie sowohl innerhalb der Vorworte als auch in Form von eigenen Kapiteln innerhalb der Werke. Dabei ist es innerhalb der eher kurz gehaltenen Vorworte bereits ausreichend, wenn der Autor Idiome der Sprache lediglich in einem Satz erwähnt. Für die Kapitel hingegen muss ein eigenes Kapitel beziehungsweise Unterkapitel explizit für die Vermittlung der Idiomatizität vorhanden sein. Es wird deutlich, dass die explizite Auseinandersetzung mit phraseologischen Elementen in der Sprache vom 17. zum 18. Jahrhundert innerhalb der Vorworte sowie in eigens dafür konzipierten Kapiteln zunimmt. Ferner werden in allen Werken Phraseologismen innerhalb der enthaltenen Musterdialoge verwendet. Der genaue Umfang und eine genauere Formbestimmung sind jedoch aufgrund des Fehlens eines maschinenlesbaren Korpus sowie darüber hinaus der Problematik der automatischen Identifizierung phraseologischer Strukturen bislang nicht möglich.
In den Werken nutzen die Autoren unterschiedliche Termini zur Bezeichnung von Phraseologismen, die vielfach von der sprachwissenschaftlichen Terminologie der Phraseologieforschung abweichen. Am häufigsten wird in diesem Zusammenhang der Terminus „Sprichwörter“ genutzt (vgl. u.a. Matras 1633; Martin 1635; Duëz 1639; Grain 1738). Während Sprichwörter heute als geschlossene Sätze zur Vermittlung von Weisheiten oder Normen verstanden werden (vgl. Burger 2015: 107-108, wurde der Terminus im 17. und 18. Jahrhundert auch genutzt, um im Allgemeinen alle Phraseologismen, insbesondere aber auch Idiome zu bezeichnen2. Darüber hinaus finden sich bei Matras auch die Bezeichnungen „schöne Sprüch“ und „Sentenzen“. Poetevin (1715) verwendet zusätzlich sowie auch Des Pepliers (1707) den Terminus „Redensarten“, Grain (1738) in seinem deutsch-französischen Lehrwerk „Gallicismo“. Risseau (1715) betitelt sein Kapitel zur Phraseologie mit Von der Phraseologia, und von den Gallicismis und verwendet dort den Terminus „Redensarten“. Das anonym veröffentlichte Lehrwerk von 1763 nutzt „Germanismes“ und „Manieres de parler qui sont propres à la langue allemande“ und verweist damit bereits auf den sprachspezifischen Charakter. In seinen auf französisch verfassten Ausführungen verwendet der Autor schließlich den Terminus „Idiotismes“.
In den meisten Fällen sind sich die Autoren jedoch auch der Herausforderungen bewusst, die die Phraseologie auf der Ebene der Mehrsprachigkeit mit sich bringt (vgl. auch Kap. 6.2.1). Sowohl in dem anonym veröffentlichten Werk von 1697 (1) als auch in dem deutsch-französischen Lehrwerk von Grain (2) wird vor der falschen Verwendung phraseologischer Elemente gewarnt. Dabei wird einerseits eine falsche oder zu wörtliche Übersetzung (1) als problematisch erkannt andererseits auch die übermäßige Verwendung von Sprichwörtern (2), da diese nicht etwa ein Kennzeichen für einen guten Redner seien, sondern eher Verärgerung bei den Zuhörenden erzeugen.
- (1)
- Erstlich / daß diese gemeine Gespraͤch möchten eine reine und leichtfliessende / nicht mit dunckeln Sprüchen oder Sprich=Woͤrtern vermengte / Red=art haben/ […] Dann weil gemeinich die Sachen / außeiner Sprach in die andere / von Wort zu Wort nicht können übersetzet werden / daß es eine Art hat und verständlich ist […]. (Anonym 1679: 10)
- (2)
- Man findet darinnen ferner mancherley Gallicismos und Sprüchwoͤrter, welche aber sparsam müssen angebracht werden, dann sonsten würde man offt mehr Verdruß damit erwecken, denn sich als einen guten Redner recommandirt machen. (Grain 1738: 3)
6.2 Qualitative Analyse: Verwendung von Idiomen und Umgang mit der Übersetzungsproblematik
Eine Besonderheit der untersuchten Textsorte ist, dass sie die Bereiche Phraseologie, Fremdsprachenerwerb und Übersetzung vereint. Einerseits gibt es die oben thematisierten Kapitel zu Phraseologismen in den Fremdsprachenlehrwerken, andererseits werden Phraseologismen aber auch in die Musterdialoge integriert. Nachfolgend soll ein Blick auf die Übersetzung sowohl innerhalb der Kapitel, die sich im Speziellen mit Phraseologismen auseinandersetzen und diese beispielsweise zu Listen zusammenfügen, als auch innerhalb der Musterdialoge geworfen werden. Aufgrund eines fehlenden durchsuchbaren Korpus wird qualitativ vorgegangen und gezeigt, welche Äquivalenzbeziehungen den jeweiligen Entsprechungen zugrunde liegen. In den Werken ist in der Regel weniger ersichtlich, in welche Richtung übersetzt wurde. Da also nicht zwischen Ausgangssprache und Zielsprache unterschieden werden kann, kann im Folgenden auch nicht von einer bestimmten Übersetzungsrichtung ausgegangen werden.
In der kontrastiven Phraseologie gibt es verschiedene Definitionen der Äquivalenz zwischen Idiomen zweier Sprachen. Der Äquivalenzbegriff wird einerseits auf die Semantik und andererseits auf die Form von Idiomen bezogen (vgl. Korhonen 2007: 575). Die semantische Äquivalenz, also die übereinstimmende Bedeutung von Phraseologismen unterschiedlicher Sprachen, ist dabei vor allem in der praktischen Anwendung die Voraussetzung dafür, dass Äquivalenz überhaupt bestehen kann. Abhängig davon ist die formale bzw. lexikalische und morphosyntaktische Äquivalenz, d.h. nicht die Übereinstimmung auf semantischer Ebene, sondern auch hinsichtlich lexikalischer Besetzung und syntaktischer Struktur (vgl. Korhonen 2004: 580; Koller 2007: 605; Korhonen 2007: 575-576).
Koller (2007) folgend werden folgende Äquivalenztypen unterschieden:
Totale Äquivalenz
Partielle Äquivalenz
Substitutions-Äquivalenz
Null-Äquivalenz
Die totale Äquivalenz, bei Korhonen / Wotjak (2001) auch als Kongruenz bezeichnet, setzt eine semantische Äquivalenz zweier (oder mehrerer) Phraseme und eine möglichst identische syntaktische und lexikalische Eigenschaften voraus (vgl. Koller 2007: 605). Partielle Äquivalenz oder Teilkongruenz nach Korhonen / Wotjak (2001) liegt dann vor, wenn die Phraseme ebenfalls semantisch übereinstimmen, aber gegebenenfalls kleinere Unterschiede in der syntaktischen Struktur oder lexikalischen Besetzung aufweisen (vgl. Koller 2007: 605). Der Entsprechungstyp der Substitutions-Äquivalenz wird teilweise auch als formale Inkongruenz bezeichnet (vgl. Korhonen / Wotjak 2001) und bezieht sich auf zwei Idiome, die semantisch übereinstimmen, aber sich hinsichtlich der lexikalischen Komponenten und des zugrundeliegenden Bildes voneinander unterscheiden (vgl. Koller 2007; Dobrovol’skij 2011: 8). Bei Null-Äquivalenz hat ein L1-Idiom in L2 gar keine semantisch äquivalente phraseologische Entsprechung (vgl. Koller 2007; Dobrovol’skij 2011: 8).
Korhonen (2004: 580-581) unterscheidet hingegen die Konvergenz mit den Untertypen der totalen und partiellen Äquivalenz und die Divergenz mit den Untertypen der partiellen und totalen Differenz, die mit der Substitutions-Äquivalenz bei Koller (2007) vergleichbar ist. Als Form der Null-Äquivalenz gilt die Scheinäquivalenz (vgl. Dobrovol’skij 2011: 18). Falsche Freunde, bzw. Scheinäquivalenzen bei Korhonen / Wotjak (2001: 228), „stimmen strukturell und in ihrem lexikalischen Bestand (mehr oder weniger) miteinander überein, sie unterscheiden sich aber in ihren Bedeutungen partiell oder total“ (Koller 2007: 606).
Die folgende Untersuchung findet jedoch nicht auf Ebene der kontrastiven Phraseologie oder auf der Ebene des Sprachsystems statt, sondern befasst sich mit Äquivalenzbeziehungen im Kontext des historischen Fremdsprachenerwerbs und mit dem konkreten Gebrauch von Idiomen innerhalb der Lehrwerke. Im Folgenden soll zunächst exemplarisch gezeigt werden, inwiefern das Übersetzungsproblem von idiomatischen Phraseologismen, dem die Autoren der Lehrwerke gegenüberstehen, thematisiert werden. Darauffolgend wird auf Grundlage der zuvor beschriebenen Äquivalenztypen an Somatismen und anhand des Sprachenpaars Deutsch-Französisch untersucht, mithilfe welcher Entsprechungen (etwa phraseologisch oder lexikalisch) Idiome in der jeweils anderen Sprache wiedergegeben werden.
6.2.1 Thematisierung des Übersetzungsproblems in den historischen Fremdsprachenlehrwerken
In den Lehrwerken des 17. Jahrhunderts wird weniger metasprachlich auf Phraseologismen eingegangen wird als etwa im 18. Jahrhundert, es gibt jedoch auch schon im 17. Jahrhundert Auseinandersetzungen mit dem Übersetzungsproblem idiomatischer Phraseme, die sich implizit auch auf Äquivalenzbeziehungen zwischen zwei Sprachen beziehen. Das Übersetzungsproblem selbst wird beispielsweise bei Martin (1635: 10) thematisiert. In seiner Warnung an den Leſer macht er die Lernenden darauf aufmerksam, dass Phraseologismen in den Musterdialogen nicht wörtlich übersetzt werden, sondern sinngemäß. Das scheint für diese Zeit jedoch eher unkonventionell zu sein, da Martin für dieses Vorgehen von anderen Lehrwerksautoren kritisiert wurde. Zu beachten ist auch hier wieder der Terminus „Sprichwort“, der in den Lehrwerken Phraseologismen im Allgemeinen, hier aber idiomatische Phraseologismen im Speziellen bezeichnet.
- (3)
- Hie wirſtu kuͤrtzlich gewarnet/ dz die Frantzoͤſiſchenreden von Wort zu wort/ in den Colloquiis nicht werden gegeben/ es ſey dann/ daſz es die Teutſche eigenſchafft zu laſſe/ vnnd ſich beede Sprachen miteinander vergleichen.
- Die vrſach ſo mich bewegt/ dieſe vermahnung vor zu ſetzen/ iſt/ daſz/ nach dem etliche fuͤrnemme leute geſehen/ daſz ich das Sprichwort/ er zittert wie ein naſſer hund/ mit diſem gegeben/ il tremble comme vn chat mouillé, ich ward rechtſchaffen cenſurirt/ vnd durch die hechel gezogen/ aber doch in meinem abweſen/ daſz ich fuͤr einen hund ein katz geſetzt/ (dann die Frantzoͤſen ſagen/ wie ein naſſe katze.)
- Wann aber ſolche leute der ſprachen eigenſchafft wuͤſten/ vnd wie ſich einer verhalten ſoll/ eine durch die andere zu geben vnd außzulegen/ ſo wuͤrden ſie viel anders reden. Betrachten ſie nur was das fuͤr ein rottwelſch gebe/ wann man dieſe Sprichwoͤrter von wort zu wort geben wolt. (Martin 1635: Vorwort)3
Im Anschluss nennt Martin noch weitere Beispiele für Abweichungen zwischen dem Deutschen und Französischen, um zu begründen, warum in vielen Fällen die wörtliche Übersetzung nicht funktioniert. Er illustriert die Unangemessenheit wörtlicher Übersetzungen idiomatischer Mehrworteinheiten, etwa: „Dz hertz iſt ihm in die hoſen gefallē/ le coeur luy eſt tombé dans les chauſſes, c’eſt à dire, le courage luy a falli“ oder „Bey Nacht seynd alle Kühe schwarz/ de nuit toutes vaches sont noires, pour dire, de nuit tous chats son gris“ (Martin 1635: Vorwort). Der Autor warnt davor, dass im Französischen falsche Freunde zum deutschen Phraseologismus erzeugt werden, die es so in der Sprache nicht gibt. Jemandem fällt das Herz in die Hose wird paraphrasiert, das Sprichwort bei Nacht sind alle Kühe schwarz wird mit einer semantisch äquivalenten, aber formal abweichenden phraseologischen Entsprechung übersetzt. Die Kritik an Martins bidirektional verwendbaren Gesprächsbuch spiegelt ein noch heute gültiges Problem im Fremdsprachenerwerb wider: „Sprachlerner tendieren dazu, die muttersprachliche Phraseologie unreflektiert in die Fremdsprache zu übertragen[…], weil eine durch die Ausdrucksseite der Phraseologismen bedingte Symmetrie, d.h. Äquivalenz, zwischen der Mutter- und der Fremdsprache vorausgesetzt wird“ (Hallensteinsdóttir / Farø 2010: 151).
Auch Matras (1633) beschäftigt sich in seinem Vorwort mit der Übersetzungsproblematik und nennt zwei Möglichkeiten des Umgangs damit, wie in Beispiel (4) zu sehen ist:
- (4)
- Ein Sprichwort in der einen oder andern Sprach / welches die dritte oder vierdte nicht eigentlich außdeutet: Du solt aber wissen / das solches bisweilen mit willen geschehen / dieweil kein ander bequemer zu finden die rechte meynung zu erklären. Es ist auch hierin manch Frantzösisch Sprichwort / das weder im Dänischen / noch Italianischen / noch Teutschen stehet / So ists aldann von wort zu wort gegeben / oder gantz außgelassen worden (Matras 1633: n.p.).
Idiome und Sprichwörter, die in den anderen Sprachen keine Entsprechung haben, werden entweder ausgelassen und demnach gar nicht übersetzt, oder sie werden ‚von Wort zu Wort‘ wiedergegeben, also lediglich durch die Paraphrasierung der Bedeutung. Falls es möglich ist, werden Phraseologismen in diesem Lehrwerk vor allem mithilfe phraseologischer Entsprechungen wiedergegeben, die jedoch keine lexikalisch-syntaktischen Äquivalente sein müssen. Den Verfassern der Lehrwerke ist also zumindest teilweise bewusst, dass idiomatische Mehrwortausdrücke nicht wie Lexeme übersetzt werden können. Gleichzeitig wird ihr Wert für die Sprache (vor allem im gesprochenen Dialog) hervorgehoben, wie in Kapitel 6.1 illustriert wurde.
6.2.2 Untersuchung anhand von Somatismen
Wie eingangs erwähnt, ist von der Übersetzung der Phraseologismen auch der Erwerb phraseologischer Kompetenz durch die Lernenden abhängig. Anhand von Somatismen4 wird untersucht, welche Idiome die Lehrwerke den Lernenden vermitteln, inwiefern sich diese unterscheiden und wie diese übersetzt werden. Eine Frage ist ferner, ob die Lehrwerke vermehrt interlingual total äquivalente Idiome verwenden oder auch partiell äquivalente und null-äquivalente Idiome miteinbeziehen. Die Zuordnung von Idiomen zu bestimmten Äquivalenztypen gestaltet sich aufgrund der Variation besonders, aber nicht ausschließlich, im historischen Kontext kompliziert. Einzelne Phraseologismen können unterschiedliche formale Varianten aufweisen, vor allem hinsichtlich der lexikalischen Besetzung, was symptomatisch für „einen schwächeren Grad an Lexikalisierung in der Diachronie“ (Filatkina 2018: 41) und eine sich über lange Zeiträume hinweg entwickelnde Festigkeit ist (vgl. Burger / Linke 1998: 747; Friedrich 2007: 1100; Filatkina 2018: 41). Zur Überprüfung der Existenz und Bedeutung der Idiome im frühneuzeitlichen Deutsch und Französisch werden zeitgenössische Wörterbücher und historische Online-Wörterbücher konsultiert. So kann darüber hinaus auch eine potenzielle Äquivalenz zwischen den beiden Sprachen kontrolliert und in diesem Zuge die tatsächliche Verwendung in den untersuchten Texten interpretiert werden.
Zur Rolle von Äquivalenzbeziehungen bei der Vermittlung von Fremdsprachen wird einerseits gesagt, dass es „wichtig ist […], im phraseodidaktischen Prozeß im Rahmen des Faches Deutsch als Fremdsprache natürlich zuerst von den totalen und partiellen Äquivalenten auszugehen“ (Laskowski 2017: 613; vgl. auch Mollica / Wilke 2019: 123). Korhonen (2007: 585) räumt ein, dass die totale Äquivalenz in fremdsprachendidaktischen Kontexten nicht unbedingt im Vordergrund stehen solle, da „totale interlinguale Äquivalente geringere Lernschwierigkeiten bereiten und kaum Interferenzfehler verursachen“.
Die folgende Tabelle zeigt Beispiele für deutsche und französische Somatismen, die in totaler Äquivalenz zueinander stehen und die auch in den untersuchten Lehrwerken vorkommen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie in den Lehrwerken auch immer diesem Äquivalent in der anderen Sprache gegenübergestellt werden müssen.
Deutsch | Französisch | Bedeutung |
sich die Finger nach etwas lecken | s’en lécher les doigts | ‚etwas schmackhaft finden‘ |
in guter Hand sein | être en bonne main | ‚bei jemandem gut aufgehoben sein‘ |
seine Nase in alles stecken | fourrer/mettre son nez partout | ‚sich in Angelegenheiten einmischen, die einen nichts angehen‘ |
Das dritte Beispiel findet sich in den Texten jedoch nicht durchgehend, sondern beispielsweise wie in (5) mit einer lexikalischen Entsprechung im Deutschen:
- (5)
- mettre son nez par-tout – sich aller Sachen annehmen (Poetevin 1745: 78)
Gelegentlich finden sich in den Gesprächen auch mehrere Somatismen direkt nacheinander:
- (6)
- Taisez vous.
- Vous me rompez la teste.
- Ne me troublez pas le cerveu
- Si je vous entends plus parler,
- je vous frotteray les oreilles.
- Schweig still.
- Du zerbrichst mir den kopff.
- Mache mir den kopff nicht toll.
- Höre ich dich mehr reden/
- so will ich dir die Ohren reiben. (Duëz 1692: 85)5
- (7)
- ne me rompez plus la tête – brecht mir den Kopf nicht mehr (Duëz 1692: 162)
- (8)
- Ne me romps pas la tête – Mache mir den Kopff nicht warm (Veneroni 1751: 335)
In dem Gesprächskontext in (6) entsprechen sich fr. rompre la tête à qn. und dt. jemandem den Kopf (zer)brechen ‚lästig sein, jemanden durch Lärm stören‘. In einem anderen Gespräch desselben Autors (vgl. (7)) findet sich die Variante jemandem den Kopf brechen, das französische Idiom ist bis auf orthographische Variation dasselbe. Es ist jedoch fraglich, wie geläufig das Idiom im Deutschen war. Von den Wörterbüchern dieser Zeit findet sich dieses Idiom nur im deutsch-französischen Wörterbuch von Kramer (1715): „Kopf (einem ihn brechen, warm machen rc.) rompre, echauffer la tête, le cerveau, les oreilles à q.“ (Kramer 1715: 407). Allein dieser Wörterbucheintrag zeigt bereits den Variantenreichtum beider Sprachen, wobei sich einige davon auch in den Lehrwerken wiederfinden, etwa in Beispiel (7) jemandem den Kopf warm machen.
Bei dt. sich den Kopf zerbrechen und fr. se rompre la tête mit Reflexivpronomen handelt es sich um totale Äquivalente, die ebenfalls mehrere Varianten haben, wie die folgenden Beispiele zeigen.
- (9)
- que de me rompre la teste – als mir selber vnmuth machen (Martin 1660: 69)
- (10)
- bien que ie m‘alambique l‘esprit – wann ich mir schon den Kopff drüber zerbreche (Martin 1660: 752) (wörtl.: auch wenn ich mir den Geist destilliere)
- (11)
- Il s’alambique la cervelle – Er zerbricht sich den Kopff. (Grain 1738: 142) (wörtl.: ‚Er destilliert sich das Gehirn‘)
In (9) steht dem französischen Idiom eine lexikalische Entsprechung im Deutschen gegenüber, obwohl es ein absolutes Äquivalent gegeben hätte. Daneben erscheint auch ein gleichbedeutendes französisches Idiom mit zwei lexikalischen Varianten, fr. s’alambiquer la cervelle/l’esprit in (10) und (11). Selbst wenn eine total äquivalente idiomatische Entsprechung möglich ist, müssen diese Idiome nicht unbedingt auf diese Weise übersetzt werden. Möglich ist jedoch auch, dass die Autoren die Idiome unterschiedlich konnotieren oder es weitere Bedeutungsnuancen gegeben hat. Für Übersetzungen unabhängig von fremdsprachendidaktischen Zielen gilt laut Korhonen (2004: 581): „Leitendes Prinzip ist das Erreichen von Bezeichnungsgleichheit, und dazu ist es nicht erforderlich, z.B. einen phraseologischen Ausdruck mit einer entsprechenden Einheit zu übersetzen“ (vgl. auch Mellado Blanco 2009: 278). Aus heutiger Sicht gilt im Fremdsprachenunterricht hingegen, dass zunächst der Einbezug totaler Äquivalente sinnvoll sein kann, „weil Lernende durch die interlingualen Analogien zum Fremdsprachenlernen (in diesem Fall) der Phraseologismen ermutigt werden können“ (Mollica / Wilke 2019: 123).
Daneben befinden sich in den Texten auch Idiome, die in der jeweils anderen Sprache ein partielles Äquivalent haben. Die folgende Tabelle soll diesen Entsprechungstyp anhand von Idiomen veranschaulichen, die so auch in den untersuchten Lehrwerken vorkommen.
Deutsch | Französisch | Bedeutung |
Große Augen machen | Ouvrir de grands yeux | ‚erstaunt sein‘ |
Haare lassen | Laisser des plumes/du poil | ‚Verlust erleiden‘ |
Jemandem eine lange Nase machen | Faire un pied de nez à quelq. | ‚jemanden verspotten‘ |
- (12)
- Ie l'ay sur le bout (bord) de la langue - Es ligt mir auff der Zunge (Matras 1633: 151-152)
Die beiden Idiome in (12) sind partiell äquivalent und unterscheiden sich nur lexikalisch (fr. wörtl.: ‚Ich habe es auf der Zungenspitze‘). Das Idiom jemandem eine Nase drehen ist im Deutschen im 17. und 18. Jahrhundert hingegen polysem (‚jemanden verspotten‘, ‚jemanden täuschen‘). In der ersten Lesart ist es synonym mit jemandem eine lange Nase machen und äquivalent mit französischem faire un pied de nez, wie auch in (13) und (14) deutlich wird.
- (13)
- On luy a fait un pied de nés – Man hat ihm eine lange Nase gemacht (Matras 1633: 200)
- (14)
- Faire un pied de nez à quelq. – Einem eine Nase drehen. (Anonym 1763: 534) (wörtl.: ‚Jemandem einen Fuß Nase machen / Jemandem eine einen Fuß lange Nase machen‘)
Beide Idiome können mit der Lesart ‚jemanden verspotten’ mit dem französischen Idiom wiedergegeben werden. Die andere Lesart von jemandem eine Nase drehen ‚jemanden täuschen‘ wird wie in Beispiel (15) mit mener par le nez wiedergegeben, das wiederum mit jemanden an der Nase herumführen äquivalent ist. Letzteres wird ebenso als Entsprechung genutzt, wie Beispiel (16) zeigt. In (17) findet sich dann wiederum im Französischen ein anderes Idiom. Die verschiedenen Bedeutungsvarianten werden dabei jedoch nicht erläutert. Die Idiome werden nicht immer in Dialoge eingebettet, sondern befinden sich unter anderem auch in Phrasem-Listen, die den Lernenden keinen möglichen Verwendungskontext veranschaulichen.
- (15)
- mener par le nez – eine Nase drehen (Poetevin 1745: 79)
- (16)
- le mener par le nez – bey der nasen herumb führen (Martin 1660: 588)
- (17)
- Il m'en a donné d'une bonne – Er hat mich trefflich bey der Nase herum geführet (Grain 1738: 315)
Die Substitutions-Äquivalenz, also semantisch äquivalente Idiome in beiden Sprachen, die sich aber lexikalisch völlig voneinander unterscheiden können, trifft auf folgende Beispiele zu: „avoir les bras croisés“ – „die Hände in den Schooß legen“ (Veneroni 1751: 254) oder „Il a des oeufs, de fourmis sous les piés“ – „Er hat kein Sitz-Fleisch“ (Grain 1738: 438). Dabei ist auch möglich, dass eines der beiden Idiome keine somatische Komponente beinhaltet.
Substitutions-Äquivalenz liegt bei dem Idiom kein Blatt vor das Maul nehmen (vergleichbar mit dem gegenwartsdeutschen kein Blatt vor den Mund nehmen) vor, das ebenfalls entweder wie in Beispiel (18) mithilfe eines semantisch äquivalenten Idioms oder wie in den Beispielen (19) und (20) mit einer lexikalischen Entsprechung wiedergegeben wird.
- (18)
- Cette ordure s‘appelle en bon François & sans flatter le dé, Merde - Dieser vnrath heißt auff gut Teutsch vnd kein blat vors maul genommen/ dreck (Martin 1660: 165)
- (19)
- Ne rougissez point pour vous ouyr dire si franchement la verité – Ihr solt darumb nit schamroth werden/ daß ich kein blatt fürs maul nemme/ vnd sage die warheit so frey herauß (Martin 1660: 763)
- (20)
- Il parle clair & net - Er nimmt kein Blatt vors Maul (Grain 1738: 49)
Das Idiom dt. durch die Finger sehen ‚bei illegalen Handlungen tatenlos zusehen‘ hat weder eine totale noch eine partielle phraseologische Entsprechung im Französischen und wird in (21) und (22) durch lexikalische Entsprechungen wiedergegeben.
- (21)
- Ne vous suffit il pas que je dissimule? - Ist es euch nicht genug, daß ich durch die Finger sehe? (Poetevin 1745: 196)
- (22)
- Que vous semble de ce qu'on connive à telle practique - Was dunckt euch/ das man bey einem solchen practiciren durch die finger sihet (Martin 1660: 749)
Mit dem Idiom durch die Finger sehen werden im Französischen die Verben dissimuler ‚etwas verschweigen, verbergen‘, wie in (21), oder conniver ‚über etwas hinwegsehen, etwas absichtlich nicht beachten‘, wie in (22), gleichgesetzt. Auf ein semantisch äquivalentes, aber formal divergentes Idiom wird nicht zurückgegriffen, wofür bei Schwan (1782: 569) auch das Idiom se bander les yeux infrage gekommen wäre, das eine ähnliche Bildhaftigkeit aufweist. Der Schwerpunkt liegt hier eher darin, sprachliche Einheiten (idiomatisch oder nicht) semantisch passend zuzuordnen, als darin, möglichst idiomatische Ausdrücke zu vergleichen.
Schließlich vermitteln die Lehrwerke auch solche Idiome, die in der anderen Sprache keine phraseologische Entsprechung haben. Bei Null-Äquivalenz kann ein Idiom beispielsweise mit einem nicht-idiomatischen Äquivalent gleichgesetzt, bzw. paraphrasiert oder mit einer lexikalischen Entsprechung übersetzt werden. Das französische Idiom avoir un dent de lait contre quelqu’un (wörtl.: ‚Einen Milchzahn gegen jemanden haben‘) hat im Deutschen kein Äquivalent und wird deshalb mit „einen Grollen wider einen haben“ (Poetevin 1745: 72) paraphrasiert, auf zwei unterschiedliche Varianten kommt Grain (1738): „Er hat einen alten Haß gegen mich“ (ebd.: 176) und „Er ist mir von langer Zeit her gram“ (ebd.: 363). Vielfältiger verhält es sich bei Entsprechungen des Idioms eine ehrliche Haut sein. Zum einen tauchen in den Texten verschiedene lexikalische Varianten dieses Somatismus auf, etwa eine fromme Haut sein und die beste Haut sein neben eine ehrliche Haut sein. Zum anderen hat es entweder wörtliche Entsprechungen wie in „C’est un bon homme“ – „Er ist eine ehrliche Haut“ (Anonym 1763: 520) oder eine metonymische „C’est une bonne ame“ – „es ist eine fromme Haut“ (Duëz 1692: 184).
Nicht in jedem Fall kann nachvollzogen werden, ob es sich in beiden Sprachen um zu dieser Zeit bereits existierende Idiome oder gegebenenfalls um im Entlehnungsprozess begriffene Idiome handelt, so etwa im folgenden Beispiel.
- (23)
- Il semble, à vous voir, que vous soyez encor tout endormy: vous avez encor du sable dans les yeux - Es dunckt mich, euch anzusehen, das ihr noch gantz schläfferig seit: ihr habt noch sandt in den augen (Duëz 1639: 70-71)
Sand in den Augen haben ist laut dem Online-Lexikon zur diachronen Phraseologie (OldPhras) bzw. dem Wörterbuch der deutschen Umgangssprache erst seit dem 19. Jahrhundert als Idiom des Deutschen nachzuweisen. Weiterhin gibt es Textstellen, die formal äquivalente Idiome beinhalten, deren Lesarten sich aber aufgrund von Polysemie unterscheiden können. In Beispiel (24) finden sich die Idiome jeter les yeux sur quelque chose und die Augen auf etwas werfen, die in diesem Kontext äquivalent verwendet werden.
- (24)
- Non plus doit on toucher les Escritures, Liures, ou semblables choses d'autruy, s'approcher d'icelles, ny ietter les yeux dessus – Noch weniger soll man die Schrifften/ Bücher/ oder dergleichen Sachen eines anderen anrühren/ sich nahe darbey machen/ noch die Augen darauff werffen (Anonym 1679: 129)
Das Idiom die Augen auf etwas werfen (vergleichbar mit dem gegenwartssprachlichen ein Auge auf etwas werfen) hat nach Adelung (1780: 180) die Lesarten „es ansehen, als ein Verlangen darnach nähren“, während jeter les yeux sur quelque chose laut dem Dictionnaire de l’Académie française (1789) eher ‚etwas beiläufig ansehen‘ bedeutet. Der Kontext in (20) erlaubt beide Bedeutungen des deutschen Idioms, aus der Erwerbsperspektive des Deutschen als Fremdsprache mit dem Französischen als Ausgangssprache würde jedoch nur die Lesart ‚etwas ansehen‘ aktiviert werden. Für diese Lesart wird bei Adelung auch einen Blick auf etwas werfen angegeben6. Eine richtige Scheinäquivalenz, bei der zwei semantisch unterschiedliche, aber lexikalisch und morphosyntaktisch ähnliche Idiome gleichgesetzt werden, zeigt (25).
- (25)
- Il m’a fait rentrer les paroles dans la gorge – Er hat mir die Worte im mund verdrehet (Grain 1738: 456)
Während das deutsche Idiom ‚jemandes Äußerungen verfälscht wiedergeben‘ bedeutet7, wird das französische Idiom für ‚jemanden zwingen, die eigene Aussage (bzw. Beleidigung) zu widerrufen / jemanden zum Schweigen bringen‘8 verwendet. Die Idiome haben formale Ähnlichkeiten (fr. gorge ‚Kehle‘ vs. dt. Mund) und aufgrund ihrer Bildhaftigkeit ähnliche, aber eben keine identischen Bedeutungen. Scheinäquivalenzen bzw. falsche Freunde scheinen in den untersuchten Werken jedoch eher die Ausnahme zu sein.
Wörtliche Übersetzungen im Rahmen von Bedeutungserklärungen kommen in den Lehrwerken nicht vor. Die Idiome werden bis auf die Wiedergabe in einer (oder mehreren) anderen Sprache(n) nicht weiter erklärt, wobei eine Übersetzung jeder einzelnen Komponente eines Idioms auch zusätzlich zu der Übersetzung durch ein (partiell) äquivalentes Idiom oder zu einer Bedeutungsparaphrasierung bzw. Übersetzung mittels eines Lexems auch sinnvoll und verständnisstiftend sein kann, da sie die Bildhaftigkeit nachvollziehbarer macht (vgl. Hallensteinsdóttir 2009: 220).
7. Fazit
Nicht nur in der gegenwärtigen Fremdsprachendidaktik ist die Vermittlung phraseologischer Einheiten ein komplexes Terrain und Gegenstand metasprachlicher Reflexionen. Wenn auch in einigen Fällen nicht explizit thematisiert, scheinen Phraseologismen und Idiome im Speziellen schon im 17. und 18. Jahrhundert Bestandteil der Vermittlung von Fremdsprachen (neben vor allem den sogenannten „historischen Phraseologien“) auch in den Grammatiken zu sein. Sie werden beispielsweise durch Musterdialoge als Teil des Wortschatzes und demnach neben einzelnen Lexemen erlernt bzw. verinnerlicht, oder aber mithilfe von Wort- und Phrasemlisten erworben.
Der Schwerpunkt liegt dabei jedoch nur teilweise darauf, idiomatische Einheiten mittels anderer idiomatischer Einheiten zu erklären bzw. zu übersetzen. Für das Verstehen der Bedeutung wäre eine einfache, paraphrasierende Erklärung ausreichend. Einige Lehrwerksautoren heben gleichwohl hervor, dass phraseologische Übersetzungen, sofern möglich, zu bevorzugen seien – unabhängig davon, ob es eine totale, partielle oder nur eine Substitutionsäquivalenz gibt. In den meisten Fällen ist die Übersetzungsrichtung jedoch unbekannt. Der Anspruch, idealerweise phraseologische Einheiten mit anderen phraseologischen Entsprechungen wiederzugeben, könnte auch daraus hervorgehen, dass die Lehrwerke generell zum Erlernen aller darin enthaltener Sprachen genutzt werden konnten und es somit vor allem auf Wortregister und Musterdialoge bezogen keine Unterscheidung zwischen Ausgangs- und Zielsprache gibt.
Im Fokus stehen vor allem umgangssprachliche Idiome, was der an der mündlichen Kommunikation orientierten Konzeption der Lehrwerke und den nach alltäglichen Situationen ausgerichteten Themen der Musterdialoge entspricht. Idiome mit Nulläquivalenz werden nicht vermieden, sondern sind ebenfalls Bestandteil des Lehrmaterials. Es könnte folglich angenommen werden, dass möglichst frequente und in der Alltagssprache vorkommende Phraseologismen vermittelt werden sollten, ohne schwierigere Fälle zu umgehen (vgl. auch Filatkina 2009: 23).
Da es zu dieser Zeit noch keinen professionellen beziehungsweise institutionalisierten Sprachunterricht gibt, erlaubt die heterogene Autorenschaft der Lehrwerke darüber hinaus auch eine Rekonstruktion der nicht gelehrten Perspektive auf Sprache. Die Fremdsprachenlehrwerke sind eine vielversprechende Quelle für die Erschließung der Phraseologie des 17. und 18. Jahrhunderts, da sowohl die Metaebene der Sprachreflexion als auch die Sprachgebrauchsperspektive abgebildet werden. Ferner weisen die Texte eine große Variation auf phraseologischer Ebene auf, etwa bezüglich der lexikalischen Besetzung, die sich für die Untersuchung von Sprachwandelprozessen anbietet.
Die Lehrwerke bieten außerdem durch die der Textsorte inhärenten Mehrsprachigkeit die Chance, Unsicherheiten hinsichtlich der genauen Bedeutung von idiomatischen Ausdrücken zu kompensieren, da im Zweifel eine oder sogar mehrere Entsprechungen in anderen Sprachen zur Verfügung stehen oder aber der Autor die Bedeutung sogar auf metasprachlicher Ebene erläutert.
Schließlich ermöglicht die Analyse der Phraseologie auch Einblicke in die Entwicklung der Textsorte: Die Fremdsprachenlehrwerke werden im Laufe der Zeit zunehmend elaborierter und entwickeln sich von rudimentären Phrasensammlungen hin zu umfangreichen Werken mit einzelnen Kapiteln zu Grammatik, Sprachgebrauch, Lexik sowie Briefen und Phraseologismen. Während in den Anfängen vor allem die einfache Verständigung in der Fremdsprache im Vordergrund stand, wird der Umgang mit phraseologischen Einheiten in späteren Werken bewusster, da sie zuvor eher beiläufig erwähnt werden oder teilweise unkommentiert bleiben, avancieren sie in den späteren Lehrwerken zum Gegenstand metasprachlicher Reflexion.
Notes
- In diesem Beitrag werden Idiome nach Burger (2015: 33) als „idiomatische Wortverbindungen“ verstanden. [^]
- Zur Terminologie phraseologischer Einheiten in historischen Grammatiken siehe auch Burger et al. (1982: 360-362). Für weitere Begriffen in den historischen Phraseologien vgl. Autelli (2021). [^]
- Das Vorwort ist sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch verfasst. [^]
- Als Somatismen sollen im Folgenden solche Phraseologismen gelten, „die einen Körperteil als Komponente enthalten“ (Burger 2015: 88). [^]
- Hervorhebung durch die Autorinnen. [^]
- Zu die Augen bzw. ein Auge auf etwas werfen aus diachroner Perspektive vgl. auch Burger / Linke (1998: 748). [^]
- Im deutsch-französischen Wörterbuch von Silbermann (1799: 403) heißt es „Fig. er drehet mir das Wort im Maul herum, il donne un sens forcé (un faux sens) à mes paroles, il interprète mal ce que je dis“. [^]
- Bei Schmidlin (1772: 189): „je vous ferai rentrer ces paroles (oder ces injures) dans la gorge, ich werde euch alle die Schimpfreden, die ihr gegen mich ausgestoßen habt, in euren Rachen zurückschieben, d.i. ich werde euch nöthigen, sie zurückzunehmen oder zu widerrufen […]“. [^]
Literatur und Ressourcen
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Biographische Notiz:
Laura Panne ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im Bereich Linguistik (Digitale Historische Sprachwissenschaft) am Institut für Germanistik der Universität Hamburg. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen historische Mehrsprachigkeit, Sprachwandel und Phonetik und Phonologie.
Kontaktanschrift:
Laura Panne
Universität Hamburg
Von-Melle-Park 6
20146 Hamburg
Julia Hübner vertritt die Professur Linguistik des Deutschen mit dem Schwerpunkt digitale historische Sprachwissenschaft am Institut für Germanistik der Universität Hamburg. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen (historische) Morphosyntax, historische Mehrsprachigkeit sowie Sprachvariation und -wandel.
Kontaktanschrift:
Julia Hübner
Universität Hamburg
Von-Melle-Park 6
20146 Hamburg